Bumerang

Das einzige Tor fiel in der letzten Sekunde. Als der Zauberer noch einmal ins Eis stieg, wurde es totenstill. Die Luft über der weißen Fläche kochte, die Haut der Arena blähte auf, bis der Himmel über den Köpfen platzte. Tausende ahnten das Ungeheuerliche. Der Zauberer hieb die Kufen ins splitternde Kristall und schwang den Schläger hoch über den Helm. Dann schlug er zu. Im Spiel seines Lebens schnitt er den Puck so scharf an, dass er vom Eis zu den Scheinwerfern aufstieg, im Auge des Flutlichts drehte und wieder zurückschoss. Die schwarze Scheibe prallte aufs blanke Eis, direkt vor die Füße des Schützen, zischte steil unter den Helm und zerschmetterte Kiefer und Stirn. Sand fiel knirschend ins kalte Feld. Der Mann wankte und fiel mit dem Puck zwischen den Augen ins gegnerische Tor. Von den Sternen schwebte Wrigleys dünner Stoff ins Bild.

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Kritische Körper von Ulrich Bergmann, Pop Verlag Ludwigsburg, 2006

Ulrich Bergmann bezeichnet den Zyklus Kritische Körper als ‚Criminal Phantasy’. Der Leser findet in diesen Kurzgeschichten eine für diesen Autor typische Montagetechnik, unterstützt durch einen imagistischen Bildgebrauch und die Verwendung extremer Bilder. Von der Figurenzeichnung bis zum Handlungsablauf ist jederzeit klar, wie in diesem Zyklus die moralischen Grenzen verlaufen. Bergmann schreibt gegen den drögen Realismus der modernen Literatur an, und in der Tat besteht das Realistische seiner Literatur darin, das Grausame in seine Texte einfließen zu lassen, wobei sie plausible Beschreibungen des Innen und des Außen seiner Figuren auch ins Fantastische verlängern. Er erklärt uns eine Welt, in der sich die Bedeutung der Wirklichkeit nicht an der Oberfläche erschließt. Der Leser muss sich selber von der Abgründigkeit überzeugen.

Weiterführend → Lesen Sie auch zum Zyklus Kritische Körper den Essay von Holger Benkel.