Erwachsenes Kassettenkind

„Kassettenkinder“ sind ein Kulturphänomen der alten BRD. Diese analoge Abspielmöglichkeit auf Magnettonband begleitete Kinder durch die 1980er Jahr, wodurch eine spezielle Form von Hörspielkollektivgedächtnis entstanden ist, aus dem sich ein sentimentaler Retro-Kult speist. Die Hörspielhelden der Kindheit scheinbar sind viel tiefer im Gedächtnis dieser Kids verankert, als es Protagonisten aus Büchern, Filmen oder gar aus dem Radio je sein könnten. Da Kinder ihre Lieblingskassetten wieder und immer wieder anhören, kennen sie die Geschichten Wort für Wort auswendig. Und dies  meistenfalls auch für  den Rest ihres Erwachsenenlebens. Vor daher erscheint es „normal“, daß Menschen über 30 sich „Fünf Freunde“-, „Drei ???“- oder „TKKG“-Abenteuer auch weiterhin anhören.

Eines dieser Kassettenkinder ist der unermüdlich tätige Michael Girbes. Er ist  seit der Gründung der Hoerspiel-Gemeinschaft e. V.  erster Vorsitzender des Vereins. Die Idee für diese Hörspielgemeinschaft stammt eigentlich von einem anderen Kassettenkind, René Wagner, der  Girbes nach der Leipziger Buchmesse 2009 fragte, ob er sich einen Gemeinschaftsstand von Webseitenbetreibern auf der nächten Messe vorstellen könnte. Die Macher haben mit ihrem Konzept überzeugt. Bei der Realisierung haben sie die Leipziger Buchmesse und das Magazin ‚hörBücher‘ tatkräftig unterstützt. Die Ziele des Vereins sind die Pflege und Förderung des Kultur des guten Hörspiels.

Unterstützt wird die Arbeit der Hörspielgemeinschaft weiterhin von einem der liebenswertesten Foren der Szene, dem Hörspieltalk. Das Team dieser Fanpage versorgt seine Leser und auch Hörer regelmäßig mit vielen aktuellen Hintergrundberichten aus der Hörspiel- und Hörbuchbranche. Hörspieltalk unterscheidet sich wohltuend von anderen Fanseiten, weil alle Beiträge und Themen für jeden Besucher zu lesen sind. Nur wenn jemand mitdiskutieren möchte, muß er sich registrieren. Wer als Kassettenkind aufgewachsen ist, wird sich in diesem Forum sicher sehr wohlfühlen.

 

 

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Kassettentäter ist der Überbegriff für eine Vielzahl von Veröffentlichungen die Ende der 1970er und vor allem in den 1980er Jahren in Deutschland erschienen sind. Gemeinsam war den Veröffentlichungen der Tonträger Kassette. Lesen Sie dazu auch den einführenden Essay aus dem KUNO-Archiv.

Home Taping Is Killing Music war eine Kampagne der British Phonographic Industry. Der Slogan war meist als Aufkleber auf Plattencovern zu finden.

Weiterführend → 

Laut Deutschlandfunk sind Tapes „Hipper als Vinyl“. Herr Nipp erhebt Einspruch, 1986 wurden zum ersten Mal mehr CDs als Schallplatten gekauft. Nun hat Vinyl die CD wieder überholt. Die Redaktion läßt nach diesem Pro auch ein Contra zu Wort kommen.