Vorübergehend geöffnet

 

Komm herein

ins Gedicht, geh die Zeilen entlang,

schön langsam. Man rechnet hier

mit deinem Sprachvermögen.

Wenn du jetzt gleich nach links

einschwenkst, kommt dir vielleicht

ein Fasan entgegen

oder Lenin, auf einem Lastwagen,

wahrscheinlich nachts.

Nun laß uns eine Weile

vor diesem schönen WORT

Platz nehmen. Sitzt da nicht

eine Meise im T-Träger, zwitschert

dreimal, und das Auge des Dichters

blinzelt durchs O? Was ist das

GEDICHT: ERKENNTNISFRAGMENT

ODER WELTGEFÜHL?

Mach dir selbst einen Vers drauf,

ich muß in die Stadt. Ganz recht,

von hier aus geht’s direkt

ZUM AUSGANG.

 

***

Der Lyriker, Essayist und Aphoristiker Maximilian Zander ist am 21.11.2016 im Alter von 87 Jahren in Castrop-Rauxel gestorben. Seit Mitte der 1990er-Jahre veröffentlichte Zander Gedichte und Aphorismen. Seine lakonischen (immer wieder auch metalyrischen) Gedichte, die u. a. in Literaturzeitschriften wie ndl, Muschelhaufen, Faltblatt und Anthologien wie Axel Kutsch, Versnetze (2005) oder Theo Breuer, NordWestSüdOst (2003) sowie in bislang vier Gedichtbänden erschienen, setzen sich auf ironisch-distanzierte Art und Weise mit Alltag und Gesellschaft aus der Sicht eines welterfahrenen Menschen auseinander.

Weiterführend →

Lesen Sie auch seinen Essay über Lyrik. – Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.