Laut

 

Peinlich muss es schon zwangsläufig wirken, wenn man unvorbereitet einem Streit beiwohnen muss, vor allem zwischen erwachsenen Männern. Sie können keifen wie die Waschweiber, und bekommen herrlich puterrote Hälse dabei. Schmeißen sich Verniedlichungen an den Kopf, die immer beleidigend gemeint sind. Mein Lieber, Kleiner, Schätzchen, Hasi. Zur allgemeinen Belustigung kann es allerdings gereichen, wenn die eine Seite durch Nörgeln vom eigenen Nichthandeln, von der Opposition durch Faulheit ablenkt. So dachte Herr Nipp und war schon mitten hinein geraten und fand gewisse Positionen nur albern, in denen von persönlichen Freiräumen mit stolz geschwellter Brust schwadroniert wurde, dabei allerdings ganz selbstverständlich unerwähnt blieb, dass dieser Freiraum nur dann garantiert ist, wenn andere dafür arbeiten. Wenn Kommunikation von anderen verlangt wurde, man aber selbst nicht in der Lage war, andere Leute auch nur ansatzweise anzusprechen. Wenn bei eigener beständiger Besserwisserei gesagt wurde, dass man sich die Belehrungen anderer nicht anzuhören brauche. Schrecklich allerdings die weitere Strategie des zunächst Leugnens, dann aber mit jedem Beweis zugeben, dass man gerade etwas falsch ausgedrückt habe, immer schön in kleinen Schritten. Wie albern können klein denkende Menschen sein. Dabei musste die Lautstärke die Grundfesten des Gebäudes erschüttern. Schade eigentlich, dass gerade kein Porzellan in Griffweite war. …aber dazu sind Männer dann wohl doch zu testosterongesteuert.

 

 

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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, KUNO 1994 – 2019

Die unerhörten Geschichten von Herrn Nipp sind glossierende Anmerkungen die sich schnoddrig mit dem Zeitgeist auseinandersetzen. Oft wird in diesen Kolportagen ein Konflikt zwischen Ordnung und Chaos beschrieben. Wir lesen sowohl überraschendes und unerwartetes, potentiell ungewöhnliches, das Geschehen verweist auf einen sich real ereigneten (oder wenigstens möglichen) Ursprung des Erzählten.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Papier ist autonomes Kunstmaterial, daher ein vertiefendes Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421