Die Demokraten

 

Genosse Seidelheber sprach:

„Wir sind die Demokraten!

Wir woll’n nicht mehr im Schlamm der Schmach,

Im Sumpf des Zwanges waten.

Wir wissen selbst, was not uns tut

Und brauchen keine Fürsten, –

Wir alle, die voll Kraft und Mut

Nach Recht und Freiheit dürsten.

Das Volk ist stark, – das Volk sei frei!

Es folge eignen Räten!

Des Volkes Losungswort, es sei:

Tod den Autoritäten!“

– Und Beifallsmurmeln rings erscholl,

Begeist’rung packte jeden.

– Doch mächt’gen Freiheitdranges voll,

Fuhr jener fort zu reden:

„Das Volk will selber Führer sein,

Denn eig’nen Willen hat es.

Der Arbeitmann will sich befrei’n,

Der Mann des Zukunftstaates.

Schon stürmt der Freiheit Siegeslauf

– Ich rede nicht zum Spaße! –

Der Sturm geht los, das Volk steht auf!

Der Freiheit eine Gasse!!“

– Hei! wie da alles Freiheit schrie,

Die Alten und die Jungen!

Wie sind von Tisch und Stühlen sie

Begeistrungvoll gesprungen!

Doch als nun einer rief gar noch,

Eh’ sich der Saal wollt’ leeren:

„Genosse Seidelheber hoch!“ –

Da konnt’ man nur noch hören

Aus allem Jubeln, Lärmen, Schrei’n:

„Genosse Seidelheber

Soll fortan unser Führer sein!

Ihm folgen wir! Hoch leb’ er!

 

 

 

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Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.

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