ITALIENBRÜDER

 

Hastalavista kumpanen

nehmt die fraktionsbuddel mang

laßt euch den untergang schwanen

ihr seht den sonnuntergang

Nächster parteitag ist dann ja

in der Emilia Romagna

Hastamañana vaterlandslos

aber atlantisch ganz groß

 

Hastalavista genossen

vorwärts und vorsehn vor Schmidt

Sattelt den weltgespenstzossen*

der frißt den sattel gleich mit

Riechen wir polnischen braten

müssen wir bißchen verraten

Hastamañana Bakunin noch mal

ist denn nicht ruhe im saal

 

Hastalavista ihr Biermanns

Bahrs des diätenverzichts

Werden aus Jetzabers Wirdanns

Ohnemichs Watnochs Sonichts

Wallfahrt ins Vaticanum

papst absolviert euch per anum

Hastamañana wie kriegt man sie raus

fällt uns die mauer ins haus

 

Hastalavista wenn Herbert

euch in dem tunnel erwischt

dann wird’s lubjankisch und der zerrt

jeden vors pfeifengericht*

Trinkt nicht versehntlich aceto

kriegt ihr das dichten wie Neto

Hastamañana so lange sie steht

hat keine Pragluft geweht

 

 

Hastalavista metaller

edel im Parmaschweinpütt

was für ne ganzjahrnarhalla

was für ne holzfurnierbütt

Willy ruft: Charlie geflutet!

Helmut zieht nebelhorn: tutet

Stellt euch vor Deutschland im krieg nr 3

und ihr seid nicht mal dabei

 

 

 

 

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Rohlieder I – X von HEL, KUNO 2018

HEL ist bekannt geworden als Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. Diese Gedichte legen eine Stimmung frei, die zwischen Melancholie und Unbeschwertheit, Wehmut und Klarheit wechselt.

Weiterführend →

Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Ein faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.

 

 

Anmerkungen:

Bei der letzten strophe hatte ich ursprünglich was mit kanalarbeitern; DIE sind nun nicht grad Toscanafraktion (den namen gab’s damals noch nicht, ich hab ‘hn jedenfalls nicht gehört). So hätt ich die letzte strophe nicht hingekriegt. Wie Willy auf Neuköln kam weiß ich nicht; gemeint ist wohl Rathaus Schöneberg; meine Berlinkenntnis war rudimentär

zossen = „hier westfäl. gaul, mähre, klepper“

pfeifengericht = „Onkel Herberts mikrohölle“