Das Wort ´Fusion` hat eine Herkunft, der Bandname ist gleichlautend mit dem Namen des ersten Albums: Return to Forever
Die Musik der ersten beiden Alben ist von Chick Corea sorgfältig arrangiert und die Kompositionen zeigen eine tiefe musikalische Verständigung zwischen den Bandmitgliedern Joe Farrell, Flora Purim, Stanley Clarke, Airto Moreira. Return to Forever vereint Elemente des Jazz mit lateinamerikanischen Rhythmen zu einem einzigartigen Klangerlebnis. Die Möglichkeit zur Improvisation ist ein zentraler Bestandteil des Albums, was jedem Musiker Raum für kreativen Ausdruck gibt.
Die Band verband auf innovative Weise Jazz mit Rock, Soul, Funk und ausgeprägten Latin-Elementen. Diese Mischung war eine konsequente Weiterentwicklung des modernen Jazz der späten 60er Jahre.
Das Album wurde von Corea komponiert und zunächst unter seinem Namen vermarktet, obwohl der Titel des Albums der Name der Band ist. Zu diesem Zeitpunkt unterschied sich Coreas Annäherung an den Fusionjazz von den Arbeiten anderer früher Fusionmusiker. Abenteuerliche Soli seines Electric-Piano wurden mit den südamerikanischen Rhythmen von Airto Moreira unterlegt; dazu kamen Gesang und Perkussion von Flora Purim. Stanley Clarke war der Bassist der Gruppe, der auf der A-Seite des Albums elektrischen Bass spielt und auf der Rückseite Kontrabass; Joe Farrell spielte Flöte und Saxofon. Diese Besetzung von Return to Forever spielte mit Ausnahme von Joe Farrell auf dem Album Captain Marvel von Stan Getz, welches kurz danach veröffentlicht wurde.
Der erste Track, Return to Forever, kann in fünf Teile unterteilt werden. Es gibt drei kurze Teile, in denen Corea einfache, eindringliche Melodien spielt, die Flora Purim mit ihrer Stimme verdoppelt. Zwischen diesen drei Teilen gibt es zwei längere Teile, in denen die ganze Band spielt. Diese Hauptteile basieren beide auf ihren eigenen Riffs. Farrell spielt ein Flötesolo über den ersten Teil, und Corea spielt ein Solo über den zweiten. Die Rhythmen Moreiras geben der Komposition eine leichte Stimmung. Purim singt zusammen mit den Riffs und schreit fast ein wenig gegen Ende des Songs. Die gesamte Stimmung des Stücks kann man als geheimnisvoll bezeichnen.
Das Debütalbum zeichnet sich durch ein luftiges, perkussives Gefühl aus, das stark von brasilianischer Musik inspiriert ist. Dies wurde durch die Besetzung mit dem brasilianischen Perkussionisten Airto Moreira und der Sängerin Flora Purim maßgeblich geprägt.
Das zweite Stück, Crystal Silence, wird von Corea und Farrell mit etwas leiser Perkussion im Hintergrund gespielt. Farrell spielt ein langes Saxofonsolo. Airto Moreira brachte echte brasilianische Rhythmen wie Samba, Baiao und Maracatú auf ein sehr hohes jazzharmonisches Niveau. Chick Corea nutzte das Fender Rhodes E-Piano und Synthesizer, um einen flirrenden, atmosphärischen Sound zu erzeugen, der perfekt mit den lateinamerikanischen Rhythmen harmonierte.
Das dritte Stück, What Game Shall We Play Today? hat eine liebevolle Melodie und wird von Flora Purim gesungen. Farrell spielt jetzt Flöte; Corea und Farrell spielen kurze Soli zwischen der zweiten und dritten Strophe. Airto spielte nicht nur „typische“ Congas/Bongos, sondern schuf einen völlig neuen, sehr filigranen und dynamischen Percussion-Sound, der Jazz-Schlagzeuger wie Lenny White oder Narada Michael Walden stark beeinflusste. Flora Purim sang Scat und brasilianische Melodien mit einer Freiheit und Intensität, die man vorher im Jazz so nicht kannte.
Die B-Seite der LP-Version* besteht aus nur einem Stück, welches wiederum aus drei unterschiedlichen Teilen besteht. Vermutlich sind sie ohne Pause aufgenommen worden und darum nicht getrennt worden. Die ersten sieben Minuten des Stücks bestehen aus einer improvisierten Einleitung von Corea und Clarke. Nach dem ersten Abschnitt geht das Stück über in Sometime Ago. Es ist ein lateinamerikanisch angehauchtes Stück mit Gesang von Flora Purim und einem Flötensolo von Farrell. Danach wechselt Farrell zum Saxofon, und die Band spielt La-Fiesta, heute einer der Jazzstandards Coreas. Es ist ein instrumentales Stück, das auf Flamenco-Modi aufgebaut ist. Corea, Farrell und Clarke spielen Soli, während Purim Perkussion spielt. „Return to Forever“ kombiniert jazztypische Improvisation mit den komplexen Rhythmen des Latin. Die Möglichkeit zur Improvisation ist ein zentraler Bestandteil des Albums, die eingängigen Melodien und Rhythmen machen das Album für ein breites Publikum ansprechend, wodurch es auch außerhalb des Jazz-Genres Bestand hat.
„Light as a Feather“ ist für den Jazz der 1970er Jahre etwa so wichtig wie „Kind of Blue“ für den Modal Jazz der 1950er oder „A Love Supreme“ für den Avantgarde-Jazz.
Die Alben von Return to Forever sind Pionierwerke, sie haben viele Musiker im Latin-Jazz und darüber hinaus inspiriert und dazu beigetragen, die Grenzen des Jazz zu erweitern. Während viele Fusion-Alben der frühen 1970er elektrisch und aggressiv waren zeigt Light as a Feather eine sanfte, melodische, fast romantische Alternative – oft als „akustische Fusion“ bezeichnet. „Light as a Feather“ verschmolz Post-Bebop-Jazz mit brasilianischen Rhythmen (Samba/Bossa Nova) und elektronischen Klängen, insbesondere dem ikonischen Sound des Fender Rhodes E-Pianos von Chick Corea. Stücke wie „Spain“ (veröffentlicht auf dem zweiten Album Light as a Feather von 1972), „500 Miles High“, „Captain Marvel“, „La Fiesta“ oder „Medieval Overture“ wurden zu Jazz-Standards und festigten den Status der Band als Pioniere, die lateinamerikanische Melodik und Rhythmik in den Mainstream des Jazz-Rock rückten. Return to Forever hat gezeigt, dass man brasilianische Rhythmen + komplexe Jazz-Harmonik + Rock-Energie + Virtuosität zu einem kohärenten, weltweit gefeierten Stil verbinden kann – ohne dass es wie ein gewollter „Stilmix“ klingt. Sie haben den Latin Jazz aus dem „Nischen-Ethno“-Bereich herausgeholt und zu einem ernsthaften, globalen Genre gemacht, das auch für Nicht-Latin-Musiker interessant und spielbar wurde. Return to Forever hat den Latin Jazz „verjazzt“ und den Jazz „verlatinisiert“ – und damit beide Genres für immer verändert. Denken Sie daran, wenn Sie beim nächsten Besuch in einem kubanischen Restaurant plötzlich die Gabel als Drumstick benutzen wollen.
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Return to Forever, ECM 1972
Light as a Feather, Return to Forever, 1973

Weiterführend → Der Musikkritiker Ben Watson bezeichnet Zappas Mothers of Invention als „politisch wirksamste musikalische Kraft seit Bertolt Brecht und Kurt Weill“ wegen deren radikalem, aktuellen Bezug auf die negativen Aspekte der Massengesellschaft. So besehen war Frank Zappa neben Carla Bleys Escalator Over The Hill einer der bedeutendsten und prägendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die Komponistin führt uns vor Ohren, dass Improvisation ein gesellschaftspolitisches Idealmodell ist. Andere Nebenwege starten mit der Graham Bond Organisation, dem Blues… und diese Abwege münden in suitenartigen Kompositionen. Musikalisch konnte man seinerzeit auch Traffic nicht genau einordnen. „Extrapolation gilt heute als eines der klassischen Alben des britischen Jazz, auf dem „Jazz und Rock paradigmatisch fusioniert“ werden.“, schrieb Ulrich Kurth. Das Album dürfte neben Hot Rats von FZ für den Beginn des Jazz-Rock stehen.Es ist eine einzigartige Fusion so vieler unterschiedlicher Stile, was die eine Hälfte der Freude ausmacht; die andere Hälfte ist das Mysterium, wie es die Combo mit den wechselnden Besetzungen von Anfang bis Ende so wunderbar hinbekommt. Wenn man bedenkt, wie frei von allen Konventionen Soft Machine aus Canterbury klang, seit sie den Titel des Cut-up-Romans von William S. Burroughs angenommen hatte, hätte der Pate ihre Hinwendung zu den sich wandelnden Jazzformen zu Beginn der 1970er Jahre wahrscheinlich begrüßt. Fast alles, woran Steve Winwood beteiligt war, hatte etwas für sich, aber in all den Jahren hatte er seine besten Momente mit Traffic, mit zeitlichem Abstand lässt sich hören, wie gut diese Musik gealtert ist. Zu hören ist auch auf „Bitches Brew“ ein kollektives Musizieren, das Miles Davis als einen Komponisten erweist, der individuelle Freiheit mit respektvollem Zuhören vereint. Aus dem schillernden Klangbild der Lounge Lizards brechen reizvolle Statements hervor. Anton Fier belebt ein groovendes Energiefeld mit abstrakter Vieldeutigkeit. Spannend sind John Luries freidenkerische Dekonstruktionen der Jazz-Strukturen; Fake Jazz erscheint plötzlich als das Eigentliche!
* Hier zeigt sich die Überlegenheit der CD-Version. Beim Hören von Return to Forever kann man in einen Flow geraten. Man braucht nicht aufzustehen und die Plattenseite zu wechseln…