Der kommt ins Zimmer

und klatscht einen triefenden Waschlappen gegen die Wand. Und jetzt ruft da ein Vogel und alle schauen und an der Wand bewegt sich ein Mobile und draußen pumpt die Sonne. Der kam ins Zimmer, sagte nichts, sagte nur dunkel, wie dunkel es hier sei. Dunkel? Das ist ein Wort, das schiebt sich durchs ganze Gesicht. Das muss man riechen, muss es unter die Zunge legen und schnalzen; dann schmeckt es immer besser, schmeckt süßlich wie Honig. Der tastet sich auf allen Vieren an den Wänden entlang und sucht die Steckdose und findet endlich ein Kabel und tastet das Kabel ab und findet die Lampe. Knirschend dreht er eine Birne ins Gewinde und knipst den Schalter an. Anhaltender Beifall. Alle sehen, über den Spiegel gestreckt, die Fledermaus mit angehaltenem Atem. Wenn der aus dem Zimmer geht, geht das Licht aus, und es rutscht von den Wänden wie Waschgelappe, triefend und pumpend, und die Sonne bewegt sich und ein Vogel und draußen, und bewegt sich an der Wand und ruft und kommt ins Zimmer auf allen Vieren wie ein Mobile

 

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Vom Raben was, von Arthur Breinlinger, KUNO 2018

Arthur Breinlinger versucht das Vergehen der Zeit mit den Mitteln der Kunst zu vergegenwärtigen. Er beschreibt die Komplexität angenehm schlicht, ohne sie zu reduzieren. Dieser Autor hat die Lizenz zum Fiktiven, das Ausfantasieren und Tagträumen, und sich die Freiheit genommen mit Vom Raben was in einem Zyklus von Prosakunststückchen zu erzählen. Annäherung an die Poesie ist bei ihm mehr als eine literarische Technik, es ist eine Grundbewegung des Lebens.

Weiterführend → Eine Einführung von Ulrich Bergmann zum Zyklus Vom Raben was lesen Sie hier.