Georg Trakl

 

Seine Augen standen ganz fern.

Er war als Knabe einmal schon im Himmel.

 

Darum kamen seine Worte hervor

Auf blauen und weißen Wolken.

Wir stritten über Religion,

Aber immer wie zwei Spielgefährten,

 

Und bereiteten Gott von Mund zu Mund.

Im Anfang war das Wort.

 

Des Dichters Herz, eine feste Burg,

Seine Gedichte: Singende Thesen.

 

Er war wohl Martin Luther.

 

Seine dreifaltige Seele trug er in der Hand,

Als er in den heiligen Krieg zog.

 

– Dann wußte ich, er war gestorben –

Sein Schatten weilte unbegreiflich

Auf dem Abend meines Zimmers.

 

 

 

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Else Lasker-Schüler aka Prinz Yussuf (1912)

„Die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte“, sagte Gottfried Benn über Else Lasker-Schüler. Sie bewegte sich wie eine Märchenfigur durch Berlin und fiel mit ihrer exzentrischen Erscheinung auf.
Else Lasker-Schüler wurde geboren am 11. Februar 1869 in Elberfeld. Sie starb am 22.1.1945 in Jerusalem.

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KUNO würdigte die Poetin mit einem Rezensionsessay. Poesie zählt für die Kulturnotizen weiterhin zu den wichtigsten identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.