GELBLICHT UNTER DER DECKE

 

gelblicht unter der decke

höhle der fledermäuse

meiner dachtaube nest und

meine   gedankenreuse

 

denk an den freund der fort geht

als wäre er ohne erben

und wie ich die hinterbliebenen

steche mit kleinem sterben

 

katzen und kinder spielen

vor den verhängten fassaden

durch die der himmel scheint wie

für die letzten nomaden

 

die kleine sonne des herbstes

wie vormittagsmond so feige

färbt ein fenster silbern

darin antennengezweige

 

ich hab noch den rauch vom abend

an den wangenknochen

die steinversiegelte bronze

der augen ist erbrochen

 

ich liebe die stadt ihr lärmen

ihr staub klebt mir im rücken

hier bin ich heimisch hier kann ich

meine keller bestücken

 

in der bucht meiner nächte

berg ich das netz der schritte

darin der strich der tauben

die patrouille der fledermausssitte

 

 

***

 

Rohlieder I – X von HEL

HEL ist bekannt als Herausgeber neuer Talente im „literarischen Underground“ und Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. In diesen Gedichten spürt HEL das Existenzielle im vermeintlich Banalen auf. Er hat es hat es nicht nötig, Fiktion zu erfinden … die Fiktion existiert bereits.

Weiterführend →

Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Ein faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.