Im Kino gewesen. Geweint.

‚Privatleben‘ ist nichts anderes als jene Sphäre von Raum, von Zeit, wo ich kein Bild, kein Objekt bin. Verteidigen muss ich mein politisches Recht, Subjekt zu sein.

Roland Barthes

Ein Kindermädchen macht ihr Leben lang mit ihrer Roleiflex großartige Porträtphotos, veröffentlich sie jedoch nicht. Nach ihrem Tod ersteigert der Entdecker John Maloof 150.000 Bilder, stellt sie in Netz und macht sich mit Unterstützung des filmischen Biografen Charlie Siskel in einem Dokumentarfilm auf die Suche nach Zeitzeugen. Dolle Story!

Der Film Finding Vivian Maier folgt John Maloof bei seiner Aufarbeitung des Werkes der Fotografin Vivian Maier. Zu Anfang erklärt Maloof, wie er auf der Suche nach alten Fotos für eine Publikation zur Lokalgeschichte eine Kiste mit Negativen bei einer Auktion ersteigerte. Die Bilder stellten sich als für sein Projekt ungeeignet heraus, gefielen ihm aber, sodass er begann, nach der Fotografin zu suchen, von der er nichts als ihren Namen kannte.Nach und nach entfaltet sich die unglaubliche Geschichte einer geheimnisvollen Unbekannten, die zu einer der bekanntesten Straßenfotografinnen des 20. Jahrhunderts wurde.

Der Name der Urheberin ist unbekannt, doch John Maloof gibt nicht auf. Er beginnt die Negative einzuscannen, kontaktiert Galerien und startet einen Fotoblog, denn er hält die Fotos für wertvoll. Seitdem arbeitet er unablässig, um Vivian Maiers Werke publik zu machen, die zudem in zahlreichen Ausstellungen weltweit der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Rückmeldungen auf Maloofs Veröffentlichungen sind unglaublich: Es scheint so, als würde jeder diese Fotos lieben. Deswegen möchte Maloof mehr über die Person Vivian Maier erfahren. Er beginnt zu recherchieren. Als er auf eine Telefonnummer stößt, kontaktiert er einen Mann, der ihm erstmals Informationen zu Vivian Maier geben kann: Sie war sein Kindermädchen, eine Einzelgängerin, hatte weder Familie noch Liebesleben, und trotzdem war sie wie eine Mutter für ihn. Nach und nach setzen sich die Puzzleteile zusammen: Vivian Maier wurde in New York als Tochter einer Französin geboren. Immer an ihrer Seite war ihre Rolleiflex, mit der sie im Laufe ihres Lebens mehr als 100.000 Aufnahmen machte, die sie jedoch streng unter Verschluss hielt. Während ihrer langen Jahre in Chicago arbeitete sie als Nanny, um uneingeschränkt ihrer Kunst nachgehen zu können. Alles andere schien ihr in ihrem Leben nicht wichtig zu sein.

Der Kunstbetrieb liebt solche Geschichten. Ihre Straßenphotographien werden nun eingereiht zwischen Helen Levitt, Lisette Model, Diane Arbus, André Kertész, Weegee oder Walker Evans. Das ist praktisch, zumal die Photos von Vivian Maier erschwinglicher sein sollten, als Prints der Vorgenannten.

 

 

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Finding Vivian Maier, von John Maloof, Charlie Siskel, 2013

Weiterführend →

Das dies nicht die ganze Geschichte ist, zeigt ein Video von Tom Palazzolo, das bereits seit 2011 im Netz zu finden ist.

Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen weiß KUNO, daß sich eine Kiste mit noch nicht ausgestellten Photos von Peter Meilchen in der Werkstattgalerie Der Bogen in Arnsberg befindet. Die Edition Das Labor ruft diesen Künstler regelmäßig in Erinnerung.

Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.