Take Five

Rhein! – wer mag, kann das phonetisch als eine Aufforderung verstehen, nicht teilnahmslos draußen vor der Tür zu bleiben, sondern sich hineinzuwagen ins Abenteuerreich der Künste. Zunächst einmal ist es eine Standortbestimmung. Die Veranstalter wollen eine eigenwillige Kunst, die sich das Höchste abverlangt. Der große Fluß ist ein Sinn-Bild für das Bewegte, Bewegende, Auf- und Abschwellende, Ungreifbare des Schöpferischen, aber er bezeichnet auch eine Grenze. Ein besinnungs- und gesinnungsloser Kunstmarkt-Globalismus, der affirmativ nur noch das wiederholt, was per Selbstzensur den momentanen Trends und Abkassieroffensiven nachmodelliert wird, ist so wenig die Sache der Veranstalter wie es die Laubsäge-Übungen aus dem Reich hobbykünstelnder Epigonen sind.

Autonom oder Automat?

Die Artisten von Kunstgeflecht wollen eine freie, unabhängige, mutige Kunst mit reichlich Rückgrat und ohne falsche Rücksichten – autonom gegenüber den Zumutungen und Einflüsterungen der hohen wie der lokalen Politik, autonom aber auch gegenüber selbst verordneten Zwängen und Zwangsgedanken. Sie wollen eine Kunst, die gerade aufgrund ihrer Besonderheit und Einzigartigkeit ihren Beitrag leistet zu einer vielfältigen und bunten Weltkunst. Daher auch werden sich in dieser Zeitschrift etliche Autoren finden, die aus dem Rheinland stammen, und auch einige Themen von vor der Haustür, aber eben nicht nur diese.

Verbindung und Vernetzung

Der Gedanke des Kunstgeflechts, also der Verbindung und Vernetzung der Künste und der Künstler mit verschiedenen Professionen, Weltbildern und formalen Vorlieben, ist ihnen wichtig, aber auch dies ist kein Dogma, dem auf jeder Seite allseitig entsprochen werden muss. Dies hat die Versanstalter dazu bewogen, bis auf weiteres keine Themenhefte zu planen, sondern einerseits zunächst einmal zu publizieren, was auf ihren Veranstaltungen vorgetragen wurde, und andererseits dies zu ergänzen durch weitere Beiträge. Jeder, der etwas Eigenes und Besonderes vorzubringen hat, ist ihnen willkommen. Sie beginnen mit Lyrik, Essays zur Musik und Literaturgeschichte, erzählender Prosa – Theatralisches, bildende Kunst, Photographie und manches andere soll und wird noch hinzutreten.

Live

Die nächste Kunstgeflecht-Veranstaltung findet heute ab 19.00 Uhr im Siegburger Kulturzentrum PUMPWERK statt (Bonner Str. 65, 5 Minuten vom Bahnhof Siegburg/Bonn).  Leonhard Beck  spielt auf der Gitarrre Musik von Andre Asriel und Wolfram Fürstenau.  Helmut Braun berichtet über die Düsseldorfer Jahre der Czernowitzer Dichterin Rose Ausländer, die er von 1975 bis zu ihrem Tode 1988 rund fünfhundertmal besuchte. Nikolaus Gatter spricht über den Wuppertaler Maler Otto Friedrich Weber (1890-1957), einen Freund Picassos und Delaunays. Christoph Felder schildert, wie sein Dokumentarfilm ueber den Dichter Juergen Becker entstand und zeigt Ausschnitte daraus. Kurt Rössler zeigt Zeichnungen und liest Texte, die bei Reisen durch die sich aufloesende DDR entstanden.  Von Harald Groehler wird man Gedichte hören, von Rolf Stolz Prosaisches.

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Der Eintritt beträgt 10 Euro – dafür erhält man ein Gratisexemplar der Zeitschrift „RHEIN“ Nr. 5 – mit bisher unveröffentlichten Texten u. a. von Ulrike Draesner, Tanja Dückers, Felix Philipp Ingold, Urs Jaeggi, Hanne F. Juritz, Stephan Krawczyk, Wjatscheslaw Kuprijanow, Elisabeth Plessen, Lutz Rathenow, SAID, Joachim Sartorius, Ginka Steinwachs, Yoko Tawada.