Eine Erinnerung an Herbert Eisenreich

 

Wir saßen in einem Wirtshaus an der Prager Straße, draußen in Floridsdorf, am Stadtrand. Ich glaube, er lebte damals in einem der neuen Betonwohnblöcke in der nahen Autokaderstraße, wo auch ich für einige Zeit bei einem damaligen Freund Unterschlupf gefunden hatte. Wir waren nur wenige Personen am Tisch; mir hatte man als jungem unbekannten Dichter erlaubt, zu diesem wöchentlichen Stammtisch dazu zu kommen. Eisenreich und ich haben über das Mühlviertel gesprochen. Ihn interessierte, daß ich von dorther kam. Wir waren ja beide Oberösterreicher. Eisenreich selbst hatte lange Zeit in Sandl bei Freistadt, das durch die Hinterglasmalerei bekannt ist, gelebt. Ich sehe uns noch in meiner Erinnerung in diesem Vorstadtwirtshaus sitzen, einer Art von Espresso, mit einer Musikbox, die laut irgendwelche Schlager spielte. Nichts paßte zusammen. Aber dem Eisenreich war das wurscht.

 

 

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Schriftstellerbegegnungen 1960-2010 von Peter Paul Wiplinger, Kitab-Verlag, Klagenfurt, 2010

Wiplinger Peter Paul 2013, Photo: Margit Hahn

Weiterführend → KUNO schätzt dieses Geflecht aus Perspektiven und Eindrücken. Weitere Auskünfte gibt der Autor im Epilog zu den Schriftstellerbegegnungen.
Die Kulturnotizen (KUNO) setzen die Reihe Kollegengespräche in loser Folge ab 2011 fort. So z.B. mit dem vertiefenden Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Druck und Papier, manche Traditionen gehen eben nicht verloren.