Vorhang zu

Was ist das Leben?, frage ich Arthur nach dem Theater, als wir unter die dunklen Wolken ins Freie treten.

Ich habe keinen Regenschirm dabei, sagt er, wie immer, ich nehme das Wetter wie es kommt, wie ich auch die Theaterstücke nehme wie sie kommen. Ich weine und werde wieder heiter. Nach vielen Sonnen, Sturm und Regen fällt am Ende der Vorhang.

Und das Sterben?

Das ist der große Regen, sagt Arthur, ich habe keinen Regenschirm gegen diesen Regen. Ich kenne das Gefühl: Ich werde nass bis auf die Haut, ich wehre mich allmählich nicht mehr gegen das Unabänderliche, und am Ende fange ich an, den Regenvorhang schön zu finden vor dem letzten Frost. Der Tod kitzelt mich, mir kribbelt die Haut… Wie schön so zu sterben in der Traufe des Lebens, wenn der Vorhang fällt wie der Regen, mich zudeckt und wärmt.

 

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Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.

Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.

Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.