Gegen die Zeit

Picasso in Düsseldorf, sage ich, das haut mich um. – Seine letzten Bilder, na ja, die sind aber sehr sehr – speziell, sagt Schlange, es geht da immer nur um das eine Thema, das euch Männer so beherrscht. – Ach Schlange, sage ich, die Ausstellung heißt „Malen gegen die Zeit“, das trifft mich mitten ins Herz! – Du meinst wieder mal nur dich, sagt Schlange, dir geht es nicht ums Herz, du willst dich nur selbst legitimieren – „Rammeln gegen die Zeit“…! – Aber Schlange, sage ich, du weißt doch genau, dass das für mich l’art pour l’art ist. – Was?, sagt Schlange, gibst du da nicht ganz schön an? – Wenn du willst, sage ich, kann ich dir jederzeit auch ein Auftragswerk liefern! – Findest du das jetzt nicht dreist …? – Wieso? Hältst du meinen Kampf gegen die Zeit nicht für reine Kunst? – Na ja, sagt Schlange, vielleicht ist es irgendwie – Kunsthandwerk.

 

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Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann, Kulturnotizen 2016

In den Schlangegeschichten wird die Dialektik der Liebenden dekliniert. Ulrich Bergmann schrieb mit dieser Prosafolge eine Kritik der taktischen Vernunft, sie steht in der Tradition der Kalendergeschichten Johann Peter Hebels und zeigt die Sinnlichkeit der Unvernunft, belehrt jedoch nicht. Das Absurde und Paradoxe unseres Lebens wird in Bildern reflektiert, die uns mit ihren Schlußpointen zum Lachen bringen, das oft im Halse stecken bleibt.

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Eine Einführung in die Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.