Impressis verbis

Schon unseres Briefwechsels wegen, sagt Arthur, hätte es die Nachwelt verdient, dass wir berühmt werden.

Meinst du unsere geschriebenen oder ungeschriebenen Briefe, frage ich.

Die einen sind so gut wie die anderen, sagt er, die ungeschriebenen sind vielleicht noch vollendeter. Die einen kann man nicht entziffern, und die anderen würde keiner verstehen.

Wie sollen wir dann berühmt werden, sage ich, wenn uns keiner lesen kann?

Ich denke, sagt Arthur, nicht an eine Veröffentlichung unserer Korrespondenz, so sehr mich ja gerade die ungeschriebene reizen könnte.

Und nun?, frage ich.

Es ist so wie mit den ungedachten Gedanken, sagt er, manchmal sind solche Gedanken besser als gedacht.

Aber was sollen die Leute von uns denken, wenn sie nichts von uns haben um nachzudenken?, sage ich.

Die Leute sollen nicht nachdenken, was wir ihnen vordenken, vorsagen oder vorschreiben, sagt Arthur. Unsere Leser sollen unseren Briefwechsel entwerfen, als wäre er ihr eigener.

Werden sie uns denn verstehen?

Unsere Leser werden uns verstehen, wenn sie sich unsere Briefe schreiben, und dann werden sie sich selber besser verstehen und brauchen sich ihre Briefe endlich auch nicht mehr zu schreiben, wie wir.

 

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Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.

Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.

Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.