Ein Porträt von Andrej Kokot

 

Andrej Kokot hat meinen Gedichtband „Oporoka Casa“ (Zeitzeichen) ins Slowenische übersetzt. Wir haben uns früher oft und immer wieder getroffen, auch zusammen mit unserem gemeinsamen Freund, dem kärntnerslowenischen Dichter und Chorleiter Valentin Polanšek; oft auch in Slowenien bei den PEN-Tagungen in Bled. In Wien habe ich einmal einen Leseabend für ihn und mit ihm gemacht. Der Andrej Kokot ist ein ganz Stiller, in jeder Hinsicht. Er macht nicht viel Aufhebens um seine Literatur. Und wenn er liest und spricht, dann ganz leise, daß man ihn fast nicht versteht und um so konzentrierter zuhören muß. Mit ihm war ich beim Begräbnis unseres Dichterkollegen Hermann Vogel, der auf tragische Weise in der Drau in Maribor ertrunken ist. Das Begräbnis war in einem kleinen Dorf unterhalb der Karawanken. Zum Abschied sang der Chor slowenische Volkslieder. Es war so berührend und zum Weinen. In seinem Buch „Das Kind, das ich war“ beschreibt Kokot seine Zwangsaussiedlung und die seiner Familie sowie mehr als hundert anderer Kärntnerslowenen-Familien aus ihrer Heimat nach Deutschland unter der Naziherrschaft. Seinen Bruder hat man denunziert, er kam ins KZ-Mauthausen und wurde dort gehenkt. Und all das wurde später im Heimatort Köstenberg und in ganz Kärnten totgeschwiegen; so wie Ähnliches in ganz Österreich, weil das zum Österreichertum gehört.

 

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Schriftstellerbegegnungen 1960-2010 von Peter Paul Wiplinger, Kitab-Verlag, Klagenfurt, 2010

Wiplinger Peter Paul 2013, Phoro: Margit Hahn

 

Weiterführend → KUNO schätzt dieses Geflecht aus Perspektiven und Eindrücken. Weitere Auskünfte gibt der Autor im Epilog zu den Schriftstellerbegegnungen.
Die Kulturnotizen (KUNO) setzen die Reihe Kollegengespräche in loser Folge ab 2011 fort. So z.B. mit dem vertiefenden Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Druck und Papier, manche Traditionen gehen eben nicht verloren.