Der vater hat nur geschwiegen
er zog eine anderen bahn
hat alles getan was er konnte
hat’s in der garage getan
Es war das bild seiner mutter
die mutter war sein thron
kam er mit ner eins an:
Du bist ja schließlich mein sohn
Und kam er mit seiner freundin
der ersten n ihm dran
das sprach die mutter beiseite:
Die macht ih nicht zum mann
Die frau ließ keine lücke
Nur in der garage war
der mann vor ihr sicher
der sohn ließ an ihr kein böses haar
Die zweite schien was festes
er zeigte sie nicht sofort
Sie war es schließlich die bei
der mutter erschien vor ort
Mit ihr konnt man pferde stehlen
Sie kriegte das haar nicht glatt
Es war ne studentenwirtschaft
die beide getragen hat
Sie war fantastisch gewachsen
wenn auch nicht bis zum gesicht
Aber repräsentieren
das konnte sie nun mal nicht
Sie sagte die falschen worte
sie zog das falsche an
So fing ihn ne edlere kuh ein
den aufgewerteten mann
Und die veredelt ihn weiter
Bald war er nur noch dekor
Sie brachte ihn hinter die kamera
Sich selber stellte se davor
Sie ließ sich die magerkeit kosten
gehüllt in claire-obscure
An ihrem gesicht stimmte alles
an ihrer figur die couture
Und stellte er sie seiner mutter
sprach die (und er kannte da schon)
zum mann in der garage
Er ist ja schließlich mein sohn
Der Vater starb sehr plötzlich
Der sohn kam nach haus räumte auf
Die mutter kam nachsehn. Er sagte
Du gehst jetzt bitte hinauf
***
Zeitgefährten von HEL, KUNO 2017
Die Zeitgefährten sind zwischen 1977 – 2008 entstanden, es sind Gedichte für Einzelne, Kopf-, Brust- und Kniestücke, Porträts von Freunden, Kollegen, gereimte Rezensionen, Liebesgedichte, Minnesang und Totenreden, aus 33 Jahren und 7 Städten. In diesen Gedichten spürt HEL das Existenzielle im vermeintlich Banalen auf. Er hat es hat es nicht nötig, Fiktion zu erfinden … die Fiktion existiert bereits.
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.