Im Fernsehsessel durchs Weltall

„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung 5 Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

Eingangstext von „Raumschiff Enterprise“

Zu den schönsten Kindheitserinnerungen gehören die Sonntagnachmittage, an denen ein Spannungsfilm lief. In 1989 gab es jedoch einen Rücksturz in die Kindheit. Im TV lief eine von KUNOs Lieblingsserien: „Raumschiff Enterprise“, allerdings in einer Version, die wir nie zuvor gesehen haben, als Kinofilm. Im örtlichen Lichtspielhaus hatten wir diesen Film zehn Jahre vorher verpasst, auch verpassen wollen, der „Star Trek“ gehört in Fernsehen, und ganz speziell ins Nachmittagsprogramm.

In der Zukunftsutopie des 23. Jahrhundert haben die Menschen auf der Erde soziale und wirtschaftliche Schwierigkeiten überwunden. Die Erkundung des Weltraums hat zu Allianzen mit außerirdischen Lebensformen geführt. Die Besatzung des Raumschiffs Enterprise von der Föderation der Vereinigten Planeten widmet sich der Entdeckung bislang unbekannter Lebensformen. Die Konfrontationen mit unerforschten Phänomenen und Feinden stellen Captain James T. Kirk und seine Offiziere immer wieder vor schwierige Aufgaben.

Auch in dem Kinofilm stehe an der Seite von Captain Kirk, Mr. Spock, Erster Offizier sowie Wissenschaftsoffizier, und der Schiffsarzt Dr. Leonard McCoy. Mr. Spock, Halbvulkanier, gilt nicht nur aufgrund der spitzen Ohren und Augenbrauen als Exot auf dem sonst von Menschen bevölkerten Raumschiff: Das wesentliche Merkmal der vulkanischen Kultur ist die Abkehr von Emotionalität zugunsten einer streng logischen Denkweise. Im Gegensatz dazu vertritt der manchmal mürrische, aber herzliche Dr. McCoy ein humanistisches Weltbild. Aufgrund der ergänzenden Eigenschaften dieser drei Figuren etablierten sich Kirk, Spock und McCoy als Triumvirat: Die meist offen ausgetragenen Konflikte zwischen dem rationalen Spock und dem impulsiven McCoy helfen Kirk als Handlungsträger, seine Entscheidungen zu treffen.

Ausgangepunkt des Kinofilms ist eine riesige Energiewolke, die sich sich auf dem Weg zur Erde befindet. Der mittlerweile zum Admiral beförderte James T. Kirk lässt sich kurzfristig das Kommando über das Schiff geben und versetzt den ursprünglichen Captain Will Decker auf den Posten des ersten Offiziers. Da der ursprünglich als Wissenschaftsoffizier vorgesehene Vulkanier Sonak bei einem Unfall beim Beamen zu Tode kommt, überträgt Kirk zugleich auch diese Funktion zunächst an Decker. Die Deltanerin Lieutenant Ilia, Deckers frühere Geliebte, tritt ihren Posten als Navigatorin an.

Um die Wolke möglichst rasch zu erreichen, lässt Kirk die Enterprise mit dem bislang noch nicht ausreichend getesteten Warp-Antrieb fliegen. Dabei kommt es zu einem Maschinenfehler, durch den das Schiff in ein Wurmloch versetzt wird und außer Kontrolle mit einem Asteroiden zu kollidieren droht. Ein in letzter Sekunde vom Schiff abgeschossener Torpedo zerstört den Asteroiden, woraufhin die Enterprise das Wurmloch wieder verlässt.

Auf dem Planeten Vulkan versucht Spock das Kolinahr zu meistern, eine Technik, die ihm die vollkommene Unterdrückung von Emotionen ermöglicht. Plötzlich kann er das Vorhandensein der Wolke spüren und erkennt sie als ein fremdes Bewusstsein. Er begibt sich daher auf die Enterprise, wo er seine bewährte Funktion als Wissenschaftsoffizier wieder einnimmt.

Nachdem Spock den Warp-Antrieb wiederhergestellt hat, ist die Enterprise bald bei der Wolke angelangt. Ein Energiestrahl aus der Wolke tastet das Schiff ab und verletzt Chekov; Spock erkennt den Strahl als Kommunikationsversuch. Anschließend fliegt die Enterprise in die Wolke, die uneinheitlich und farbig strukturiert ist. Darin entdeckt die Crew eine etliche Kilometer große Konstruktion, welche offenbar die Energiewolke erzeugt. Plötzlich löst eine Sonde Ilia auf der Brücke auf, nachdem sie bei dem Versuch Daten aus dem Computer der Enterprise herunterzuladen gestört worden ist. Kurz darauf entdecken Kirk, Spock, Schiffsarzt Doktor McCoy und Decker eine Maschine in Ilias Quartier, die eine äußerlich exakte Kopie Ilias darstellt. Diese ist das Sprachrohr der fremden Entität. Von ihr erfährt die Crew, dass die Entität sich „V’ger“ nennt und auf der Suche nach ihrem Schöpfer ist, den sie auf der Erde zu finden glaubt. Spock begibt sich mit einem Raketen-Raumanzug eigenmächtig in das Zentrum der Konstruktion und erfährt dort nach einer Gedankenverschmelzung mit der Entität und einer holographischen Nachbildung der Reise V’gers, dass V’ger über ungeheures Wissen verfügt, aber Emotionen nicht verstehen kann.

Spock wird von V’ger zur Enterprise zurückgeschickt. Das riesige Raumschiff, in dem sich V’ger und die Enterprise befinden, hat die Erde erreicht und V’ger versucht Kontakt zu seinem Schöpfer aufzunehmen. Als er aber keine Antwort erhält, will er alle Menschen auf der Erde vernichten, da er denkt, dass sie die Kontaktaufnahme verhindern. Kirk kann V’ger davon überzeugen, ihm persönlich die Informationen zu geben, die V’ger von seinem Schöpfer will, und so wird die Enterprise direkt zu V’ger weiter ins Innere des Raumschiffs gezogen. Ein Außenteam der Brückenbesatzung begibt sich zu V’ger. Es findet heraus, dass V’ger die teilweise verschmutzte Aufschrift von „Voyager 6“ ist, einer von der NASA im 20. Jahrhundert gestarteten Raumsonde, deren primäres Ziel es war, das gesamte Wissen über das Universum zu sammeln. Auf ihrem Weg ist sie zu einer Maschinenzivilisation gelangt, die den Auftrag der Voyager-Sonde wörtlich nahm und mit ihrer Technik Voyager zu dem weiterentwickelte, was V’ger darstellt. V’ger hatte die Reise fortgesetzt, bald alles Erlernbare gelernt und sich deshalb auf den Weg zurück zur Erde begeben, um das gesammelte Wissen den Menschen als Schöpfern zu überbringen. Der Wissenstransfer scheiterte jedoch, da auf der Erde niemand mehr den Kommunikationscode verstand.

Als V’ger versteht, dass die Menschen ihre Schöpfer sind, verlangt es Antworten nach dem Sinn der Leere ihrer Existenz, die nichts als Logik kennt. Decker, der Ilias Wesen noch in der Maschine sehen kann, will V’ger das Wesen des Mensch-Seins offenbaren, indem er V’ger anbietet, eins mit ihm zu werden. Die Ilia-Sonde und er beginnen, sich in leuchtende Energie aufzulösen. 

Existenzialismus am Sonntagnachmittag, was will man mehr?

 

 

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Weiterführend →

In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Es sei Enno Stahls fulminantes Zeitdokument Deutscher Trash ebenso eindrücklich empfohlen wie Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten.

PS Am 17. September 1966 wurde die Fernsehserie Raumpatrouille erstmal im Deutschen TV ausgestrahlt.