Q-Watching

Nur die allerdümmsten Kälber / wählen ihren Metzger selber.

Wilhelm Busch

Bei Q-Watching geht es um die Befragung von Landschaft und Landschaftsvorstellungen, um das gemeinsame Bewußtwerden des Sehens und Gesehenwerdens, auch um die Möglichkeiten und Grenzen von Material als Bild- und Ausdrucksträger. Dokumentiert in der Mappe Q-Watching ein oppulentes Bildwerk.

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Nebenbei geht es bei Q-Watching auch über ein Tier, dessen Faszinationspotenzial gering scheint, dem aber ein entscheidender Anteil an der Sesshaftwerdung des Menschen, also der wesentlichen zivilisationsgeschichtlichen Wegmarke überhaupt zugesprochen werden kann. Das Kühe, die gütigen Ammen der Menschheit sind, wissen wir seit dem alten Testament, die Gründe dafür, dass der Kuh eher das Image von Behäbig– und Mittelmäßigkeit anhaftet, vollziehen Peter Meilchen und Haimo Hieronymus in seinem Projekt nach, indem sie zeigen, wie ursprünglich biologische Konstitutionsmerkmale oder historische Notwendigkeiten mit symbolischem Gehalt gefüllt werden. Sie präsentieren die körperliche Ruhe der Kuh, die sie zum Sinnbild des Stoischen hat werden lassen, mit ihrer Eigenschaft als Beutetier. Für das ist es in freier Wildbahn überlebensnotwendig, weder Panik noch Schmerz zu zeigen, um nicht die Aufmerksamkeit des Raubtiers auf sich zu lenken. Ähnlich: ihre Augen. Ihr Trick besteht darin, daß es natürlich gar nicht um die Wahrheit über die Kuh geht, sondern darum, gerade durch die verschiedenen Projektionen etwas über die die Menschen und ihre Zeit selbst zu erfahren.

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Q-Watching, Künstlerbuch von Haimo Hieronymus und Peter Meilchen, Das Labor im Bogen 1997