Alles auf Anfang

Das ist ein Stück über Sprache, wie genau gehen wir mit Sprache um oder welche Worte lösen was aus, was löst heute dieses Wort bei dir aus oder morgen bei mir.

Katja Butt

Der Theaterabend „Weiter anfangen. Wir fangen an.“ in der Studiobühne Köln beschäftigt sich mit dem Werk von Gertrude Stein, einer bedeutenden amerikanischen Schriftstellerin, die unter anderem für ihren Einfluss auf die moderne Literatur und ihre experimentelle Verwendung von Sprache bekannt ist.

Steins Sprache wirkt oft sperrig, repetitiv und schnell mathematisch – sie erzählt keine linearen Geschichten, sondern erzeugt Freiräume für Assoziationen und eine „bildhauerische“ Qualität im Raum. Der Titel „Weiter beginnen. Wir fangen an.“ Themen wie Aufbruch, Neuanfang und das ständige „Anfangen“ in Steins Werk und Leben wider (z. B. ihr Umzug nach Paris und der Beginn der Moderne). Der Abend kombiniert theatralische Elemente mit bildender Kunst (durch Katja Butts Beitrag) und schafft theatrale Situationen um die Textfragmente herum. Es handelt sich um ein experimentelles, minimalistisches Stück, das die avantgardistische, moderne Qualität von Steins Texten betont – ähnlich zu Einflüssen wie Beckett oder Minimal Art.

In diesem Stück, das in diesem Jahr unter der Regie von Heidrun Grote aufgeführt wurde, geht es um die facettenreiche Auseinandersetzung mit Sprache und Bedeutung. Stein, bekannt für ihren innovativen und oft abstrakten Stil, wird hier zum Ausgangspunkt für eine tiefere Erörterung darüber, wie Worte wirken, welche Assoziationen sie hervorrufen und welche Dynamik sie in unterschiedlichen Kontexten entfalten können.

Die künstlerische Auseinandersetzung zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Kraft der Sprache zu schärfen und den Zuschauer dazu zu bringen, über die eigenen Reaktionen auf Worte nachzudenken.

Das Stück ist keine klassische Biografie, sondern eine Spurensuche. Es nutzt Steins literarische Methode des „kontinuierlichen Präsens“ – das ständige Wiederholen und Variieren von Sätzen, um den Moment einzufangen. Im Zentrum steht das vom Kubismus inspirierte Spiel mit der Form und dem Klang der Sprache. Es geht weniger um eine lineare Handlung als um die Rhythmisierung von Texten, die Identität und Präsenz hinterfragen. Die Inszenierung nutzt Texte wie „The Making of Americans“ und befasst sich mit der Frage, wie sich Persönlichkeit durch Sprache konstituiert – ein Motiv, das im Kontext des Stücks auch als Suche nach „Bojen der Identität“ beschrieben wird.

Der Theaterabend kombiniert Elemente der Performance mit visuelle Kunstformen, was die Intention von Gertrude Stein, Sprache als lebendigen Prozess zu begreifen, perfekt widerspiegelt. So wird das Stück nicht nur als literarische Darbietung, sondern auch als visuelle und auditive Erfahrung inszeniert. Daher ist die Veranstaltung an der Studiobühne Köln ist eine einzigartige Gelegenheit, sich mit den komplexen Themen und Stilen von Gertrude Stein auseinanderzusetzen und in eine neue Perspektive auf Sprache und ihre Wirkung einzutauchen.

 

 

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Weiter beginnen. Wir fangen an. Ein Theaterabend. Studiobühne Köln, mit Heidrun Grote, Bühnenbild: Katja Butt, 2009

Gertrude Stein, die „Mutter der Moderne“ in ihrem Salon, 1905.

Weiterführend → Katja Butt aus Köln erhielt in Anerkennung ihres künstlerischen Werks das Hungertuch für Bildende Kunst 2007

Ein Recap des Hungertuchpreises. Eine Liste der bisherigen Preisträger finden Sie hier.

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