Die Flöße der Hungersöhne

 

Die Flöße der Hungersöhne, besichtigt am Tag des Buches. Der Autor nagt längst am Hungertuch.

Für den Tag des Buches einen Lesekanon zusammenzustellen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Viel zu viele partikulare Forderungen überformen den Entscheidungsprozess. Ansprüche von Minderheiten nach Repräsentation und Anerkennung und der Druck tagespolitischer Postulate lassen es kaum mehr zu, daß man sich der Frage stellt, um die es eigentlich geht: An welchen Texten läßt sich zeigen, wie Literatur menschliche Grunderfahrungen reflektieren kann. Daß es Texte gibt, die unabhängig davon, wer sie wann geschrieben hat, exemplarisch sind für das, was Menschen erleben und erleiden, was sie in Hochstimmung versetzt und was sie zerstört, was ihnen Hoffnung gibt und was sie verzweifeln lässt, wozu sie fähig sind und was sie am Leben hält, dies hat ein Literatur-Betrieb aus dem Blick verloren, der Menschen nicht mehr als Menschen sieht, sondern nur noch als Vertreter von Gruppen wahrnehmen kann. Ein Buch muss keinen Nutzen haben. In der Zeit des Digitalen erlebt die Frage nach der Materialität von Literatur eine neue Blüte. Grund für KUNO auf den alten Holzweg zurückzukehren.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Künstlerbücher verstehen diese Artisten als Physiognomik, der Büchersammler wird somit zum Physiognomiker der Dingwelt. Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421