Luftblasen

 

Die Luftblasen wurden allmählich weniger. Jacqueline spürte, wie die Kleidung des Betrunken sich voll Wasser sog. Noch ein letztes freundliches Blubbern. Sie hielt die Leiche so lange fest, bis das Schiff in die Schleuse fuhr, dann stiess sie den Körper von sich weg. Er trieb für einen Moment am Ufer entlang, wurde von dem Wasser aus der Schleuse mitgerissen und trat seine Reise an. Die leichte Strömung würde ihn vorwärts treiben. Jacqueline kannte keine Schuldgefühle, kannte kein Mitleid, kannte nur ihre Arbeit. Sie stieg die Böschung wieder hinauf. Lauschte. Hörte keine Schritte. Zündete sich eine Zigarette an. Zog daran. Atmete den Rauch tief ein. Blickte ein letztes Mal auf das Brackwasser. Fand ihr Fahrrad dort, wo sie es am Brückenpfeiler angekettet hatte. Sie blickte noch einmal zurück auf den Kanal, zur Kirmes, zur Schleuse, schwang sich auf den Sattel und fuhr über Schleichwege nach Hause.

Um sich zu entkrampfen, warf sie „Take a look around“ von limp bizkit in den CD–Player. Tanzte sich schweißnass. Legte sich entspannt auf das Laken. Schlief traumlos.

 

 

Fortsetzung folgt.

***

Massaker, ein Cranger-Cirmes-Crimi von Barbara Ester und A.J. Weigoni, Krash-Verlag 2001

Weiterführend →

In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Lesen Sie auch das Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit dem echten Bastei Lübbe-Autor Dieter Walter. Eine Würdigung von Massaker durch Betty Davis lesen Sie hier. Die Hörfassung unter dem Titel Blutrausch hören Sie in der Reihe MetaPhon. Als Tag für die Vorstellung dieses Cranger-Cirmes-Crimis war der 11. September 2001 vorgesehen.