Reformationstag

 

Unter dem Papsttum sind wir allen Irrlehren ausgesetzt gewesen. Der Grund ist: Weil wir ohne den Glauben waren.

 

Am 31. Oktober 1517 hämmert Martin Luther 95 Thesen an das Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg und begründet die anloge Form der Twitteratur.

Die 95 Thesen fanden den großen öffentlichen Widerhall, der die Reformation auslöste. Darin protestierte Luther weniger gegen die Finanzpraktiken der Katholischen Kirche als gegen die darin zum Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung. Der Ablasshandel war für ihn nur der äußere Anlass, eine grundlegende Reform der ganzen Kirche an Haupt und Gliedern zu fordern. Dabei griff er den Papst noch nicht direkt an, sah dessen Aufgabe jedoch in der Fürbitte für alle Gläubigen. Für die breitere Bevölkerung verfasste er 1518 den in einfacher und verständlicher Weise abgefassten Sermon von dem Ablass und Gnade.

Die Erfindung des Buchdrucks garantierte dem Reformator eine Verbreitung in der Gutenberg-Galaxis, dem analogen Vorläufer des Internets.

 

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Martin Luther: Schriften I–IV. Herausgegeben von Thomas Kaufmann und Albrecht Beutel. I: Aufbruch der Reformation. 655 S., Fr. 88.–. II: Reformation der Frömmigkeit und Bibelauslegung. 424 S., Fr. 78.–. III: Kirche und Schule. 394 S., Fr. 78.–. IV: Christ und Welt. 360 S., Fr. 78.–. Verlag der Weltreligionen im Insel-Verlag (Suhrkamp), Berlin 2014/2015.

Zum Geleit →

Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne. Es ist Twitteratur.

Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Twitteratur, eine Anthologie. Erweiterte Taschenbuchausgabe mit der Dokumentation des Hungertuchpreises. Herausgegeben von Matthias Hagedorn, Edition Das Labor 2016.