Oh Haar mein Hut!

 

Wenn das Haar ein Hut ist, der herrlichste Hut, den es seit Menschengedenken gibt, weil er jeden Tag ein anderer, veränderbarer ist, dann ist jeder Hut, der nicht aus abbrechbarem, nicht aus ausfallbarem Stoff besteht, ein architektonisches Element, sprich, etwas Zusätzliches, Antragbares, ein fremdes, fremdstoffliches, variables und variierbares Element, das dem Kopf guttut, ihn aufwertet, ihn erhöht; der Hut verweist auf Welt sprich die Welt dessen, dem er aufsitzt, eine Rundform, etwas kugelig, minimal gewellt an der Oberfläche. Mit angepaßtem Sitz ist der Hut ein tragendes, ein getragenes Juwel, eine umspannende und gespannte Arena, innerhalb derer bald Abbrechbares, bald Ausfallbares sich zum letzten Male sträuben kann, zu Berge stehen unbeobachtbar, heimlich.

Ein Hut kann wie ein entlüfteter Ballon zusammenfallen, sobald er seinem Träger entrissen wurde. Man kennt aber auch Hüte, die ihre Besitzer mitsamt ihrer darunter attrapierten Frisur kurzfristig verließen, nachdem sie zum Gruß gelüftet worden waren.

Mit Hut und Haar hat einer seine Stellung verloren, als er seine Haut retten wollte!

 

 

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Pro toto Typen, von Angelika Janz, KUNO 2023

Weiterführend  

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd