things change

 

h (aufwärts fallen)

nach dem tod meines großvaters traf ich laura wieder. an bornholms südspitze nahmen wir weißen sand für unsere uhrgläser und, sagt laura, man könne auch tinte damit löschen. auf der fähre zurück war an schlaf nicht zu denken. unser gesprächsfaden riss und wir schwiegen, aber die klimaanlage machte es in dem großen raum eisig. an der reling neun stockwerke über wasser hielten wir uns. die sterne zogen uns raus. die lichter von smygehamn im nahen schonen zogen uns hinüber. das tiefe schäumende wasser zog am stärksten. wir schworen, niemals alleine zu springen. in kopenhagen hatte morgens um sechs noch kein café auf. es war ein sonntag und die wachen in bärenfellmützen  marschierten im sturmschritt von einem schloss zum andern, damit wir und alle wußten, wo die königin sich gerade aufhielt.

 

***

Anmerkung der Redaktion: things change ist eine Reihe von 13 Short-Shorts, kurze Kurzgeschichten. Diese konzentrierten Prosastücke sind schlichterdings nicht ganz einfach, beunruhigend oder schmerzend. Fast alle sind hintersinnig und mindestens doppelbödig. Einige bringen im Kopf des Lesers eine – kleinere oder größere – Welt zum Erblühen. Oder auch zum Verwelken.