Twitteratur, Versuchsfeld I

die gesellschaft insgesamt zieht die verkunstung der kunst vor.

Holger Benkels Gedanken, die um Ecken biegen sind genau gedacht und karg gefaßt. Jeder Passus macht dem nächsten Platz. Manchmal lassen sich engere Zusammenhänge erkennen, dann wieder blitzen die Webfäden nur versteckt auf. Benkel schreibt mit einem Witz, der niemals grob, immer aber scharf ist. Auch Wörter sind Migranten. Benkel gibt ihnen den nötigen Raum, damit sie erzählen können. Ganze Passagen der eigenen Textkompositionen dekonstruiert er, damit das sich dem Leser das Vertraute auf das uns Fremde hin öffnet. Das literarisch Wertvolle daran ist, daß er das Spiel mit den Wörtern nicht als bloße Etüde betreibt. Vielmehr schimmert hinter all seinen Spracherkundungen ein existentieller Kern, das kleinstmögliche Ganze.

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Gedanken, die um Ecken biegen, Aphorismen von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2013 

Twitteratur, Genese einer Literaturgattung. Erweiterte Taschenbuchausgabe mit der Dokumentation des Hungertuchpreises. Herausgegeben von Matthias Hagedorn, Edition Das Labor 2019.

Weiterführend →

Ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.