ohne titel

ich habe die augen der tiger. zwischen titania und oberon wandelt mein geschick. ariel ruft mich vergeblich. ich schleiche ewig durch den dschungel der zeit. in vielen jahrhunderten erwartet mich nichts anderes als der galgen oder ein trockenes stueck brot, das ich den spatzen schenke. sie singen mir ihre seltsamen lieder. die rote katze streicht bittend um meine beine. auch sie habe ich lieb wie ein narr das gold. ich beschenke sie mit dem fleisch von huehnern und maeusen, das ich stets sorglos mit mir fuehre. die katze dankt es mir herzlich. // mein blauer zylinder kitzelt die wolken. ich gehe wie ein schatten zu mittag, die weißen handschuhe werfe ich freudig in die naechsten buesche. steine haeufen sich auf meinen wegen, doch ich habe das huepfen und tanzen bestens gelernt. irgendwann bin ich direktor eines zirkus, meine wirren reden regnen von großflaechigen tribuenen, ich bin der musizierende bettler in der dunklen gasse. ich bin, ich war, ich werde.

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Lyrik ist im Zeitalter der totalen Ware und des Retorten-Popsongs nur noch einer winzigen Minderheit eine Bereicherung des Lebens. Eben dieser Minderheit legt der in Berlin lebende Arne-Wigand Baganz mit seinem zweiten Gedichtband fahnenrost 125 neue Lyrik- und Prosa-Texte vor, in welchen er weder vor der Inszenierung einer behutsam schwebenden Wortkargheit noch barocken Übertreibungen zurückschreckt und neben allgemein menschlichen insbesondere auch Themen des 20. und 21. Jahrhunderts in einer oft provozierenden Deutlichkeit darzustellen weiß.

fahnenrost von Arne-Wigand Baganz, BoD 2006, Bestellmöglichkeit eines handsignierten Exemplars.