Der ART-O-MAT

An einem lauen Frühlingsabend im Jahr 1997 wollte der Künstler Haimo Hieronymus eigentlich nur Zigaretten holen…

 

Der Prototyp, ein ART-O-MAT von Haimo Hieronymus, Photo: Dieter Meth

 

…als die Packung durch Betätigung der Schublade erschien, war ihm sofort klar, dass man hier ein Vermarktungssystem hatte, welches auch für Kunst brauchbar sein würde. Hieronymus hat bei einem Automatenbetreiber angefragt, prompt hatte er ein ausrangiertes Gerät, das er zunächst leihweise, später dann dauerhaft übergab. Die erste Aufstellung war ein großer Erfolg. Viele Künstler haben gefragt, ob sie das System einfach nachmachen dürfen.

„Klar. Ideen sollten frei bleiben und nicht durch irgendwelche Eitelkeiten eingeschränkt werden.“

KUNO zitiert aus dem Artikel „Kunst aus dem Automaten“ aus dem Jahr 2007 von Achim Benke für die Westfalenpost:

Automaten ja, aber was ist ein Artomat? Der Neheimer Künstler Haimo Hieronymus hatte 1997 eine Idee, als neue Zigarettenautomaten aufgestellt wurden. Er fragte sich, was passiert mit den alten Geräten und wie kann man sie neu nutzen. …

… Er steckte kleine Kunstobjekte in bunte Schachteln und bestückte den Automaten. Für kleines Geld erwirbt man Kunst und hat ein Unikat.

Wie kamen Sie auf diese Idee?
Mir fiel 1997 auf, dass neue Zigarettenautomaten in der Stadt angebracht wurden. Da kam mir die Idee die “Alten” doch nutzen zu können, um kleine Kunstobjekte in Schachteln zu verkaufen. Außerdem ist Kunst in Schachteln gesünder als Zigaretten. Vielleicht hat man das große Glück gezogen, dass der Inhalt der Schachtel im Wert steigt – ganz im Gegensatz zur Zigarette.

Ist diese Idee irgendwie geschützt?
Von mir nicht. Meine Meinung ist, dass Ideen der Kunst allen offen stehen sollten. Nachahmung ist notwendig, um sie weiterzubringen. Sich alle Kunstideen registrieren und sichern zu lassen, finde ich nicht zielführend. Man muss Ideen spinnen, um sie weiter zu denken. Das können doch auch andere machen. Kunst hat immer Denkblockaden verhindert.

Was soll der Artomat bezwecken?
Künstler sollten die Möglichkeit erhalten, sich zu vermarkten. Vielleicht kann man dadurch einem Künstler ein kleines Einkommen verschaffen. Die Artomaten sollten an Orten (z.B. Bibliotheken, Museen) stehen, die etwas mit Kunst zu tun haben. Somit wird Kunst für jedermann zugänglich.“

In einer anderen Zeitzone.

In den USA bildete sich zeitgleich eine ganze Gruppe von Künstlern, die „Artists in Cellophane“, welche das Wort „art-o-mat“ selbstverständlich sofort (noch in 1997) schützen ließ. Man kann sie unter dieser Adresse finden.

 

 

Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch den Essay über den Wandel des Museums.

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