IT-Arsch (k.k. sunk in public)

 

Ein fettärschiges IT-Girl hatte einst ein Leck.

Wo, das ist nicht klar.

Mutmaßlich in der iCloud.

Nicht öffentliche Fotos wurden öffentlich.

Wir mögen sie. Mögen, was wir von ihr zu sehen bekommen.

Sie ist die moderne Marilyn Monroe.

Niemals wirklich nackt und dabei so bitch exciting.

/ … Oops manchmal findet sie nichts zum anziehen.

Dann schlüpft sie in schnörkellose schwarze Balken.

Sie ist soziales Medium. Sie ist Instagram. Sie ist eine App.

Sie lässt andere träumen.

/ … Work me up you shapely slut.

Das bleibt den meisten vorenthalten. Du heißt nich Kanye.

/ … Have a wank mein Guter!

Die nicht öffentlichen Fotos sind ebenso plötzlich verschwunden wie sie öffentlich geworden waren.

Niemals werden wir sie betrachten wie Asmodi sie schuf.

Immer eine Hand ein Fetzen Bluse Hemdchen Höschen.

Stoff der uns in Rage bringt. Spaghettiträger Etuikleider Bikinis. Und eben schwarze Balken. Babybauch.

Eventuell mal auf Hochglanz, angedeutet, überästhetisiert, binär entsaftet und barbyfiziert zu rosigem Kunststoff. American style.

Nicht so wirklich heiß, so rund, so feucht.

/ … Nicht wirklich shapely slut.

Sie tut es mit Absicht. Blendwerk, Finte, Firnis.

Ein Spiel, damit wir träumen dürfen.

Dekolletiert, tief wie der Baikalsee. Die Andeutung von überbordenden prominenten Titten. Die Blaupause eines harten Nippels. Der kurze Stoff über dem Monsterhintern gespannt wie die Sehne des Bogens, mit dem Amor einst Pfeile in Herzen trieb.

Sie zeigt uns gerade nur soviel, dass wir den Rest hinzuerfinden. Das ist Kunst.

Bis uns der Sabber die hängende Zunge herunter auf den Dauerständer tropft.

Pornographie im Abendkleid. Meisterhaft.
Ihr Geschäft: sie mimt die intelligente und scharfe Schnitte

– aus Amiland.

Dirty wench.

Als Asmodi sie in unsere Welt entließ, wollte er den Gedanken an Ehebruch fördern. So what.

Um diesen Arsch für nur zehn Minuten zu besitzen, würden wir unsere Frauen für zehn Minuten im Schrank einsperren.

Mindestens.

Jetzt das Geschrei über nicht öffentliche Fotos, die öffentlich geworden sind.

Sie ist so dumm wie sie vorgeblich schlüpfrig ist.

/ … Oder sie hat in das bürgerliche Lager gewechselt.

Wer sich öffentlich darreicht, wird öffentlich geachtet bewundert eingeladen hofiert verehrt geliebt begehrt imaginär begattet kritisiert bezweifelt attackiert missachtet verhöhnt verstoßen bespuckt geschlagen angeschissen gejagt zerrissen vernichtet.

Sie kann es im Nachhinein biegen und drehen wie sie möchte:

/ … Dieser Arsch gehört uns!

 

 

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Der Essay Sind wir nicht alle ein bisschen COPY & Paste? wurde beim KUNO-Essaypreis 2013 mit einer lobenden Erwähnung bedacht. Die Begründung findet sich hier.

Die Redaktion verlieh Denis Ullrich für einen weiteren fulminanten Text den KUNO–Essay–Preis 2015.

Lesen Sie bitte auch: Fragmentarischer Versuch einer Prosaverortung und den Prosaüberflug Lost in Laberland.