Auf den Spuren der Erinnerung zurückgehen:

zu den Ereignissen, zu den Menschen, zu sich selbst!

Jeder Mensch lebt – auch – von der Erinnerung. Die Vergangenheit ist nie tot, nie endgültig vorbei, sie lebt in dem weiter, was uns verbleibt und verblieben ist. Sich-erinnern-Können bedeutet, daß etwas im Gedächtnis behalten wurde, worauf man Zugriff hat, bewußt; oder es steigt aus dem Unterbewußten empor, wenn man es ruft, manchmal aber auch, wenn man es nicht mehr sehen und nicht mehr in sich haben will; wenn man glaubt, daß man das alles schon längst vergessen und sich davon befreit hat.

Plötzlich leuchtet ein Bild auf aus dem Dunkel des eigenen Lebens, aus der Vergangenheit. Man erinnert sich – an Ereignisse, an Gesagtes, Erzähltes, an Bilder, kleine Szenen, wie an einzelne kurze Passagen in Filmen. Etwas kommt und ist, vielleicht durch irgendeinen Anlaß hervorgerufen, plötzlich in unserer Erinnerung, etwas das längst vergangen ist. Die Zeit spielt also eine wichtige Rolle, die Lebenszeit, als etwas Verbindendes in ihrer Kontinuität.

Der Mensch kann sich also erinnern, auch in seiner Todesstunde, an sein Leben. Er kann sich selbst sehen als kleines Kind, das er einmal war; vor sechzig, siebzig oder achtzig Jahren. „Das Leben zieht gegen Ende noch einmal an einem vorüber“ sagt man. So vieles geht mit dem Tod unter. Man kann dann nicht mehr darüber sprechen, es niemandem mehr erzählen, was man einmal erlebt hat. Aber der Schriftsteller kann vieles aufschreiben, woran er sich erinnert. Wir wollen immer etwas aus der Vergangenheit herüber retten in die Gegenwart, es weitergeben, damit es nicht vergessen wird.

 

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Aus: Erinnerungsbilder, von Peter Paul Wiplinger, Löker 2019

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Über den dezidiert politisch arbeitenden Peter Paul Wiplinger lesen Sie hier eine Würdigung.