Poetik des Humanen

… nicht immer nur denken so denke ich

nicht immer nur reden so sage ich

endlich auch handeln wenn nötig wenn möglich

vielleicht auch ein handeln mit sprache mit wort

etwas wirklich tun gegen den missbrauch der macht

gegen gewalt zerstörung folter und mord gegen den krieg…

Photo: Gerald Ganglbauer

Diese Verse sind symptomatisch für einen Dichter wie Peter Paul Wiplinger, der sich – nach einer Beurteilung Friedrich Heers – „dem Ganzen stellt“, wobei dieses Ganze „der Mensch, eine offene, nie heilende Wunde“[1] ist. Das Gedicht wird fortgesetzt. Doch wenn man die angeführten Zeilen gelesen hat, weiß man auch, wer Peter Paul Wiplinger ist und was seinem poetischen Schaffen einen Inhalt verleiht. Wiplinger ist ein österreichischer Poet, der sich selbst auferlegt hat, zu politischen, die Menschenrechte berührenden Fragen nicht zu schweigen, sondern mit seinem dichterischen Wort „gegen den Wahnsinn der Welt“[2] zu kämpfen. „Was sind Worte ohne ihre ethische Substanz? – Nämlich jene Worte, die nicht nur das Gerüst unserer Sprache, sondern auch das Gerüst unseres Menschseins bilden, ohne das alles in nichts, weil ohne wirklichen Halt, Zusammenhalt, zusammenbricht“.[3] Dieser Satz umschreibt in wenigen Worten die Haltung Wiplingers, der sich in seinem dichterischen Werk zu einem politischen und gesellschaftskritischen Engagement des Schriftstellers bekennt und als solcher leidenschaftlich für die Menschenrechte eintritt. „Es sind Worte, die nur durch Haltung, nur durch existenziellen Vollzug glaubhaft gemacht werden können, ohne diese sonst nichts sind, nichts sind als leere Worthülsen, als Sprache und Sprechen ohne verbindlichen Inhalt“[4], behauptet Wiplinger und seine Parteinahme  gegen jede Form von Intoleranz, gegen Gewalt, Völkermord, Rassismus, Entmenschlichung und Unterdrückung des Menschenrechts legt von dieser Philosophie Zeugnis ab. Solidarität mit den Unterdrückten, Verfolgten, Verletzten, Schwachen bezeichnet den Nervenpunkt seiner Literatur.

Gedichte, die durch ihren Inhalt geformt sind, komprimiert sind, sodaß alles Überflüssige weggelassen ist; reduzierte Gedichte. Gedichte als Gerüste des Denkens und Fühlens, des Widerstandes gegen das Vergessen“.

Erich Fried – Wien 1987

Wiplinger gehört zu jenen Autoren, die sich nicht auf einen Themenbereich festlegen lassen. Die Palette seiner literarischen Möglichkeiten reicht vom philosophischen und gesellschaftskritischen Gedicht bis zur politischen Lyrik, vom einfachen Landschafts- und Liebesgedicht bis zur poetischen Meditation. Den Schwerpunkt seiner literarischen Tätigkeit sieht Peter Paul Wiplinger jedoch in der politisch orientierten Lyrik, und darauf geht der vorliegende Beitrag ausführlicher ein. Obwohl die Debatte über die Frage, was eigentlich politische Lyrik ist, zu keinem befriedigenden Ergebnis und zu keiner schlüssigen, allgemeinverbindlichen Begriffsbestimmung geführt hat, ist es doch nicht schwierig ein politisches Gedicht aufgrund seiner Merkmale als solches zu bestimmen:

Gedichte, die auf ihre historisch-politische Situation reagieren und einwirken wollen, und in denen sich Autoren mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, in denen gesellschaftliche Inhalte umgesetzt werden, geben sich rasch durch Sprache und Inhalt zu erkennen.[5]

Derartige Gedichte sind in der Lage, „Sachverhalte vorzuzeigen, die mit anderen bequemeren Mitteln nicht vorgezeigt werden können“.[6] Ein politisches Gedicht schreiben, heißt also, sich im Schreibprozess der Realität zu stellen und diese Realität dann als Ergebnis im lyrischen Text aufzuzeigen.  Peter Paul Wiplinger tut eben dies. Er sträubt sich heftig gegen jede Art von Literatur, welche die Wirklichkeit nicht offen legt, sondern sie statt dessen in irgendeiner Form zu verschleiern versucht. In seinen literarischen Texten bleibt die politische Dimension weder verborgen noch verschlüsselt. In der gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit sieht er eine unabdingbare Voraussetzung seines poetischen Schaffens:

Ich bin ein Realist, der nichts beschönigt, sondern nur auf die Menschheitsgeschichte und den Zustand der Welt verweist […]. Ich bin ein Kämpfer, der leidenschaftlich für Wahrheit und Gerechtigkeit eintritt und  Vernunft, Respekt und Toleranz einmahnt, wo immer er muss und wo immer er kann.[7]

Sein dichterisches Wort stellt er in den Dienst des verletzten Menschen, und die politischen Gedichte dienen diesem Engagement wohl am besten. „Stellung nehmen gegen den Missbrauch des Menschen, gegen seine Manipulation, gegen seine bloße Zweckbenützung, das ist nötig, das tut uns not“, schreibt Wiplinger in seinem Essay Kunst und Ethik.[8]

Den Höhepunkt seiner durch und durch kompromisslosen, politischen Lyrik bildet der Gedichtband Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987 [9]. Wiplinger leistete mit diesem Buch seinen Beitrag zum Gedenkjahr 1988, das der Erinnerung an die rassistische und politische Verfolgung nach dem Anschluss Österreich an Hitler-Deutschland gewidmet war. Von reduzierten Gedichten, reduziert in dem Sinne, dass alles Überflüssige weggelassen ist, von Gedichten als Gerüste des Denkens und Fühlens, von Gedichten gegen das Vergessen[10] spricht Erich Fried im Vorwort zu diesem Band. Die Gedichte, die Wiplinger in diesem Buch vereint, schlagen einen Ton an, der auch in anderen Gedichtsammlungen dieses Dichters erklingt. Menschenrechte, die Nazizeit, in die er hineingeboren wurde und die seine frühe Kindheit geprägt hat, die Aufarbeitung der eigenen Geschichte, das Schweigen über diese Zeit, der Holocaust sind Themen, die sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen hindurchziehen. Das Nachdenken über den Zweiten Weltkrieg  und den Nationalsozialismus ist ein konstantes Leitmotiv seiner politischen Lyrik. Diese zeigt eine dichterische Reaktionsweise, die Kriegserfahrungen nicht ausblenden, nicht verdrängen will, sondern sie  aufzugreifen und auszudrücken sucht. Wiplinger wehrt sich aber dagegen, seine Gedichte als Versuche zu der in Österreich ausgebliebenen literarischen Bewältigung der Nazivergangenheit zu deuten. ´Bewältigung´ ist ein ambivalenter Begriff, der einerseits als geistige Verarbeitung von traumatischen Kriegserlebnissen zu verstehen ist, andererseits aber die Entlastung von Schuldgefühlen und die Erledigung von Tatbeständen, die man im Laufe der Zeit zu den geschichtlichen Akten legen kann, mit einbezieht. Und Wiplingers Gedichte versuchen, gerade dies zu verhindern:

Es gibt keine „Bewältigung“ der „braun beschmierten“ Vergangenheit (NS-Herrschaft und ihre Verbrechen sowie der verbrecherische Krieg) durch Literatur, durch Gedichte, auch und schon gar nicht durch meine […]. Nein, diese meine Gedichte (und Fotografien), wie sie im Fotogedichtband Farbenlehre aufscheinen, sind das Zeugnis meiner Konfrontation mit der NS-Herrschaft und dem Holocaust, konkret mit dem ehemaligen KZ-Mauthausen. Und es ist das Ergebnis einer individuellen Trauerarbeit […]. Etwas anderes aber ist es, immer wieder an diese durch den NS-Terror zugefügten Lebenswunden und an die Opfer zu erinnern und dazu beitragen, daß dieser grauenhafte Abschnitt in der Menschheitsgeschichte und die Schuld der Täter und Mittäter nicht mit Verdrängen und Vergessen(wollen) zugedeckt werden.[11]

Dichtung als Mittel zur zeit- und gesellschaftskritischen Auseinandersetzung, „das Wort als treffendes Vokabel, als Waffe, oder als Spracherlebnis … als ‘Lebenszeichen’ gegen das Inhumane, gegen die Lüge, gegen das Verschweigen“.

Alexander Giese

Seine Gedichte versteht er als keine Verarbeitung des Erlebten, sondern als dessen Benennung. Dieses unfassbare Verbrechen ist als Vergangenheit nicht zu bewältigen. Wiplinger zeigt es als Gewaltakt gegen die Menschlichkeit, der die Frage aufkommen lässt, ob der Mensch aus dieser grausamen geschichtlichen Erfahrung gelernt hat. Die Antwort auf diese Frage wird  im Gedicht Macht und Ohnmacht erteilt: „tatenlos sieht sie jetzt zu/ die staatengemeinschaft Europas/ wie krieg überzieht dieses land/ wie agressoren verfolgen ihr ziel/ und antwortet darauf stets nur/ mit lahmen protesten und sprüchen/ anstatt frieden zu schaffen/ anstatt zu stoppen den krieg/ militärische terrorverbrecher/ zeigen die fratze der macht/ staatskonferenzen mit mördern/ mit den Hitler´s von heute/ das ist die naive diplomatie/ schuld und schande Europas/ man hat nichts gelernt/ aus der eigenen geschichte“.[12]

Ein großes Leiden an der Zeit, Leiden am Elend der Menschen durch den  Krieg, durch falsche Ideale, durch Machtstrukturen ist seinem Werk eingeschrieben. Das besondere Augenmerk des Autors gilt den Opfern des Nationalsozialismus, die er „aus dem schweigen zurückholt/ ins wort/ ins lebendige dasein/ in unser leben/ in unser jahrhundert“, so heißt es im Gedicht An euch Ausgelöschte.[13]

Gekonnt und zugleich einfach erscheinen die Verse von Peter Paul Wiplinger in einer poetischen Landschaft, in der das Wort der Widerspiegelung der inneren Wirklichkeit dient und dieser Wirklichkeit mit ihren Sehnsüchten, dem Schmerz, dem Drang der Gefühle, der Sinnlichkeit der Seele einen Sinn verleiht.

Lev Detela

Wiplingers Poesie ruft zum Widerstand gegen die Verdrängung der Wirklichkeit, Verleugnung der Wahrheit und gegen das Vergessen auf: „nach einer weile/ sich erinnern/ an das, was man/ vergessen wollte“[14], ist eine der Forderungen, die Peter Paul Wiplinger an sich und seine Dichtung stellt. Er rüttelt an der Vergangenheit, lässt nichts vergessen, vor allem nicht die unbequeme Vergangenheit, die so viele Menschen verblendet hat.  Immer wieder erinnert Wiplinger an den NS-Terror, an die Schuld der Täter, an diesen grauenhaften Abschnitt in der Menschheitsgeschichte, den manch ein Gedächtnis so gern loswerden möchte. In seinem Beitrag 50 Jahre danach schreibt er: „Es ist ein Teil meines Lebens. Ich bin dadurch geprägt und etwas ist davon noch immer in mir“.[15] 1939 geboren, zu einem Zeitpunkt, zu dem Hitler die Tschechoslowakei okkupierte, Polen angriff und das übrige Europa darauf nicht reagierte, zählt sich Peter Paul Wiplinger bewusst zur Kriegsgeneration, so absurd es auch klingen mag, wenn man retrospektiv von einem drei bis sechsjährigen Kind spricht.[16] Der Schriftsteller erinnert sich dunkel an diese dunkle Zeit seiner Kindheit:

Ich erinnere mich an das Dunkel im Raum, wenn wieder einmal das Licht ausgegangen war, im Wohnzimmer und später im Keller: wenn wir voll Angst nebeneinander oder aneinandergepresst da saßen, über uns der Motorenlärm der Flugzeuge und dann das Pfeifen und die Einschläge, und das Zittern der Wände und das unserer Körper […]. Und ich erinnere mich an die Namen von Gefallenen, die man im Radio verlautbarte, aber gleich darauf kamen Siegesmeldungen und Marschmusik. Und ich erinnere mich an Begräbnisse und an Frauen und Mädchen, die plötzlich schwarze Kleider trugen. Und dass man hinter vorgehaltener Hand von Menschen sprach, die in KZs eingeliefert worden waren. Und an zwei im Ort bekannte geistig Behinderte, die plötzlich verschwunden waren. Und dass es Leute gab, die sagten, das sei besser so, auch für sie. Und ich erinnere mich, dass es fanatische Nazis im Ort gab, von denen man nachher, nach dem „Zusammenbruch“ sagte, dass sie Leute denunziert hätten, damals. Und ich erinnere mich und weiß es, dass diese Nazis nie zur Rechenschaft gezogen worden sind […]. Und ich frage mich, warum das so ist, warum das noch immer so ist. Und warum das einst denn so war. [17]

Denjenigen, die von eigener Geschichte immer wieder abzurücken versuchen und ihr schlechtes Gewissen beruhigt schlafen lassen möchten, setzt Wiplinger sein Immer wieder entgegen: „Immer wieder/ frage ich mich/ wie es gewesen ist/ immer wieder/ frage ich mich/ wie es war/ das ausgelöschtwerden/ immer wieder/ versuche ich/ zu begreifen/ aber nichts/ bringt euch/ zurück/ ich spüre hass/ auf eure mörder/ trauer/ und verzweiflung/ über euer zugrundegehen“.[18]

 Die zwingende Notwendigkeit, für jene zu sprechen, „die verstummt sind, weil man sie gewaltsam zum Schweigen gebracht hat“[19], hat ihn dazu veranlasst, Gedichte zu schreiben.

Nach Auschwitz kann man keine Gedichte mehr schreiben“, lautet der bekannte Ausspruch des jüdischen Philosophen Theodor W. Adorno. Peter Paul Wiplinger tut es trotzdem. Den Satz und das darin enthaltene „Dogma“ findet er falsch und unter dem Aspekt der moralischen Auswirkung und Anwendung unannehmbar.[20] Was der Autor meint, ist:

Man darf an Auschwitz nicht vorbeischreiben, denn Auschwitz ist eine Zäsur und Maßstab. Seither gibt es eine neue Dimension des Schrecklichen, was heißt: auch in der Erfahrung des Menschen, der Menschheit.[21]

Wiplingers Schaffen ist von der Überzeugung geprägt, dass man nicht sprachlos sein kann, dass man sich zwischen die Gewalt und die Feigheit stellen und jenen seine Stimme leihen muss, die nicht oder nicht mehr sprechen können. Denn  Schweigen heißt mitschuldig werden, zu jeder Zeit und immer und überall.[22]

„Ist es nicht besser“ –  fragt das lyrische Ich im Gedicht Nach Auschwitz – „immer wieder zeugniss zu geben/ für jede kommende zeit/ zu mahnen wachsam zu sein/ damit Auschwitz/ nicht zur geschichte wird/ zum bloßen historischen fall/ von Auschwitz reden muss heißen/ die wirklichkeit des menschen/ zur sprache zu bringen/ und eingestehen/ dass nicht mehr so ist/ und nichts jemals noch sein wird/ wie es vor Auschwitz war“.[23]

Bahngeleise im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau

In seinem Essay Was aber können wir tun? weist Wiplinger nachdrücklich darauf hin, dass mit dem Wissen um Auschwitz, Treblinka, Bergen-Belsen, Birkenau, Dachau, Mauthausen der bloße moralische Appell nur eine Blasphemie sein kann, wenn er nicht gleichzeitig mit dem Willen und der Verpflichtung zur Aufklärung verbunden ist. Die Dichter sind es, die diese geistig-moralische Verantwortung tragen, weil sie sie auszudrücken, auszusprechen und zu formulieren vermögen.[24]

Angesichts dieser erschütternden Ereignisse, angesichts der Menschenvernichtungsstätten, angesichts der grausamen Bluttaten fällt es zwar schwer, zu sprechen, und auch Wiplinger zögert manchmal: „ich denke und sage/ im namen der wahrheit/ und komme mir doch/ dabei schäbig und arm vor/ und denke/ die einzig mögliche anmerkung/ zu eurer qual und eurem tod/ wäre verstummen.“[25]

Er sieht aber andererseits, dass ein Verschweigen und ein Sich-Zurückziehen keine Methode bedeuten kann und „wir Dichter brauchen/ die das was verschwiegen wird/ zur Sprache bringen/ die Rebellen sind/ und keine Untertanen/ die die Freiheit nicht nur besingen/ sondern für die Freiheit kämpfen/ und gegen jede Erniedrigung sind“.[26] Für Wiplinger ist das schon eine Dichterlüge: “von ewigkeit reden/ das zeitlose segnen/ den zwiespalt verschweigen/ aneinander vorbeilügen/ mit der metapher/ mit dem gedicht.“[27]

Denkmal Wien, Judenplatz, 2000

Seit mehr als 30 Jahren befasst sich der Dichter mit den Themen Nationalsozialismus, Völkermord und Holocaust. Er befasst sich aber auch mit der traurigen Tatsache, dass viele Österreicher so wenig bereit sind, sich mit diesem schwarzen Kapitel auch ihrer Geschichte auseinander zu setzen: „Da war die Menge/ die aufschrie und schwieg;/ aber niemand fühlte sich schuldig./ Und niemand bekannte sich später/ zu seinem eigenen Ich./ Da war der Tod wieder einmal/ ein Meister aus Deutschland./ Und so blieb es bis heute:/ Das Grauen von einst/ ist längst schon vergessen./ Und Sühne war nie!“ [28] Die Kritik des Dichters ist einschneidend: es fehlte und fehlt in Österreich an grundlegender politisch-ideologischer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. „Die Konfrontation ist mir lieber, als jeder faule Frieden“[29] beteuert Wiplinger  in seinem Gedicht Erklärung. Und so rebelliert er gegen „eine Gegenwart, die das Unbegreifliche geschichtlich einfrieren lässt und es auf empörende Weise verfälscht“.[30]  Seine einfachen Verse enthüllen das, was von vielen in Österreich verschwiegen wird.  Im Gedicht Österreichischer Geschichtsunterricht lässt der Autor sein lyrisches Ich eine scharfe Kritik an österreichischen Verhältnissen üben: „während meiner ganzen/ schulischen ausbildungszeit/ weder in der volksschule/  noch später im gymnasium/ habe ich jemals irgendetwas/ von KZ und Holocaust/ vom Nazifaschismus/ von Rassengesetzen/  von Verbrechen/ gehört“.[31] Die allgegenwärtige Kritik in seinem Werk, die gegen ein Tabu verstößt, mit dem viele Österreicher ihr schlechtes Gewissen wegen der faschistischen Vergangenheit zu verdecken versuchen, wird in seinem Land allzu oft als unzulässiger Eingriff in die Angelegenheiten von Einrichtungen, die die Kulturpolitik kreieren, angesehen. Diese Kritik findet der Schriftsteller notwendig,

weil es diese zu kritisierenden herrschenden, ja be-herrschenden „Zustände“ in Österreich gab und gibt. Was man so indifferent als „Zustände“ bezeichnet, das ist jedoch mit verursachenden und handelnden oder nicht-handelnden Personen und Institutionen, mit der Politik, mit der Gesellschaft, mit dem Staat, mit dem ganzen Öffentlichen Leben verbunden. Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus gibt es in Österreich – so wie auch in anderen Ländern – das ist eine unleugbare und leicht feststellbare Tatsache. [32]

Selbstporträt

Wiplinger gibt sich als Dichter zu erkennen, der gegen alle Verzerrungen von Staats- und Gesellschaftsmacht auftritt, eine Haltung, die im Gedicht Literarisches Programm ihren ausgeprägten Ausdruck findet: „gegen jeden staat/ der sich absolut setzt/ werde ich widerstand leisten/ gegen jede partei/ die sich absolut setzt/ werde ich widerstand leisten/ gegen jede religion/ die sich absolut setzt/ werde ich widerstand leisten/ gegen alle die nach macht streben/ nur um macht zu erreichen/ werde ich widerstand leisten/ mit meinem handeln/ mit meinem wort“.[33] Dieses Gedicht verweist zugleich auf die wichtigsten Aufgaben, denen jeder Schriftsteller, auch aufgrund der historischen Ereignisse, nachkommen sollte. Von diesen Aufgaben her, für die Interessen des Menschen im Sinne der Unverletzbarkeit menschlicher Lebensgrundrechte, für Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Würde einzutreten, ergibt sich für Wiplinger die Verantwortung des Autors. „Dem Gedicht“ – schreibt Wiplinger in seinem Essay Nach Auschwitz –  „ist nicht viel mehr hinzufügen. Es geht um die Positionsbestimmung des eigenen Ich, um die Deklaration meines eigenen, individuellen Standpunktes als Mensch und als Schriftsteller, von dem ich mir wünsche, dass möglichst viele andere Schriftsteller einen solchen Standpunkt einnehmen“.[34] Wiplinger ruft zum Widerstand auf gegen eine Literatur und Schriftsteller, die ihre Verantwortung auf den Bereich der Sprache reduzieren wollen, denn „der Schriftsteller ist für mehr verantwortlich als nur für die Sprache und Literatur. Er ist nicht nur der Kunst verpflichtet, sondern auch der Gerechtigkeit, der Freiheit, den Menschenrechten. Und dies mit seiner Kunst oder auch ohne seine Kunst. Egal wie. Die Verpflichtung jedenfalls besteht, ob man sie wahrhaben will oder nicht. Denn neben dem Wort und über dieses hinaus gibt es noch etwas, das zählt und an dem wir gemessen werden, nämlich: das Handeln!“[35]

Bei der gegenwärtigen allgemeinen Entwertung aller ethischen Normen, Prinzipien und Werte des Lebens appelliert Wiplinger an die Verantwortung des einzelnen Menschen für morgen. In seiner poetischen Stellungnahme fühlt man ein neues Bewußtsein der Zeit, das sich sehr präzise ausdrückt in der Formel: „Der Mensch ist der geistige Wert des Lebens“.

Dimitar Boškov

Über eine Imagination kann und mag Wiplinger nicht schreiben. Jedes Gedicht, ob ein politisches, ein Landschafts- oder Liebesgedicht, entsteht immer aus einer konkreten Situation heraus:

Ein Gedicht entsteht bei mir vor allem aus einer inneren Notwendigkeit heraus. Es muß mich etwas zu einem Gedicht – ja, zum Gedichtschreiben überhaupt –veranlassen. Es gibt so etwas wie einen Beweggrund, der mich das Gedicht – der mich überhaupt Gedichte – schreiben lässt […] Es kann mich ein ganz persönliches Erlebnis, ein Gefühl, eine Stimmung (Trauer, Melancholie, das Gefühl der Abgeschiedenheit, des Sich-in-der-Welt-Ausgesetztfühlens), aber auch ein aktueller Anlaß, der in mir eine Resonanz, eine Reaktion hervorruft, dazu – im wahrsten Sinn des Wortes – bewegen, dass ich mich hinsetze und ein Gedicht schreibe.[36]

Wiplingers Werk besteht zum großen Teil aus Gedichten, die als Ausdruck seiner von den politischen Entwicklungstendenzen verursachten Aufruhr zu verstehen sind. Wiplinger ist keiner der am Rande steht und das Schreckensbild der politischen Wirklichkeit kommentarlos zur Kenntnis nimmt. Ohne verschleiernde Metaphern berichtet er darüber, was er sieht, was ihn in Wut versetzt und seine „schriftstellerische Feder zittern lässt“:

In den politischen Gedichten, in jenen, in denen ich mich über empörende Gesinnungen, Verhaltensweisen, Handlungen oder Handlungsdefizite, über Gesellschaftskonventionen und Gesellschaftslügen, über politische Propaganda, über menschenverachtende Staatsmacht und Machtmissbrauch, über die Lethargie des indifferenten Zeitgenossen bei dessen gleichzeitig auf der Lauer liegenden Aggressivität gegen alles, was schwächer ist als er selbst, aufrege, da kommt mir der Zorn hoch und er schlägt manchmal auch in Hass um, in dem Sinne, dass mir solche „Zustände“, sprich Menschen und deren Praktiken verhasst sind. [37]

Peter Paul Wiplinger bei der Internationalen PEN-Konferenz, Warschau 1999

Wiplinger ist ein kritischer Dichter, er scheut nie davor zurück, die Dinge, die ihm nicht gefallen, geradewegs beim Namen zu nennen und sie hart zu verurteilen. Seine Gedichte lesen sich oft als Kommentare politischer und sozialer Zustände, die für seine Empörung gesorgt haben. Sie sind ein Beleg dafür, dass die Sünden der Vergangenheit immer noch in seinem Land nachbeben. So kommentiert das lyrische Ich im Gedicht Heimat, bist du grosser Söhne die Laufbahn des ehemaligen NS-Euthanasiearztes Dr. Heinrich Gross, den die Republik mit dem „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“ ausgezeichnet hatte: „er ist eine wissenschaftliche kapazität/ er ist eine geachtete persönlichkeit/ er ist eine stimme in diesem land/ er ist eine instanz auf seinem gebiet/ er ist der berühmteste gerichtspsychiater/ der nachkriegszeit im mittelpunkt der presse/ er ist die entscheidungshilfe des richters/ die gefürchtete figur des angeklagten/ das hindernis für die verteidiger/ der letzte trumpf des staatsanwaltes/ sein wort bestimmt über jahre und schuld/ er hat karriere gemacht und/ steht heute an der spitze/ von system von staat von gesellschaft/ er ist SPÖ mitglied seit langem/ er war NSDAP mitglied von anfang an/ angefangen hat er mit dem ausstellen/ von über 200 totenscheinen/ euthanasieerlöster kinder/ 1942/43 am spiegelgrund in wien/ auf pavillon 21 im namen der volksgesundheit/ und noch heute arbeitet er/ im selben haus wie damals/ auch jetzt im auftrag des staates/ an der genesung und reinhaltung/ der gesellschaft des volkes“.[38] Die Tatsache, dass Dr. Gross wegen seiner von Gutachtern konstatierten Altersdemenz verhandlungsunfähig erklärt wurde, und sich so einem Prozess und seiner voraussehbaren Verurteilung entziehen konnte, nennt Wiplinger einen der größten und dunkelsten Schandflecken in der Geschichte Österreichs nach dem Naziterror und nach dem Krieg. Er  sieht es als einen Beweis dafür, wie das offizielle Österreich mit seiner eigenen Beteiligung am NS-Regime und dessen Gräueltaten umgegangen worden ist.[39]

Dass Wiplinger nicht bereit ist nennbare Dinge, unter denen er in Österreich leidet, unbenannt zu lassen, zeigt das Gedicht Österreich heute: „die jetzt erst recht/ parole auf den plakaten/ die ausländer raus/ parole an den wänden/ versteckt und offen/ antisemitismus/ alltagsfaschismus/ als tägliches erlebnis/ so viel verlogenheit/ so viel heuchelei/ so viel machtgier/ so viel dummheit/ so viel unglaubliches/ in diesem österreich“.[40]

Ein genauer Beobachter der Menschen, der Gesellschaft, der Politik, der Probleme der Zeit und des Zeitgeschehens. Einer, der Gründe und Hintergründe ausleuchtet und aufhellt, sichtbar macht. Ein scharfer Analytiker, ein Intellektueller und zugleich ein sensibler Poet, der stets über das Augenblickliche hinausdenkt und sich hinausträumt in eine Wirklichkeit, die jenseits der Dinge liegt. 

Reinhard Kacianka

Österreich ist bei Wiplinger zu einem Thema geworden. Seine Gedichte dokumentieren die ständige Auseinandersetzung eines Dichters mit den kulturellen und politischen Ereignissen in seinem Heimatland und geben diesbezüglich seine Emotionen preis: „sich wieder schämen müssen/ für seine heimat für sein land/ in seinem eigenen innern/ in der fremde als gast/ ausländerfeindlichkeit/ kalte zynische politik/ menschenverachtende praxis/ anstatt menschenwürdiges tun/ in schubhaft genommen/ alles was uns nicht passt/ wieder einmal säubern das land/ wie ja schon einmal geschehen/ die staatspropaganda predigt/ ein neues Vereintes Europa/ welchen eintrittspreis kostet/ dieses mal wieder Der Anschluß/ O du mein Österreich schmettern/ die trompeten der gardemusik/ beim staatsakt am staatsfeiertag/ auf dem Heldenplatz in Wien/ sich wieder einmal schämen müssen/ für dieses land für das was geschieht“.[41]

Das oben angeführte Gedicht aus dem Band Splitter,  besticht durch seine direkte Benennung konkreter sozial-politischer Probleme, in denen sich erschreckende Parallelen zu „damals“ abzeichnen. Ähnliche – auf die politische Situation in Österreich zurückführende – Ängste werden auch im Heimatgedicht formuliert: „hinter der maske/ des biedermanns/ lauert noch immer/ der nationalismus/ die unduldsamkeit/ gegen einen jeden/ der anders ist/ als die norm/ mit der faust kräftig/ auf den tisch gehaut/ als wahrheitsbeweis/ abends am stammtisch/ große worte darüber/ wie denn das alles ist/ das Ausländergesindel/ die Heimat Österreich/ die Kirche der Staat/ die Wirtschaft das Volk/ die Verbrecher da oben/ die Kleinen da unten/ dann ein schluck bier/ das lachen von allen“.[42] Wiplinger betont aber nachdrücklich, keinen Österreichhass zu empfinden:

Ich […] habe keinen Österreichhaß. Meine emotionale Grundhaltung ist die Wut, der Zorn, auch die Besorgnis. Meine Kritik ist grundlegend(er), weil werte-bezogen. Meine Ansatzpunkte und Kriterien sind (ethisch-) „moralisch-politischer Natur. Das ist etwas ganz anderes. Da geht es mir um die Verlogenheit und Falschheit an sich, um die Täuschung des Menschen, um die Anmaßung der Politik dem Staatsbürger gegenüber, um die Unzumutbarkeit, um den Niveauverlust, um die Preisgabe von Würde und Wert, von Wahrheit und Gesinnung, von Aufgabe von Haltung und echter Verantwortung; um Enttarnung und Sichtbarmachung; stets im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Lethargie. Es geht um Bewusstlosigkeit, im Gegensatz zu einem politisch-demokratischen Bewusstsein. Ich bin ein Moralist, kein Zyniker.[43]

Wiplingers Poesie zielt auf einen Kontakt mit der Gesellschaft hin, um dort eine konkrete Wirkung zu erlangen: dem Menschen von heute die Wahrheit zu sagen, ihn aus seiner Gleichgültigkeit zu reißen und zum Nachdenken zu bringen, dem Menschen von heute „seinen Zustand des Ausgeliefertseins“ bewusst zu machen. „Still und zielbewusst rebelliert Peter Paul Wiplinger gegen eine Welt, die ihre eigene Grausamkeit als Fügung des Schicksals hinnimmt“.[44] Und er versteht es, die Grausamkeiten dieser Welt spürbar werden zu lassen. Seine Gedichte versetzen manchmal in Schrecken, er nimmt es aber in Kauf in der Hoffnung, dem Menschen beibringen zu können, dass die Bedrohung weiter besteht, genauso wie damals und dort, dass jeden Tag eine neue, so oft mit Blut beschmierte Geschichte geschrieben wird:

„Immer sind gleichzeitig  Schrecken, Gewalt, Mord und Totschlag in der Welt präsent. Und die Mörder tragen nicht nur Kampfuniformen, sondern elegante Anzüge und teure Krawatten“.[45]

Angesichts der Beobachtung, dass Hass, Gewalt, Machtgier und soziales Desinteresse stärker in der Menschheitsgeschichte verwurzelt sind als der Wille zum friedlichen  Miteinander, fällt es Wiplinger schwer, zu glauben, dass man eben mit dem literarischen Wort den Menschen, die Gesellschaft, die Welt humanisieren kann. „Ein Gedicht ist kein Ausweg aus der Misere“[46], heißt es auch in seinem Gedicht Das letzte Lied. Wiplinger weiß also um die Ohnmacht der Literatur im Prozess der Weltbesserung, wozu er sich aber eindeutig bekennt, ist die aufklärerische Absicht und Informationsfunktion der literarischen Tätigkeit:

Die Literatur kann das Unmögliche – die Welt zu verbessern – nicht möglich machen. Aber sie kann aufrufen zur Wachsamkeit gegenüber dem Missbrauch der Macht, sie kann mahnen zur Toleranz, zur Vernunft und sich gegen Fanatismus und Unterdrückung (der Meinungsfreiheit / der Lebensfreiheit) stellen. Sie kann Widerstand leisten. Dummheit kann sie aber nicht beseitigen, Verdummung nicht aufhalten […]. Vielleicht kann sie den einzelnen Menschen bessern im Sinne der Sensibilisierung und Aufklärung. Das ist ein Auftrag und Ziel von Literatur, kann das jedenfalls – auch wenn es kein Gebot ist – sein: dem Menschen von heute seinen Zustand des Ausgesetztseins zu vergegenwärtigen.[47]

Er beharrt auf seinem Standpunkt, dass diejenigen, die das Sprachvermögen haben, nicht darauf verzichten können, die Gesellschaft und das Miteinanderleben humanisieren zu wollen, auch wenn sie mit ihren Ideen und ihrem Engagement scheitern oder gescheitert sind. Als Postulat, als Utopie, im Glauben an die Möglichkeit müssen sie ihre Position des Verändernwollens – trotzdem – aufrecherhalten. Das ist die Aufgabe des engagierten Schriftstellers als Person.[48] Der Dichter darf also die Hoffnung nicht aufgeben, eine persönliche Utopie, die sich in folgenden Versen manifestiert: „eines tages/ auferstehen/ nicht mehr/ gebunden/ nicht mehr/ geschlagen/ nicht mehr/ geschändet/ eines tages/ auferstehen“.[49]

Ich habe keine „große Leidenschaft für Literatur“. Ich habe eine große Leidenschaft für das Leben! Für meines und für jede Art von Lebewesen überhaupt. Und mich interessiert der Mensch: in seinen Möglichkeiten, in seiner Begrenzung, in seiner Dimension, in seinem Ausgeliefertsein, in seiner Freude, in seinem Schmerz, in seiner Verzweiflung, in seiner Hoffnung, in seiner Liebe, in seinem Lieben; in seiner Abgründigkeit, in seiner unvorstellbaren Grausamkeit, in seinem Streben nach dem Guten, in seiner Aufopferung, in seinem Leiden, in seinem Sterben, in seinem Tod. 

Peter Paul Wiplinger

Die Wirksamkeit von Literatur sieht Wiplinger darin gesichert, dass sich der Schreibende als Einzelgänger begreift und stets eine distanzierte Haltung der kritischen Opposition einnimmt, sich den übergeordneten Prinzipien menschlicher Grund- und Freiheitsrechte unterstellt und beängstigende Zeittendenzen zum Ausdruck bringt. Im Gedicht Aufruf  fordert Wiplinger:

„Auf/ zum gemeinsamen Widerstand.// Niemand/ hat mehr das Recht/ zu schweigen.// Niemand/ hat mehr das Recht/ beiseitezuschauen.// Niemand/ hat mehr das Recht/ nur auf sein eigenes Ich.// Wir sind/ allen verpflichtet“.[50]

In seinen zahlreichen theoretischen und polemischen Texten verweist Wiplinger wiederholt auf den Stellenwert des Schriftstellers, den er als einen politisch denkenden und handelnden Menschen sieht:

Den Beruf des Schriftstellers ausüben bedeutet für mich, nicht im Elfenbeinturm der schönen Künste zu sitzen und sich zurücklehnen in eine Beobachterposition […]. Der Schriftsteller ist kein Privatmensch, jedenfalls nicht nur, sondern eine öffentliche Person, daraus kommt ihm erhöhte Verantwortung zu. Eintreten für Menschenrechte, Minderheiten, gegen jede Form der Gewalt und Unterdrückung, des Machtmissbrauchs und der Manipulation des Menschen.“[51]

Der Dichter darf nicht schweigen, „während draußen/ der krieg tobt/ irgendwo wieder/ auf dieser welt/ menschen elend/ zugrundegehen/ diktaturen/ die freiheit/ gewaltsam/ unterdrücken“.[52] Immer wenn der Mensch und seine Rechte mit „Füßen getreten werden, im Namen der Freiheit und als Beweis für Ordnung und Stabilität“[53] darf der Schriftsteller nicht abseits stehen, sich der Diskussion verweigern und der Mitverantwortung zu entziehen. Ganz im Gegenteil, er hat seine Stimme als Mahnung zu erheben, und mit seinem dichterischen Wort zu kämpfen. Das Wort hat bei Wiplinger einen neuen Standpunkt gefunden – „das Wort als treffende Vokabel, als Waffe, oder als Spracherlebnis … als ´Lebenszeichen` gegen das Inhumane, gegen die Lüge, gegen das Verschweigen“. Sein schriftstellerisches Credo hat Peter Paul Wiplinger eindeutig formuliert:

Mir geht es als Schriftsteller und Dichter darum, den brennenden, aktuellen Fragen nicht auszuweichen, mich ihnen zu stellen, sie aufzuzeigen, sie nicht aus und von der Literatur fernzuhalten, sondern mich literarisch damit auseinanderzusetzen.

Das ist das Anliegen des Autors. „Es geht also um die Mitgestaltung eines gesellschaftlichen  Bewusstseinsprozesses – betont Wiplinger – aus dem Handlungsansätze abgeleitet werden sollen und müssen. Der unterdrückte Mensch ist und bleibt, muss ein Thema bleiben für die Literatur“. In seinem Werk kommt das deutlich zum Ausdruck.


 

[1] Heer, Friedrich: Klappentext. In: Wiplinger, Peter Paul: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987. Klagenfurt 1987.

[2] Wiplinger, Peter Paul: An euch Ausgelöschte. In: Ders.: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987. Klagenfurt 1987, S. 54.

[3] Wiplinger, Peter Paul: Worte ohne Werte sind nichts. Aus Peter Paul Wiplingers Beitrag zur 24. Internationalen Schriftstellertagung in Fresach über Worte sind Werte. In: „Die Furche“ Nr. 25 vom 22. Juni 1995, ohne Seitenangabe.

[4] Ebd., ohne Seitenangabe.

[5] Kane, Martin: Politische Lyrik. In: Glase, Horst (Hg.): Deutsche Literatur zwischen 1945 und 1995. Eine Sozialgeschichte. Bern/Stuttgart/Wien 1997, S. 587.

[6] Enzensberger, Hans Magnus: Scherenschleifer und Poeten. In: Ders.: Mein Gedicht ist mein Messer. Lyriker zu ihren Gedichten. Hg. von Hans Bender, München 1964, S. 146.

[7] Peter Paul Wiplinger im Gespräch mit Arletta Szmorhun. In: „Orbis Linquarum“ Vol. 25. Wrocław 2004, S. 182.

[8] Wiplinger, Peter Paul: Kunst und Ethik. In: Podium Porträt 18. St. Pölten 2004, S. 8.

[9] Wiplinger, Peter Paul: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O.

[10] Vgl. Fried, Erich: Aus dem Vorwort zu Peter Paul Wiplingers Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O.

[11] Peter Paul Wiplinger im Gespräch mit Arletta Szmorhun, a.a.O., S.175.

[12] Wiplinger, Peter Paul: Macht und Ohnmacht. In: Ders.: Niemandsland. Gedichte 1960-2000. Eisenstadt 2002, S. 47.

[13] Wiplinger, Peter Paul: An euch Ausgelöschte. A.a.O., S. 54.

[14] Wiplinger, Peter Paul: Nach einer Weile. In: Ebd., S. 8.

[15] Wiplinger, Peter Paul: 50 Jahre danach. In: „Die Furche“ Nr. 20 vom 18. Mai 1995, S.20.

[16] Vgl. Interview mit Peter Paul Wiplinger im ORF, gemacht und geschrieben 1983, S. 5.

[17] Wiplinger, Peter Paul: 50 Jahre danach, a.a.O., S.20.

[18] Wiplinger, Peter Paul: Immer wieder. In: Ders.: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O.,

S. 30.

[19] Wiplinger, Peter Paul: Widmung für Arletta Szmorhun. In: Ebd.

[20] Vgl.Wiplinger, Peter Paul: Nach Auschwitz. In: „Facetten“. Literarisches Jahrbuch der Stadt Linz 1991, S. 9.

[21] Wiplinger, Peter Paul: Auszug aus einem Brief an Evelyn Adunka, geschrieben 1992. In: Podium Porträt 18, a.a.O., S. 17.

[22] Vgl. Interview mit Peter Paul Wiplinger für den ORF, a.a.O., S. 6.

[23] Wiplinger, Peter Paul: Nach Auschwitz. In: Ders.: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O., S. 16.

[24] Vgl. Wiplinger, Peter Paul: Was aber können wir tun? Überlegungen anlässlich der Internationalen Schriftsteller- und Journalistentagung Die Feder für den Frieden in Slovenj Gradec, 11.-14. November 1985. In: „P.E.N.-Informationen“ Nr. 13, Jahresbericht. Wien 1985, S. 87.

[25] Wiplinger, Peter Paul: Vor dem Krematorium. In: Ders.: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O., S. 50.

[26] Wiplinger, Peter Paul: Dichterische Freiheit. In: Ebd., S. 99.

[27] Wiplinger, Peter Paul: Dichterlüge. In: Ebd., S. 107.

[28] Wiplinger, Peter Paul: Purpur. In: Ebd., S. 72.

[29] Wiplinger, Peter Paul: Erklärung. In: Ebd., S. 98.

[30] Amerý, Jean: Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten. München 1988, S. 12.

[31] Wiplinger, Peter Paul: Österreichischer Geschichtsunterricht. In: Ders.: Lebenszeichen. Hg. von Edward Białek, Wrocław 2003, S. 24.

[32] Peter Paul Wiplinger im Gespräch mit Arletta Szmorhun, a.a.O., S. 171.

[33] Wiplinger, Peter Paul: Literarisches Programm. In: Ders.: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O., S. 10.

[34] Wiplinger, Peter Paul: Nach Auschwitz, a.a.O., S. 9.

[35] Wiplinger, Peter Paul: Literatur und Widerstand. Vom verlorenen Engagement der Schriftsteller. In: „Wienerzeile“ Nr. 30 vom 1999, ohne Seitenangabe.

[36] Wiplinger, Peter Paul: Wie entsteht (m)ein Gedicht? Zum Phänomen des poetischen Aktes. In: „Unke“ Nr. 16 vom September 1994, ohne Seitenangabe.

[37] Peter Paul Wiplinger im Gespräch mit Arletta Szmorhun, a.a.O., S. 177.

[38] Wiplinger, Peter Paul: Heimat bist du grosser Söhne. In: Ders.: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O., S. 150.

[39] Vgl. Wiplinger, Peter Paul: Brief an Magdalena Pierzchalska, geschrieben am 20.06.2004, S. 1 (im Besitz des Autors; der Varfasserin freundlicherweise zur Verfügung gestellt).

[40] Wiplinger, Peter Paul: Österreich heute. In: Ders.: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O., S 116.

[41] Wiplinger, Peter Paul: O Du mein Österreich. In:  Ders.: Splitter. Gedichte 1966-1998. Eisenstadt 2000, S. 37.

[42] Wiplinger, Peter Paul: Heimatgedicht. In: Podium Porträt 18, a.a.O., S. 41.

[43] Wiplinger, Peter Paul: Brief an Arletta Szmorhun, geschrieben am 16.03.2005, S. 1.

[44] Sebestýen, György: Aussage über Peter Paul Wiplinger. In: Podium Porträt 18, a.a.O., S. 60.

[45] Wiplinger, Peter Paul: Brief an Ludovit Petrasko, geschrieben am 26. Februar 1996, S. 1 (im Besitz des Autors; der Verfasserin freundlicherweise zur Verfügung gestellt).

[46] Wiplinger, Peter Paul: Das letzte Lied. In: Ders.: Unterwegs. Reise- und Aufenthaltsgedichte 1966-1996. Eisenstadt 1997, S. 21.

[47] Peter Paul Wiplinger im Gespräch mit Arletta Szmorhun, a.a.O., S. 174.

[48] Vgl. Wiplinger, Peter Paul: Meine Position als Schriftstellers. In: Podium Porträt 18, a.a.O., S. 11.

[49] Wiplinger, Peter Paul: Hoffnung. In: Ders.: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O., S. 84.

[50] Wiplinger, Peter Paul: Aufruf. In: Ebd., S. 162.

[51] Wiplinger, Peter Paul: Brief an Elisabeth Stallinger-Rabitsch, geschrieben am 27. Februar 1996, S. 1 (im Besitz des Autors; der Verfasserin freundlicherweise zur Verfügung gestellt).

[52] Wiplinger, Peter Paul: Dichtertreffen. In: Ders.: Unterwegs. Reise- und Aufenthaltsgedichte 1966-1996, a.a.O., S. 68.

[53] Vgl. Wiplinger, Peter Paul: Fortschritt. In: Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987, a.a.O., S. 96.