Das Hungertuch für Haimo Hieronymus

Haimo Hieronymus aus Neheim erhält in Anerkennung seines künstlerischen Werks  das Hungertuch für Bildende Kunst 2003.

Haimo Hieronymus hat das Spielen, die Reflexion über das Spielen zur Grundlage seiner Kunst gemacht. Kunst als letztmögliche Form des Spiels. Er verbindet, vergleicht, stellt in Frage und findet letztlich für jedes Bild eine eigene Spielregel. Er spielt auch mit Normen, fragt nach. Quert die betretenen Wege der Geistes– und Naturwissenschaften, nutzt deren Potentiale. Die uns meist überwältigende Vielheit von Wortkürzeln, die uns täglich entgegenspringt, hinterlässt nur vage Erinnerungen. Die Bilder bedienen sich des eingefahrenen Jargons, verdrehen ihn und führen ein sprachlich–bildnerisches System schließlich an der Nase herum. Denn die Wörter und Bilder geben nur scheinbar vor, etwas lediglich zu beschreiben, die schaffen immer auch eine neue Realität. Einen besonderen Akzent legt Hieronymus auf die Arbeit an Künstlerbüchern. Sein bisher gezeigter Aus–Drucks–Wille erinnert im Zeitalter der totalen Kommunikation vor allem daran, dass künstlerischen Äußerungen eine handwerkliche Befähigung zugrunde liegt. Diese Prägespuren sind sicht– und fühlbar. Sei es die Assoziation von Wärme, der Geruch oder die Schönheit des Papiers schlechthin: Mitunter holt Hieronymus seine Botschaften sogar mit der Kettensäge aus dem Material. Immer sind sowohl die Kerben, als auch das Wortgefüge gleichzeitig auch Spuren in dem oder gegen das Alltagserleben. Hieronymus befragt vor allem anderen die kulturellen Funktionen des Buches, seine Funktionalität, die Lettern und schlägt daraus den Funken der Poesie.

Kasino, Mülheim an der Ruhr, 2003

 

 

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbucher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.