DAS ELEND DER WUNSCHMASCHINE

oder The Pursuit Of Happiness

Zum Roman UNENDLICHER SPASS (INFINITE JEST) von David Foster Wallace (1996) in der Übersetzung von Ulrich Blumenbach auf 1545 Seiten mit 388 Anmerkungen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009.

Wir werden angesichts der Absenz des Todes als teleologischem Ziel selbst ausgetrocknet, eines wesentlichen flüssigen Elements beraubt, trocken zerebral, konzeptuell, zu kaum mehr als einer Halluzination Gottes.[1]

Der Roman, eine Enzyklopädie des Scheiterns, ist kein Gesang – er schneit Asche. Das Urteil des Berliner Dichter HEL Toussaint ist nicht zu hoch gegriffen: INFINITE JEST „ist in der amerikanischen Literatur, was GUERNICA in der europäischen Kunst … bedeutet.“[1]

Unendlicher Spaß bezieht sich, das ahnt der Leser schon früh, auf eine nordamerikanische, westliche Welt und Lebensweise, die zunehmend der Sucht nach Unterhaltung verfällt. Die Drogenabhängigkeit der Jungen in der Bostoner Tennisakademie kennzeichnet ein kapitalistisches Gesellschaftssystem, in dem höchster Leistungsdruck nur aushaltbar ist mit Drogenstoffen und kompensierender Unterhaltung. Das erste Kapitel beginnt mit dem seelischen und körperlichen Zusammenbruch des jungen Helden, Hal Incandenza, der den Stress an der Tennisakademie, seine Drogensucht und die schwere Hypothek seiner familiären Herkunft nicht mehr aushält – die folgenden Kapitel entfalten ausführlich die individuellen und gesellschaftlichen Zusammenhänge.

Infinite Jest bezieht sich zudem auf den letzten von Hal‘s Vater produzierten Film, der den Betrachter so süchtig macht, dass er von dem Film nicht mehr loskommt und das Wiedergabegerät auf unendliche Wiederholung stellt. In der immer nur kurz eingeblendeten Geschichte eines Gesundheitsattachés kommt es am 2. April im Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche (so die satirische Bezeichnung einer fiktiven Sponsorenzeit) zum Tod des Attachés, der vor seinem auf Endlosschleife eingestellten Videoplayer lustvoll verhungert. (S. 126f.)

Der tödliche Suchtfilm, möglicherweise einsetzbar als Terrorwaffe, taucht immer wieder im Verlauf des Romans auf, es gelangen offenbar Kopien des angeblich unauffindbaren Originals ans Tageslicht; der Inhalt des Films bleibt unbekannt.

Die Geheimagenten Hugh Steeply (USA), der auch als Journalistin Helen auftritt, und Rémy Marathe (Québec) spekulieren zu Beginn des 25. Kapitels darüber, mit welchen Mitteln der Film den Zuschauer so sehr bannt, dass er sich vom Filminhalt vergewaltigen lässt, ohne sich dessen bewusst zu werden. Hat „der Reiz mit Dichte zu tun“? Gelingt der „visuelle Zwang … bei einer echt ausgebufften Holographie“, so dass der Filmbetrachter für real hält, was er sieht? (S. 708f.)

Der Leser kann assoziieren: Fühlt sich der Filmbetrachter über optisch manipulierte Hirnprozesse körperlich angefasst und einbezogen, erlebt er so etwas wie einen infiniten Orgasmus der Freude, ohne physisch in Mitleidenschaft gezogen zu werden? Steeply spricht die tödliche Gefahr an, die für alle besteht, die im Besitz des Films sind und der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu erleben. Der Film wird zur Falle, aus der es kein Entrinnen mehr gibt.

Der Film verbildlicht die Suchtfalle, in der sich (nicht nur) die US-Gesellschaft grundsätzlich schon jetzt befindet: Sinnerfüllung sucht die Masse im industriell organisierten Entertainment oder im Leistungsstress, dem die meisten nicht gewachsen sind – und sie findet: nichts. Es fehlt die suchtfreie Liebe, sie kommt im Roman nicht vor – umso mehr aber ihr suchtgeleitetes Gegenteil, der Hass. Die Konsequenz ist der Tod durch den Suchtfilm Infinite Jest als einzige Erfüllung, als Erlösung von der Sinnleere in einem Leben der Kälte. Daher ist auch oft die Sprache des Erzählers so kalt, so unendlich sachlich und ausufernd ausführlich verharrend in der Welt der Dinge und Stoffe. Es ist letztlich eine elegische Sprache, selten unterbrochen durch unterhaltsamen (sic!) Witz und kleine ironische Sensationen.

James O. Incandenza, Vater von Hal und seinen Brüdern Mario und Orin, und Leiter der Enfield Tennis Academy (E.T.A.), Boston, ist die große Hintergrundfigur. Früh erfährt der Leser, dass J. O. Incandenza (auch Er Selbst genannt, Bedrückter/Verrückter Storch) sich während der Bearbeitung der 5. Version des Films Infinite Jest das Leben nimmt, indem er seinen Kopf in die eingeschaltete Mikrowelle steckt. Das Motiv dieser Handlung, so denke ich mit Blick auf den ganzen Roman, ist der Erkenntnis-Schock Incandenzas, dass sein filmisches Gesamtwerk eine hohle, unrettbare Welt spiegelt. Sein letzter Film ist die Droge der Erlösung von der Sucht eines falschen Lebens.

Es gibt weitere bizarr-grauenvolle Szenen – Joelle (Madame Psychosis) gibt sich auf einer hohlen Party eine Drogen-Überdosis; oder der Außenherz-Taschendieb: Ein Dieb entreißt einer Frau ihre Tasche, in der ihr künstliches Herz schlägt. Oder grotesk-heitere Szenen, etwa der Urinverkauf von Hals Tenniskamerad Michael Pemulis an die drogensüchtigen Jugendlichen der Tennisakademie, um die Drogen- bzw. Dopingkontrolle zu täuschen. Oder ein Unfall beim Hausbau: Ein Mann lädt überzählige Mauersteine oben auf dem Rohbau seines Hauses in einen Kasten, den er unten mit dem Seilzug herablässt. Der Flaschenzug ist aber 1:1 eingestellt, der Kasten mit den Steinen, drei Mal so schwer wie der Mann, sinkt in die Tiefe und zieht den Mann in die Höhe, der Kasten prallt so stark auf, dass der Boden abplatzt und so die Steine entlädt; nun ist der Mann schwerer als der leere Kasten, und so zieht er den Kasten wieder in die Höhe, während er auf den Kastenboden über den entladenen Steine fällt und vor Schmerz das Seil loslässt – nun stürzt der Kasten wieder nach unten und … (aus dem Schreiben des Mannes an seine Versicherung).

Und es gibt blitzgescheites Philosophieren über Tennis, das sich stellenweise, vielleicht parodistisch, anlehnt an Cantors Begriff von der Unendlichkeit (der Schlagmöglichkeiten, Taktiken und Strategien) und in Kombination mit der im Einzeltennis nötigen Willenskraft metaphorische Bedeutung für das Individuum im kapitalistischen Lebenskontext gewinnt. In der Schwebe bleibt dabei für den Leser, ob diese artistische Tiefsinnigkeit primär oder nur nebenbei auch eine satirische Ebene erzeugt.

Im 21. Kapitel wird die Episode, wie Hals ältester Bruder Orin, als er vom Tennis zum Football wechselt und sich in die übermenschlich schöne Cheerleader Joelle verliebt, zu einem stilistischen Fest. Der auktoriale Erzähler verwebt Lebensphilosophisches mit gegensätzlichen Sportarten; da Orin nur wenig Tenniserfolg hat, versucht er eine Karriere im Football:

„Der wirkliche Footballgrund lautete in all seiner unausweichlichen Wirklicher-Grund-Banalität, dass Orin, der in der Morgendämmerung wochenlang automatisch anspringende Sprinkleranlagen und den Cheerleadertrupp (der tatsächlich frühmorgens trainierte) beobachtet hatte, eine fürchterliche Schuljungenverknalltheit mit allen Schikanen wie Glotzaugen und Wabbelknien entwickelt hatte, die einer gewissen haarumwallten Tambourstabschwingerin aus dem zweiten Studienjahr galt, die er von Weitem und durch das Gitterspektrum der gefiederten Sprinkler schwingen und stratzen sah, quer über das taufeuchte Feld, eine Schwingerin, die sich bei einigen Sportlerbällen der Universität hatte sehen lassen, die auch Orin und sein strabistischer B.U.-Doppel-Partner besucht hatten, und die genauso tanzte, wie sie schwang und Massenjubel erzeugte, soll heißen, alles was in Orins Körper fest war, verwandelte sie gewissermaßen in Wässriges, Fernes und seltsam Gegittertes.“ (S. 416f.)

Die unendlich (sic!) schöne Schwingerin (S.C.H.M.A.Z. = Schönstes Mädchen aller Zeilen) hat „von seinem Zentralnervensystem Besitz ergriffen“ (S. 421). Sie wird, wie sich später herausstellt, Orins Geliebte – es ist Joelle, die an Thanksgiving in die Incandenza-Familie eingeführt wird und die Er Selbst (James Incandenza) im Infinite-Jest-Film als Schauspielerin verwendet. Der Erzähler räsoniert:

„Es mag eine Banalität […] sein, ist aber doch Tatsache, dass nämlich sowohl des Schicksals Küsse als auch seine Dopeknaller die grundsätzliche individuelle Machtlosigkeit des Einzelnen über die wirklich bedeutsamen Ereignisse seines Lebens illustrieren. M. a. W., fast nichts Wichtiges, das einem je widerfährt, widerfährt einem, weil man es eingefädelt hat. Das Schicksal hat keinen Pager; das Schicksal schiebt sich immer im Trenchcoat aus einer Gasse und macht psst, was man gemeinhin gar nicht hört, weil man gerade von etwas Wichtigem zurück- oder zu etwas Wichtigem hinhetzt, das man selbst einzufädeln versucht hat.“ (S. 420)

Das erste Kapitel hat einen Ich-Erzähler (Hal), später kommen weitere Erzählperspektiven mit einem allwissenden Erzähler hinzu, der das Ganze gliedert; oft zitiert er auch Aufzeichnungen, imitiert Stimmen und Dialoge und beschreibt ausführlich Orte, Dinge, Umstände, Hintergründe, Dialoge … Die Handlung wird insgesamt analytisch erzählt, das heißt, sie wird allmählich in Rückgriffen aufgeblättert, aber oft nicht enträtselt. Manches kann der Leser erst einmal nur ahnen und vermuten. So spielt das erste Kapitel in der Gegenwart, der Leser liest gleich zu Beginn das Ende des Romans: Hal bricht psychisch und körperlich zusammen; stellenweise klären sich Vorgeschichten und andere Zusammenhänge, etwa die Drogensucht Hals; aber auch nach 19 Kapiteln sind noch nicht alle Hauptstränge, Figuren und Spielorte hinreichend vorgestellt.

Die insgesamt 28 Kapitel sind anfangs kurz. Die ersten 10 Kapitel beanspruchen 127 Seiten, die nächsten 11 Kapitel 336 Seiten, das letzte, 28. Kapitel ist mit 250 Seiten das längste. Ein Spiel mit der Zeit wie in Thomas Manns Zauberberg? Wallace spielt mit der Unendlichkeit der Sachen und ihren Weltzusammenhängen. Daher auch die nicht ermüdende, oft manische Ausführlichkeit.

Die Erzählung scheint chronologisch unsystematisch, es folgt selten eine Szene oder Episode aus der vorhergehenden. Wallace will offensichtlich gar nicht erst den Eindruck von Kausalität aufkommen lassen. Selbst wenn die zeitlich oft genau datierten Abschnitte in eine strenge chronologische Abfolge gebracht würden, ergäben sich nur wenige kausale Zusammenhänge, auch dann bliebe es bei der Beschreibung von Zuständen. In der nonlinearen Erzählung ist der Erzähler kein metaphysischer Beschwörer von Sinn, und der Leser bleibt frei, dies deutend zu tun oder zu lassen. Wallace‘ Erzählung ist nicht antwortend, sondern fragend. Erzähl-Hierarchien verflachen, die Zeit wird langsamer. Statt Eroberung der Lesergehirne das Spiel mit den Gehirnen. Alles was wir erzählen, ist letztlich Konfabulation, fiktive Erinnerung, also auch Deutung als Fiktion. Konfabulation ist eigentlich ein psychopathologischer Begriff – aber er passt als bewusstes Erzählprinzip zu den in verschiedener Hinsicht süchtigen oder psychopathischen Romanfiguren. Wallace als nonlinearer, konstruiert-konfabulativer Autor ist sich der Erzählvoraussetzungen bewusst und weiß auch, dass Sinngebungsfreiheit den Sinn-Unsinn linearen Erzählens nicht vollständig zu überwinden vermag.

In einem langen Gespräch, das zum größten Teil in Anmerkung 110 zu lesen ist, erklärt der 17-jährige Hal seinem wesentlich älteren Bruder Orin (und nun auch dem Leser) die politischen Spannungen in der O.N.A.N., der Organisation der nordamerikanischen Nationen: USA, Kanada und Mexiko (!). Hal, der – wie der Autor – über die entlegensten Fachbegriffe und Fremdwörter verfügt, schildert die Problematik bis in die feinsten Verästelungen. Die Darstellung ist implizit satirisch: Das Wappen des Staatenbundes (S. 219), der von den USA dominiert wird, zeigt einen Adler mit Sombrero auf dem Kopf, im Schnabel ein sternbesetztes Tuch, in der linken Klaue Besen und Desinfektionsspray (für Präsident Donald W. Gentle), in der rechten ein Ahornblatt. Die USA haben an Kanada große Gebiete der Neuenglandstaaten nördlich von Boston abgetreten, so dass sich aus US-Sicht ein konkaver, aus kanadischer Sicht ein konvexer Grenzverlauf bildet. Die US-Konkavität war gleichsam der Preis für die O.N.A.N.-Gründung, aber auch ein Danaer-Geschenk, denn die USA nutzen das abgetretene Gebiet als Müllhalde, indem sie mit riesigen Katapulten ihren Müll weit in dieses Gebiet schleudern. Zugleich wird überlegt, wie der Québecer Unabhängigkeitskampf instrumentalisiert werden kann. Diese geopolitische Konstellation, kombiniert mit US-Wohlstandsverwahrlosung zeigt eine US-amerikanische Gesellschaft, in der Unterhaltung das Maß aller Dinge ist und zur Sucht wird – wieder eine Anspielung auf die ominöse Unterhaltungspatrone: Infinite Jest. Der Québec-Kanadier Rémy Marathe kritisiert im Gespräch mit dem US-Amerikaner Steeply am Ende des 21. Kapitels den US-amerikanischen Freiheits-Begriff:

„Eure Freiheit ist die Freiheit von … diese Freiheit von Zwängen … Aber was ist mit der Freiheit für? Was ist mit dem Menschen, frei zu wählen? … Wie soll es Wahlfreiheit geben, wenn man das Wählen nicht gelernt hat?“ (S. 462)

Steeply und Marathe wirken teils wie ein satirisches Paar, dessen Platonischer Dialog über die Sinnlosigkeit des Lebens in den USA mehrmals eingeblendet wird. Beide befinden sich in einer fast menschenleeren Landschaft auf einem Felsvorsprung. Steeply, als Geheimagent auf der Suche nach der Infinite-Jest-Filmpatrone, tritt in einer Maskierung als Frau auf, während Marathe im Rollstuhl sitzt, mit einer Hand am Abzug seiner Pistole, die er unter einer Decke verbirgt. Marathe verlor seine Beine beim Jeu du Prochain Train, wie der Leser später in einer ausführlichen Schilderung (Anm. 304, S. 1511-1521) erfährt – einem wahnwitzigen Mutspiel kanadischer Jugendlicher, das an das chicken run in dem James-Dean-Film Denn sie wissen nicht, was sie tun (Rebel Without a Cause) erinnert: Wer in rasender Fahrt zum Rand der Klippe zuerst aus dem Auto springt, ist ein Feigling. Im Jeu du Prochain Train lautet das Ziel: Sei der letzte deiner Sechsergruppe, der vor dem heranbrausenden Zug über die Gleise springt. Die Überlebenden, teils unter Verlust ihrer Beine, gehören der Sekte Les Assassins des Fauteuils Rollents[2] (A.F.R.) aus Québec an. Der Zug ist nicht der Feind, die Gefahr ist hier der Kitzel einer ausgefallenen Sucht, die besondere Willenskraft verlangt … Es ist ein zugespitztes Entweder-Oder, es gibt nur Alles oder Nichts, Niederlage oder Sieg, und in dieser Hinsicht besteht eine Parallele zum Tennis. Im Hinblick auf die Unabhängigkeitsbewegung in Québec stellen die A.F.R. eine elitäre Sekte dar.

Dies zeigt die krampfhafte Suche (Sucht) nach Sinn in einem Leben, dessen gesellschaftliche Kontexte wenig geeignet sind, Sinn zu finden oder selbst zu setzen. Im Dialog Steeply/Marathe geht es um das falsche Leben, um die Frage, was ist gut und was ist das richtige Leben. Marathe wirft den USA, der Führungsmacht des Westens (= O.N.A.N.), das Begehren vor, anderen zu schaden. Steeply widerspricht und verteidigt die freiheitlichen Werte der USA und versteigt sich:

„Der amerikanische Genius, unser schieres Glück ist, …, dass das Streben jedes Amerikaners nach dem maximal Guten auf die Maximierung des Guten aller hinausläuft. … Auf diese Weise vermeiden wir Unterdrückung und Tyrannei. Auch diese angegriechelte demokratische Tyrannei des Pöbels. Die Vereinigten Staaten: eine Gemeinschaft von unantastbaren Individuen, die die Unantastbarkeit der individuellen Wahlfreiheit verehren. Das Recht des Einzelnen, nach seiner eigenen Vision des besten Lust-Schmerz-Verhältnisses zu streben: absolut unantastbar. … Du hast ein Recht auf deine Werte maximaler Lust. Solange du meinen nicht in die Quere kommst.“ (S. 613f.)

Steeply entwirft das Bild eines Freiheitsideals in einer gesellschaftlichen Verfassung, in der der volonté de tous in den volonté générale übergeht und sich zugleich epikureisch entfaltet. Aber Marathe weist auf den schleichenden Versklavungsprozess in Boston hin (eine Anspielung auf die tatsächliche Wirkung der Lust- und Suchtbefriedigung) und stellt so die Wahlfreiheit in Frage.

Am Interdependenztag bilden einige Jugendliche der Tennis-Akademie, zu denen auch Hal gehört, im Eschaton-Spiel die globale Wirklichkeit nach, die sie mit einem selbstgeschaffenen hyperkomplexen Regelwerk als groteske Fiktion weiterentwickeln. Machtgruppen und militärische Bündnisse werden an die Spieler vergeben. Spielleiter ist ein 13-jähriger Junge, der die Differential- und Integralrechnung beherrscht und die vielfältigen Aspekte der Mächte berechnet und verwaltet: unter anderem das Bruttosozialprodukt der Staaten, Produktionsstätten, Technologie, Militärausgaben, konventionelle und atomare Waffensysteme … Auf vier miteinander verbundenen Tennisplätzen werden die miteinander konkurrierenden Mächte in ihrer topographischen Lage durch die Utensilien der jungen Leute dargestellt; Handtücher, T-shirts und andere Gegenstände symbolisieren die Einzelheiten, etwa Militärflugplätze oder Raketenstationen. 400 abgenutzte Tennisbälle stehen als Machtmittel und Waffen zur Verfügung, die rechnerisch durch den Spielleiter den Spielern zugeteilt werden … Das Spiel beginnt fair, unter Wahrung der Regeln – als würde das internationale Kriegsrecht gelten. Die Entscheidungen des Spielleiters werden befolgt. Anfangs vermeiden die Spieler, die als Präsidenten, Generäle, Führer ihrer Staaten auftreten und miteinander verhandeln, riskante Eskalationen und atomare Vernichtungsschläge und befolgen die Entscheidungen des Spielleiters, dem ein älterer Mitschüler im Hintergrund assistiert. Der junge Spielleiter fährt mit einem Servierwagen, auf dem sein Laptop liegt, durch die große Landkarte. Es ist Feiertag, der Interdependenztag spiegelt ironisch das Gleichgewicht der O.N.A.N. Nun aber spielen die Tennisschüler mit dem Ungleichgewicht ihrer Fiktion. Es kommt wegen einer Kleinigkeit zum Streit unter den Kombattanten. Sie überlegen, ob sie außerhalb des Spiels stehen, wie der Spielleiter meint. Die Regeldiskussion eskaliert – Tennisbälle werden brutal auf Teilnehmer geschlagen, vom Himmel fällt Schnee, schließlich endet das Spiel in einer Schlägerei … Es siegt die Realität über das Spiel mit der Welt, es siegt die Natur der jungen Menschen über die Regeln und ihre begrenzte Vernunft – und zugleich bildet die Schlägerei die Unvernunft der real existierenden Menschheit ab und die Morallosigkeit der Natur, zu der die Menschen genauso gehören wie unschuldiger weißer Schnee, der allmählich das Spielfeld zudeckt.

Eine Episode, in der die Zuspitzung auf das Entweder-Oder der in diesem Roman agierenden neurotischen Personen besonders bizarr zum Ausdruck kommt, ist die Clipperton-Saga. Clipperton, ein jugendlicher Tennis-Eleve aus Indiana, tritt in jedem Turnierspiel mit der Drohung an, sich im Fall einer Niederlage mit einer Pistole zu erschießen – und so will keiner gegen ihn gewinnen. Als Clipperton schließlich auf dem 1. Ranglistenplatz der U18-Kontinentaljunioren steht, tritt er beim nächsten Turnier nicht wieder an; er besucht die Bostoner E.T.A. (Enfield Tennis Academy) und gibt sich in Gegenwart von James O. Incandenza und Mario I., der die Szene filmt, die Kugel. Der Suizid als Endpunkt eines nicht fortsetzbaren Erpresserlebens.

In der Enzyklopädie der Möglichkeiten des Scheiterns spielt Don Gately, Betreuer in Ennet House, einer Entzugsklinik für Alkoholiker, der nebenher in der Shattuck-Unterkunft für nichtsesshafte Männer als Hauswart und Reinigungskraft arbeitet, eine wichtige Rolle: der Leser bekommt intime, teils humoreske Einblicke in Philosophie und Realität der Arbeit im Bereich der Anonymen Alkoholiker (AA) und der Anonymen Narkotiker (NA). Gately, der wegen Mord und Totschlag im Gefängnis saß, sorgt verantwortlich für die Einhaltung der strengen Hausregeln.

Zum Ende des vorletzten Kapitels kommt es zur Verknüpfung von Ennet House und Tennis-Akademie: Der junge Hal will von seiner Drogensucht loskommen und wendet sich an Johnette Foltz, die am Morgen des 17. November im Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche Frühdienst hat, mit der Bitte um Hilfe (S. 1130).

Der Roman zeigt, dass jeder Sucht eine Hilfssucht sich zugesellt, und zu dieser wieder etwas, was zumindest zur Sucht gehört, eine unendliche Schachtelung, zu dem die Kehrseite Unendlicher Spaß gehört: Unterhaltungssucht – eine sich dialektisch hochschaukelnde Entsprechungs- und Widerspruchskette. Das Leben selbst wird zur Sucht, die eine Sucht nach der anderen erzeugt, jedenfalls in einer aus den Fugen geratenen Zivilisation wie USA/O.N.A.N. Das (falsche) Leben ist die höchste Sucht. Die in Wallace‘ Roman gegebenen Beispiele mit der Abhängigkeit von Suchtstoffen (Alkohol, Opiate etc.) zeigen die Lebensabhängigkeiten auf einer individuellen Ebene. Die Kunst – am Beispiel von Film, Video und Fernsehen – ist die Suchtebene, in der das schöpferische Individuum sich selbst zu übersteigen versucht, indem es eine Verbindung zur Masse sucht. Für die Masse wird Kunst zur Konsum-Sucht. Die dritte Ebene ist die Politik, die Gestaltung des Zusammen-Lebens durch Macht.

Die einzige Möglichkeit, die Sucht zu befriedigen und so die Suchtkette zu durchbrechen, ist der Tod, der schon zu Beginn des Romans grotesk schillernd auftritt – in der knapp skizzierten Sterbeszene des Gesundheitsattachés. Die vollendete Kunst macht das Leben überflüssig – eine bizarre Variante des Sinnspruchs ars longa – vita brevis. Bemühung um Lebenskunst gibt es nicht, der Roman zeigt nur scheiternde Existenzen.

Auf der politischen Ebene kommt es zur Zerstörung der Natur als Lebensgrundlage, angedeutet in der bösen Satire der Müllentsorgung: Die Folge der Müllentsorgung ist die Vergiftung der Natur, die schädliche Wucherungen der Flora bewirkt, diese wird mit dem Prinzip der Annulation (Aufhebung des Gifts durch Gegengift) eingedämmt – die Technik der Annulation setzt sogar ökonomisch nutzbare Energie frei. (S. 822 ff.) Analog gilt für die Drogensucht: die toxischen Wirkungen werden gemindert durch Ersatzdrogen mit geringeren Nebenwirkungen. Mit der fiktiven Annulation ironisiert Wallace offenbar nicht nur soziales Scheitern, sondern auch das freie Spiel der ökonomischen Kräfte, das nicht zum Wohlstand führen kann, weil es nur kapitalistischen Gesetzen folgt, die nicht menschlichen Bedürfnissen dienen.

Die Befriedigung der schwarmsüchtigen Massen von O.N.A.N. (nomen est omen!) führt daher in die Sinnlosigkeit und letztlich in den Untergang – halb bewusst, halb unbewusst suizidal?

Der US-Geheimdienstler und Doppelagent Hugh Steeply weist den kanadischen Anti-O.N.A.N.-Terroristen Rémy Marathe, Doppelagent wie Steeply auf die Genforschung hin und ihre Versuche, das menschliche Hirn zu manipulieren – letztlich spielt er darauf an, dass die Steuerung des Hirns schon mit der abnorm schädlichen Unterhaltungskultur gelingt, absolut aber erst mit der Filmpatrone Infinite Jest – mit tödlicher Folge, indem das Libido-Zentrum unabschaltbar erregt wird. (S. 685 f.) Beide Agenten wissen voneinander, beide suchen die Infinite-Jest-Masterpatrone – Marathe, um sie als Waffe gegen die USA einzusetzen; Steeply, um das zu verhindern.

Am Ende des 24. Kapitels zeigt sich die Grausamkeit der A.F.R. (Assassins des Fauteuils Rollents), die ihre Entsprechung auch in der detaillierten, schonungslosen Darstellung des Erzählers erfährt in der Brutalität, mit der die Rollstuhlattentäter die beiden Brüder Bertraund und Lucien Antitoi ermorden. Wallace betont die Mordlust der Täter als Folge ihrer Sucht nach Macht. Mehrere Rollstuhlattentäter dringen in das Geschäft der Brüder ein, die nicht wissen, dass sie die gesuchten Masterpatronen besitzen. Sie konnten die Filme nicht abspielen, da sie nicht über das erforderliche Abspielgerät verfügen; außerdem enthalten die Patronen keinen Hinweis auf ihren Inhalt, sondern nur den aufgedruckten Verkaufs-Slogan: „IL NE FAUT PLUS QU’ON POURSUIVRE LE BONHEUR“ (S. 699). Man muss nicht mehr nach dem Glück streben – das ist eine zynische Anspielung auf die in unserer Gegenwart bedeutungslos gewordene Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776, in der steht: „We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.”

Die Darstellung brutaler Gewalt erstreckt sich über zehn Seiten. Sie kann als literarische Ästhetisierung der Gewalt gelesen werden – ‚running gags‘ wie die quietschenden Türen, das Geräusch rollender Rollstühle, die die Opfer umzingeln, und vor allem der Stiel des Besens, der zuletzt Mund, Magen, Darm und After von Lucien Antitoi trepaniert. In dem Roman Die Sandelholzstrafe (2001) des chinesischen Nobelpreisträgers Mo Yan ist die Kunst der langsamen Tötung Bestandteil der Handlung: Bei der Sandelholzstrafe wird ein Sandelholzstab quer durch den ganzen Körper des Verurteilten getrieben. Darüber hinaus wird auch Língchí, eine bis 1905 im Kaiserreich China angewandte Todesstrafe, beschrieben – im Kontext eines Provinzaufstandes ein ganzes Kapitel mit dem Titel Das Meisterstück. Die langsame Tötungsfolter durch Körperzerstücklung wird als Strafe und Kunstwerk exekutiert. In Kafkas Erzählung In der Strafkolonie erscheint die ‚Todesstrafen-Kunst‘ noch sublimer in der Kontextuierung von Handlung und Dialog.

 

In der kongenialen Übersetzung Ulrich Blumenbachs[3] (2009) finden die ludischen und stilistischen Elemente, die Wallace einsetzt, eine überzeugende Entsprechung. Besonders auffällig ist die starke Tendenz zu extrem langen, oft hypotaktischen Satzbauten. Daneben auch lakonische Syntax, die auf Witz und Gefühl setzt.

Die überwiegend auktoriale Erzählung wird manchmal ergänzt durch die Ich-Erzählung einer Figur, wie Hal im ersten Kapitel. Ludisch und zugleich Romanfiguren charakterisierend oder auch den Leser neckend sind sprachliche Eigenheiten, Fremdwortflut, nicht nur auf dem Gebiet der Drogensucht. Manchen Figuren werden fehlerhafte Wörter zugeordnet: maximär (statt maximal), Revelanz (statt Relevanz), énergois (statt énergique) … Es kommt zu Wortspielen: regenerigiert … extrusiv … Aaschlöcher … (sich) die Karte umdekorieren / entkarten sind häufig benutzte Wendungen für das Töten oder Sterben. Es gibt derbe Umgangssprache, Slang, Insidersprache, Radebrechen, Neologismen, unklare und offensichtlich unstimmige Metaphern, unbeholfene direkte Rede im O-Ton – andererseits hochsprachliche, hochdifferenzierte, poetische Phasen mit selten gebrauchten Konjunktiven. Insgesamt betont die Erzählweise subjektive Realitätsempfindungen, während sich zugleich der fiktionale Charakter des Romans abhebt.

Die Zeitstruktur der Erzählung insgesamt trägt zwar konfabulierende Züge, ist aber wohlüberlegt im Hinblick auf das vielfältige Zusammenwirken der einzelnen Erzählstränge und der analytischen Aufarbeitung der Vergangenheit mit dem Ziel, die Gegenwart aufzuhellen. Die späteren Kapitel enthalten immer häufiger Schnitte: Rückblicke, Orts- und Szenenwechsel, Fortsetzungen abgebrochener Erzählabschnitte. Diese zunehmende Verfugung erinnert an die allmählich wachsende Zeitdehnung der Gegenwart in Thomas Manns Zauberberg.

Insgesamt ist die Erzählung ihren Figuren gegenüber kühl, distanziert, selten ironisch, abgesehen von der grotesk überzeichnenden Satire auf die politischen Zustände der O.N.A.N. – Wallace karikiert hier vielleicht ältere Dystopien, etwa Huxleys Brave New World.

Empathie, wenn auch Grauen erregende, wird aber durchaus beim Leser evoziert, etwa im 26. Kapitel bei Randy Lenz, dessen Lebenslauf und kriminelle, psychopathische Neigungen in teils poetischen, teils aus dem Inneren seiner nach Liebe und Anerkennung suchenden Seele heraus formulierten Sätzen die Gedanken- und Gefühlsfetzen offenbart, die dieser neurotische, süchtige Mensch äußert. Lenz, der wohl abscheulichste Charakter der Romanfiguren, findet in Bruce Green, Mitbewohner im Reha-Wohnheim Ennet House, einen Begleiter seiner nächtlichen Gänge durch die Stadtviertel in der Nähe, die er nutzt, um Katzen und Hunde kurz vor der Schließzeit des Ennet House aus zwanghafter Kompensation für sein scheiterndes Leben zu töten. Bruce Green wird Zeuge, wie Lenz vor einem Haus, in dem eine Party stattfindet, einem Hund Fleisch hinwirft, um ihm beim Fraß die Gurgel durchzuschneiden. Zuvor täuscht er Green, er müsse mal ein paar Meter weiter pissen gehen, Green solle auf ihn warten. Die Tat wird bemerkt, erst von Green, der die Sterbelaute des Hundes wahrnimmt, dann von feiernden Männern, die den Täter verfolgen. Lenz entkommt, aber drei Männer, offenbar Kanadier, finden ihn vor dem Ennet House, deren Mitbewohner wie jeden Tag ihre Autos umparken, weil die Stadt Boston vorschreibt, dass um Mitternacht die andere Straßenseite Parkzone wird, eine der vielen kuriosen Details der Romanerzählung.

Die Szene kulminiert in einer mörderischen, minutiös geschilderten Schlägerei zwischen den Autofahrern des Ennet House. Diesmal erinnert die Gewaltszene an die Show-down-Dramatik im Western, Schießerei und Prügelei mit Todesfolge. Die Erzählweise wirkt wie schon beim A.F.R.-Raubmord wie eine sprachlich komponierte mehrstimmige Fuge[4].

Eine Variante erfährt die Brutalität bei der Suche nach der Masterpatrone des Infinite-Jest-Films. Als die A.F.R. abspielbare Patronen findet, testet sie mit unwissenden Versuchspersonen die Intensität der Sucht, mit der sie nach Wiederholung der Filmabspielung verlangen. Die Probanden nehmen sogar den Schmerz der Amputation ihrer Zehen in Kauf. (S. 1044)

Infinite Jest ist also tatsächlich die stärkste vorstellbare Droge. Der Inhalt der Filmpatrone wird außer der Tatsache, dass Joelle darin als Schauspielerin auftritt, nicht enthüllt. Möglicherweise wird durch visuell-auditive Reize ein permanenter (infinite) Seelenorgasmus (jest) ausgelöst, der mit dem sexuellen Orgasmus zusammenhängt, ihn aber noch bei weitem übertrifft.

Im 27. Kapitel erzählt Molly Notkin, Doktorandin der Filmtheorie einem Geheimdienstagenten (des United States Büro für Unspezifizierte Dienste U.S.B.U.D.), der Inhalt „des tödlich unterhaltsamen Films Unendlicher Spaß (V oder VI) laufe darauf hinaus, dass Madame Psychosis [= Joelle van Dyne] eine Art mütterliche Allegorie der archetypischen Gestalt des Todes darstelle, nackt dasitze, in ihrer Körperlichkeit herrlich, hinreißend, hochschwanger, das verunstaltete und entstellte Gesicht entweder verschleiert […] oder grobgepixelt […]; sie sitze nackt da und erkläre dem von der Kamera Repräsentierten in ganz einfacher und kindgerechter Sprache, der Tod sei immer weiblich, und das Weibliche sei immer mütterlich. D. h., die Frau, die einen umbringe, sei im nächsten Leben immer die Mutter.“ Filmische Spezialeffekte hätten Joelle schwanger aussehen lassen. Die Kamera habe Joelle aus der Tiefe aufgenommen, so dass sie sich „als Todes-Mutter“ über das Publikum gebeugt habe, kreißend und nackt, „von oben herab – in beiderlei Wortsinn, was von der kritischen Warte aus eine synästhetische

Doppeldeutigkeit in den Film eingeführt habe, die sowohl die akustische als auch die optische Perspektive der subjektiven Kamera umfasst habe …“ (S. 1131f.)

Wallace spielt hier offenbar mit Ironie, indem er Tiefenpsychologie und Metaphysik pseudoromantisch vereint.

Die finale Superdroge Infinite Jest ist eine Metapher für den Irrweg, im Konsum das Seelenheil zu finden. Dieser Irrweg ist nicht nur mit chemischen Drogen gepflastert, sondern auch mit religiösen Hoffnungen. Zugleich kann die Superdroge zur politisch-militärischen Waffe der Machtsüchtigen werden.

Mit dem Film Infinite Jest erreicht die Kunst ihre Vollendung dergestalt, dass sie das Leben auslöscht, und zwar parallel zur satirisch dargestellten Müllentsorgung. Das Urteil über die Unfähigkeit und Unmöglichkeit der Menschen, ihr Leben sinnvoll zu gestalten, haben auch die großen literarischen Dystopien formuliert. In Orwells Roman 1984 wird dem Scheitern des Einzelnen und einer freiheitlichen Gesellschaftsform immerhin die Kraft der Liebe entgegengesetzt. In Huxleys Roman Brave New World kommen genetische Menschenzüchtung und Pharmaka zum Einsatz.

Wallace sieht das Scheitern des Menschen in seinem Körper angelegt. Kapitalismus und politisches System spielen zwar auch in seinem Roman eine Rolle, erscheinen aber eher als Begleiterscheinungen menschlicher Gestaltungsunfähigkeit.

Wallace glaubt nicht (mehr) an die Kraft der Vernunft, an Aufklärung oder an Hoffnungen, wo ein freies Spiel demokratischer und wirtschaftlicher Kräfte sich zur Vollendung menschlichen Zusammenlebens entwickeln. Keine einzige Romanfigur hat das Potential dafür. Die jungen Mitglieder der Tennis-Akademie geben kaum Beispiele für ein selbstbestimmtes Leben. Auch sie sind schon dem Suchtprinzip unterworfen. Die Erwachsenen sind durchweg mehr oder minder Psychopathen. Es fehlt allen an Lebensfreude und Liebe. Verantwortungsbewusstsein zeigt in begrenztem Maße der Schwerenöter Gately, der seine Sucht überwinden konnte und nun als Angestellter für die Einhaltung der Ennet-House-Ordnung sorgt. In der tödlichen Prügelszene sieht er sich zum Schutz der ihm anbefohlenen Heiminsassen gezwungen, gewalttätig einzugreifen.

Hals Bruder Mario, körperbehindert und in der seelischen Entwicklung zurückgeblieben, ist die einzige Romanfigur, die sich nicht schuldig macht, allerdings auch schuldunfähig ist. Trotzdem gehören seine Gespräche mit der Moms (Avril Incandenza) und seinem jüngeren Bruder Hal – neben einigen Szenen der Tennis-Schüler – zu den wenigen idyllischen Abschnitten des Romans, die nicht ironisch gelesen werden müssen.

 

Guido Graf empfiehlt in einer Rezension der Frankfurter Rundschau, Unendlicher Spaß auch als Familienroman zu lesen:

„Die Familie Incandenza besteht aus der Mutter Avril Incandenza, einer hochgewachsenen, offenbar überaus attraktiven Mittfünzigerin, aus James Incandenza, Forscher, Experimentalfilmer und Gründer der Enfield Tennis Academy, aus dem ältesten Sohn Orin, einem inzwischen in Arizona lebenden Footballspieler, der mit seiner Mutter nicht mehr redet, dem mittleren Sohn Mario, einem verzwergten Krüppel, der aber mit allerlei Hilfsmitteln als Filmemacher in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, schon bevor sich dieser auf ziemlich komplizierte und rätselhafte Weise mit dem Kopf in einer Mikrowelle umgebracht hat, und schließlich Harold James Incandenza, genannt Hal, dem jüngsten Sohn, der die ungekürzte Version des Oxford English Dictionary auswendig kann, umfangreiche Abhandlungen zu entlegenen geisteswissenschaftlichen und mathematischen Themen verfasst sowie … zweitbester Spieler der Tennisakademie ist. … So wie Hal Incandenza oben auf dem Hügel immer mehr in eine Einsamkeitsspirale eindreht, mitten hinein in den inneren Abgrund seiner traurigen Familie, kommt der andere große Protagonist des Romans, Don Gately … vor allem mit den Dämonen seiner Kindheit nicht mehr klar. Seine Familiengeschichte von der Mutter, die ständig vom Stiefvater verprügelt wurde, sich Tag für Tag besinnungslos gesoffen … hat, verkörpert die drastische und brutale Seite der verwahrlosten Hohlwelt dieses Romans … Gegen Ende des Romans liegt Gately mit fiebrigen Wachträumen im Bett, führt ein ausführliches Gespräch mit dem Geist von Hals totem Vater James Incandenza, immer wieder brechen neue traumatische Kindheitserfahrungen hervor. … Hal Incandenza und Don Gately sind Wiedergänger von Shakespeares Hamlet wie so vieles in Unendlicher Spaß – nicht nur der Titel ist Zitat – mit dem Hamlet-Muster spielt. … Nach dem Tod seines Vaters ist Hal auch gegenüber seiner Mutter ein Hamlet, der daran zu knabbern hat, dass sie nun mit ihrem eigenen Halbbruder und neuen Direktor der Tennisakademie liiert ist. … Er ist einsam. … Hal verzweifelt an der Heuchelei, von der er sich umgeben sieht. Er verzweifelt an der Heuchelei seiner Mutter, ihrem ‚Höflichkeitsroulette‘ und Aufmerksamkeitsterror … Unendlicher Spaß ist eine Hamletmaschine, die zum Stehen kommt … Sprache und Welt passen nicht zusammen, stattdessen leben wir als manipulationswillige Parasiten einer Heuchelindustrie.“[5]

Diese Hamletmaschine ist eine Wunschmaschine[6], die in der Zwickmühle von Sucht und Entertainement versagen muss. Das gilt für alle Romanfiguren – sie sind einsam und verkommen in ihrer Sinnleere. Dass Hal Incandenza als Hauptfigur des Romans mit seiner Entscheidung, von der Sucht wegzukommen, ein Hoffnungszeichen darstellt für die Möglichkeit, aus dem gesellschaftlich-ökonomischen Gesamtsuchtwerk auszusteigen, ist angesichts seines Zusammenbruchs, mit dem der Roman beginnt, unwahrscheinlich. Hal erkennt in den Mittelschichtmännern einer Selbsthilfegruppe, in die er irrtümlich bei seiner Suche nach einem Treffen der Anonymen Narkotiker gerät, seine eigene Einsamkeit und die Unliebe seiner Eltern – die Männer in den Dreißigern drücken identische Teddybären als ihren Inneren Säugling an ihre Brust (S. 1144-1160) und bleiben in ihrer Kompensationssucht einsam. Hal als Hoffnungsträger ist zudem undenkbar im Hinblick auf das philosophische Fundament, das der Erzähler im Zusammenhang mit der noch zu verfassenden Dissertation der Filmtheoretikerin Molly Notkins erwähnt. Sie behauptet,

„dass der gesamte Vollkommene-Unterhaltung-als-Liebestod-Mythos, der die vorgeblich tödliche Patrone umwittere, lediglich eine klassische Illustration der antinomisch schizoiden Funktion jenes Mechanismus des postindustriellen Kapitalismus sei, dessen Logik die Ware als sterblichkeitsangstverdrängende Flucht präsentiere, die ihrerseits psychologisch fatal sei, wie Monsieur Gilles Deleuze in Inzest und die Vitalität des Todes in der kapitalistischen Unterhaltung in leicht verständlichem Detailreichtum nachgewiesen habe, ein posthum erschienenes Buch …“

(S. 1136)

Gilles Deleuze sieht das Unterbewusstsein als ein Ensemble von Wunschmaschinen:

„Es funktioniert überall, bald rastlos, dann wieder mit Unterbrechungen. Es atmet, wärmt, ißt. Es scheißt, es fickt. Das Es … Überall sind es Maschinen im wahrsten Sinne des Wortes: Maschinen von Maschinen, mit ihren Kupplungen und Schaltungen. Angeschlossen eine Organmaschine an eine Quellmaschine: Der Strom, von dieser hervorgebracht, wird von jener unterbrochen. Die Brust ist eine Maschine zur Herstellung von Milch, und mit ihr verkoppelt die Mundmaschine. Der Mund des Appetitlosen hält die Schwebe zwischen einer Eßmaschine, einer Analmaschine, einer Sprechmaschine, einer Atmungsmaschine (Asthma-Anfall). In diesem Sinne ist jeder Bastler; einem jeden seine kleinen Maschinen.“[7]

„Die Wunschmaschinen stecken nicht in unserem Kopf, sind keine Produkte der Einbildung, sondern existieren in den technischen und gesellschaftlichen Maschinen selbst.“[8]

Deleuze negiert Sigmund Freuds Auffassungen von Es und Unterbewusstsein; er geht aus von der vollkommenen Einheit von Mensch und Natur. So sind alle Werke des menschlichen Geistes Naturphänomene – das betrifft etwa Kunst, Psyche, Bewusstsein, Wille, Libido, … Wissenschaft, Technik, gesellschaftliche Verfassungen, Kapitalismus … und die Umsetzung der Wünsche. Die psychischen Abläufe sieht Deleuze nüchtern als mechanische Bewegungen der Wirklichkeits-Affirmation. Seine Philosophie ist, so gesehen, resignativ, denn alle psychischen Erscheinungen –so auch jede Sucht als Ausdruck eines Wunschs – sind Natur, eingebettet in gewachsene gesellschaftliche Systeme.

Der Leser des Romans kann den Eindruck gewinnen, James Orin Incandenza, der Auteur der Infinite-Jest-Patrone, verkörpere den Philosophen Deleuze, zumal dieser auch filmtheoretische Abhandlungen schrieb, die auf Incandenzas Filmschaffen passen. Auch das Lebensende des an Asthma leidenden Deleuze, der im Alter von 70 Jahren aus dem Fenster seines Hauses in den Tod sprang, weist einen Bezug zum Selbstmord des Auteurs (und des Roman-Autors) auf.

Das 28. Kapitel zeichnet sich durch Engführung der Perspektiven der beiden Hauptfiguren aus: Hal Incandenza und Don Gately. Sie werden sich nicht begegnen, aber sie haben beide dasselbe Ziel: die Überwindung ihrer Suchtabhängigkeit.

Hal wird mit einem Schlag klar (S. 1286), dass er sich dem Stress und den Zwängen der Tennisakademie nicht mehr beugen will. „Ich lag in meinem engen kleinen Sarkophag aus Raum“ (S. 1295) – er denkt an seine Situation mit all den äußeren und inneren Abhängigkeiten und kommt später zu dem Entschluss, das Tennisspielen zu verweigern (S. 1371) und den Drogengenuss zu überwinden, mit dem er sein fremdbestimmtes Leben kompensierte. Auf diesem Weg grübelt er über sein Leben nach, er erinnert sich an Kindheit und Familienleben, vor allem an ein Gespräch seines Vaters mit Orin, dem älteren Bruder, der berichtet, er habe mit dem Vater ein ernstes und wohltuendes Gespräch gehabt, nachdem er in seiner frühen Jugend heimlich mit Freunden einen Pornofilm gesehen habe. Incandenza habe als Leiter der Akademie gesagt, „er würde ihnen nicht verbieten, den Film zu sehen“, wenn sie dabei diskret vorgingen. Als Vater aber würde er davon abraten, Orin solle abwarten, „bis er selbst erfahren hätte, was für eine profunde und ehrlich gesagt sogar ziemlich bewegende Sache Sex sein könne“, denn ein Film vermittle ein falsches Bild vom Sex. „Es war die größte Offenheit Seiner Selbst einem anderen Menschen gegenüber, von der ich je gehört hatte“, erzählt Hal. (S. 1373). Diese Episode ist bemerkenswert, sie ist die einzige im ganzen Roman, in der Liebe als unverfremdete Realität erscheint. Dieser Mann, der im Gegensatz zu allen anderen Romanfiguren die Fähigkeit zu echter Liebe hat, bringt sich jedoch um, nachdem ihm mit seinem Film Infinite Jest gelungen ist, was er wohl als perfektes Kunstwerk angestrebt hat: die vollkommene Illusionierung des Betrachters. Denkbar, dass er seine Filmkunst als Irrweg erkannte, als höchste und schlimmste Droge innerhalb einer durch und durch kapitalistischen Konsum- und Suchtwelt.

Don Gately liegt im Krankenhaus, vielleicht tödlich verletzt in der Schlägerei mit den beiden Kanadiern. Das Krankenbett ist sein ‚Sarkophag‘, in dem er schlimmen Träumen und Erinnerungen seines Lebens ausgesetzt ist. Er lehnt trotz vehementer Schmerzen stillende Medikamente ab, um nicht wieder süchtig zu werden.

Der Roman endet mit der Erinnerung Gatelys an ein komatöses Suchtgelage mit Fackelmann, der von weiteren süchtigen Eindringlingen für einen Fehler grausam bestraft wird – die Augenlider werden ihm an die Stirn genäht.

Mit der quälenden Erinnerung an Gewalt und Selbstverletzungen im Verlauf dieser furiosen Suchtparty endet der Roman, ohne dass klar wird, ob Gately überlebt und was aus Hal nach seinem Zusammenbruch wird – ob er seine Entscheidung durchhalten kann. Beide Hauptfiguren können zwar als Aufforderung aufgefasst werden, sich gegen ein Leben in einem Gesellschaftssystem der organisierten Sucht zu entscheiden. Aber sind sie wirklich Hoffnungsträger? Die Skepsis überwiegt – die unerbittliche und gewalttätige Suche der Rollstuhlattentäter (A.F.R.) und des US-Geheimdienstes nach der Masterpatrone Infinite Jest geht weiter; man will das Grab Incandenzas aufbrechen; der geplante Terroranschlag gegen die Tennisjunioren ist im Gange, das wird in den letzten Abschnitten des Buchs fast beiläufig erwähnt; und der Kapitalismus feiert immer größere Triumphe, was sich an der Sponsorenzeit ablesen lässt – die Handlung der meisten Kapitel spielt sich im Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche ab (2009). Hals Zusammenbruch erfolgt schließlich im Jahr des Glad-Müllsacks (2010) im 1. Kapitel. So schließt sich der Kreislauf …

Der aus ungehemmt viriler, nicht aber narzisstischer, Perspektive geschriebene Roman schildert familiäre Miseren und biografische Untergänge im Kontext der Sucht. Im letzten Kapitel kommt mit der Figur Fackelmanns die suizidal gefärbte Wettspielsucht hinzu, geradezu wortspielsüchtig erzählt. Immer wieder regiert dieses Entweder-Oder, Sieg oder Niederlage im Kampfsport – Football und Tennis – wie in den Showdown-Situationen des Lebens. Es gibt kaum Zwischentöne, kein gelungenes Leben, schon gar keine Lebenskunst; denn auch politisches und künstlerisches Schaffen stehen im Sog der Süchte mit der tautologischen Konsequenz des Niedergangs, des Todes.

Der Tod ist das Ende aller Wünsche. Er ist das Ende jeder Sucht. Auch das Ende der Wunsch-Maschine auf der vergeblichen Suche nach einem Sinn des Lebens. Und die Fiktion einer vollkommenen Erfüllung aller Wünsche, Infinite Jest, Suchtmittel und Kunst in einem, ist die suizidale Abkürzung des Wegs aus einem sinnlosen Sein.

Wallace schrieb einen Roman über das Scheitern der Gattung Mensch: die Unfähigkeit zur Gestaltung des Prinzips Hoffnung, der Verantwortung und der Vernunft.

 

 

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Weiterführend →

Es ist eine bildungsbürgerliche Kurzprosa mit gleichsam eingebauter Kommentarspaltenfunktion, bei der Kurztexte aus dem Zyklus Kritische Körper, und auch aus der losen Reihe mit dem Titel Splitter, nicht einmal Fragmente aufploppen. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier. Lesen Sie auf KUNO zu den Arthurgeschichten auch den Essay von Holger Benkel, sowie seinen Essay zum Zyklus Kritische Körper.

 

[1] HEL Toussaint (= Herbert Laschet) an den Autor dieses Textes am 3.10.2023.

[2] Korrekt (auch in Québec) wäre: Roulants

[3] Ein Beispiel für die Schwierigkeiten, vor die Blumenbach sich gestellt sah, ist die Rede eines immigrierten Schweizers in der Bostoner AA-Gruppe (S. 507f.):

„Als aine , wo alli Aabeehhysli verspritzt, bin ych scho männgs Joor bekannt gse. In de Beize uff de Landstrosse han ych scho lang nimme uff d‘ Schissi deerfe. Deheim, im Bad isch d‘ Dabeete scho so wällig gese, das glaubsch gar nit. Aber denn uff aimool … das wird ych nie vergässe. Ai Wuche no, und ych hätt niinzig Tag nimme gsoffe. Drei Moonet wär ych denn undrungge gse. Also ich hogg dehaim uff dr Schissi, verstoosch. Bi am Drugge wie allewyl, das glaubsch gar nit, und … und bi so verstuunt gse, ych ha myne Auge nit traut. Das han ych scho lang nymme gsee, do han ych zerscht dänggt, s‘ Portemonnaie isch mir ins Hysli gfalle, verstoosch. By Gott,ych han dänggt, ‘s Portemonnaie isch mir ins Hysli gfalle. Ych kneule also näbem Haafe und lueg ganz genau. Grad soo wie me emene Schatz in d‘ Auge luegt. Miini Frynd, das isch e Fraid gse, mir fäle d‘ Wort. Do lygt e richtig Wirschtli. E richtig Wirschtli. Fesch, spitzig und lycht krumm. Es hett usgseh wie ne Wirschtli, gar nimme verspritzt. Graad eso als ob dr liebi Gott ‘s gmacht haig. Also miini Frynd, das Wirschtli hett fascht wie gläbt, Ych bi also kneule blybe und ha mym Heechere Wäse danggt, das Wäse wo fir my dr liebi Gott isch, und sit däm Tag dank ych däm Heechere Wäse uff de Kneu, am Morge, am Oobe und uff em Hysli.“ Der Mann strahlt über das ganze rotlederne Gesicht. Gately und die anderen Weißflagger kriegen sich nicht wieder ein vor Lachen, eine Wurst, die lebt, eine Hymne auf einen Festschiss; aber die glanzlosen Augen gewisser zittriger Neulinge in den letzten Reihen

 weiten sich unter einer ganz privaten Identifikation und möglicherweise  auch Hoffnung, von der sie kaum noch zu träumen wagen … Eine Botschaft ist weitergegeben worden.

 ‚ ‚d been a confarmed bowl-splatterer for yars b’yond contin‘. ‚d been barred from t’facilities at o’t‘ troock stops twixt hair’n Nork for yars. T’wallpaper in de loo a t’ome hoong in t’ese carled sheets froom t’wall, ay till yo. But now woon dey . . . ay’ll remaember’t’always. T’were a wake to t’day ofter ay stewed oop for me ninety-dey chip. Ay were tray moents sobber. Ay were thar on t’throne a’t’ome, yo new. No’t’put too fain a point’on it, ay prodooced as er uzhal and … and ay war soo amazed as to no’t’belaven‘ me yairs. ‚Twas a sone so wonefamiliar at t’first ay tought ay’d droped me wallet in t’loo, do yo new. Ay tought ay’d droped me wallet in t’loo as Good is me wetness. So doan ay bend twixt m’knays and’ad a luke in t’dim o’t’loo, and codn’t belave me’yize. So gud paple ay do then ay drope to m’knays by t’loo an’t’ad a rail luke. A leaver’s luke, d’yo new. And friends t’were loavely past me pur poewers t’say. T’were a tard in t’loo. A rail tard. T’were farm an‘ teppered an‘ aiver so jaintly aitched. T’luked . . . conestroocted instaid’ve sprayed. T’luked as ay fel’t’in me ‚eart Good ‚imsailf maint a tard t’Juke. Me friends, this tard’o’mine practically had a poolse. Ay sted doan own m’knays an tanked me Har Par, which ay choose t’call me Har Par Good, an‘ ay been tankin me Har Par own m’knays aiver sin, marnin and natetime an in t’loo’s’well, aiver sin.‘ The man’s red-leather face radiant throughout. Gately and the other White Flaggers fall about, laugh from the gut, a turd that practically had a pulse, an ode to a solid dump; but the lightless eyes of certain palsied back-row newcomers widen with a very private Identification and possible hope, hardly daring to imagine. … A certain Message has been Carried.

[4] Gefugt ist auch die Prügelszene in den MEISTERSINGERN VON NÜRNBERG von Richard Wagner.

[5] Guido Graf, Depression und Unterhaltung sind ein und dasselbe. In: Frankfurter Rundschau vom 26.1.2019

[6] Gilles Deleuze hat später den Begriff der Wunschmaschine umbenannt in Assemblage.

[7] Gilles Deleuze und Félix Guattari: Anti-Ödipus: Kapitalismus und Schizophrenie I. Suhrkamp, Frankfurt a.M 1974, S. 7.

[8] Gilles Deleuze und Félix Guattari: Anti-Ödipus: Kapitalismus und Schizophrenie I. Suhrkamp, Frankfurt a.M 1974, S. 512,2. (Später ersetzt Deleuze den Begriff der Wunschmaschinen durch Assemblage.)