Funkgerät

 

Beschämt erwachte Ludwig Bronischewski auf dem Cranger Friedhof. Leckte mit der Zunge seine Zähne ab. Schmeckte Blut. Tastete mit dem Zeigefinger an seinen Kiefer. Der Polizist richtete sich langsam auf. Grell tanzten Laserstrahlen am Himmel. Sein Kopf dröhnte, als ob ein Hornissenschwarm darin gefangen wäre. Er griff an den Bund seiner Hose. Die Handschellen waren verschwunden. Die Waffe entsichert. Das Funkgerät funktionsfähig.

»Zwo–sieben. Bitte melden.«

»Hier zwo–sieben. Was gibt’s, Ludwig?«

Bronischewski ließ sein Funkgerät sinken. Mit einem Mal fühlte er sich alt, sackalt. Ihm wurde blitzlichtartig klar, dass er in ein Alter kam, wo er Kraft sparen musste. Was sollte er sagen: „Sucht eine Frau in roter Unterwäsche und mit langem, schwarzen Haar?“ Die hatte sich doch bestimmt längst umgezogen.

»Einen Moment…«, er ließ das Funkgerät schnarren, als er die Verbindung unterbrach. Er dachte eine Weile nach.

 

 

Fortsetzung folgt.

***

Massaker, ein Cranger-Cirmes-Crimi von Barbara Ester und A.J. Weigoni, Krash-Verlag 2001

Weiterführend →

In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Lesen Sie auch das Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit dem echten Bastei Lübbe-Autor Dieter Walter. Eine Würdigung von Massaker durch Betty Davis lesen Sie hier. Die Hörfassung unter dem Titel Blutrausch hören Sie in der Reihe MetaPhon. Als Tag für die Vorstellung dieses Cranger-Cirmes-Crimis war der 11. September 2001 vorgesehen.