Les Fleurs du Marl

 

Bild: Archiv Mischa Kuball, Düsseldorf

KUNO stellt für die Einwürfe des Konzeptkünstlers Mischa Kuballs immer gern einen Freiraum zu Verfügung. Aktuell verweisen wir auf die öffentliche Intervention „Les Fleurs du Mal (Blumen für Marl)“ provoziert und zitiert Charles Baudelaire, bietet jedoch zugleich Identifikationsmöglichkeiten für die Menschen in den ehemaligen Montanstadt Marl, die mitmachen und Blumen bringen sollen: Partizipation und Diskussion sind die immateriellen Bausteine. Der markante Schriftzug aus weißen Leuchtbuchstaben, hoch über dem Museum an der oberen Fassadenkante des Rathauses angebracht, wird zum weithin sichtbaren Hinweis auf das Skulpturenmuseum, und die links neben der Freitreppe stehende große Blumenvase ist als Angebot zu verstehen, die genannten Blumen für Marl mitzubringen und sie in die prominent platzierte Vase zu stellen. Sie steht direkt neben dem Aufgang zum Standesamt im Obergeschoß des Rathauses – Anlässe für Blumen gibt es also genug, und betreut wird sie vom daneben liegenden Skulpturenmuseum.
 Kuball hat für Marl unter dem Begriff „public preposition“ ein ortsspezifisches Konzept entwickelt – frei übersetzt mit: Vorschläge für die Öffentlichkeit und den öffentlichen Raum. Die temporär geplante Installation könnte auch auf Dauer angebracht sein; die tatsächliche Verweildauer will der Künstler durch die Diskussion in Marl bestimmt wissen. Kuball stellt in seiner Projektreihe „public preposition“ die Fragestellung nach der zeitgemäßen Definierung von Kunst im öffentlichen Raum immer wieder neu und im erweiterten Kontext. Er geht stets von einer präzisen Analyse des Ortes aus, an dem sie stattfinden, dabei ist die Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit seit Jahren ein fester Bestandteil seiner künstlerischen Position.
 Jeder Ort hat seine gesellschaftlichen, politischen und sozialen Besonderheiten, die der Künstler in seine Planung mit einbezieht. Seine Arbeiten sind meist temporär konzipiert, weil sie auf das Potenzial einer veränderten Wahrnehmung bekannt scheinender urbaner Kontexte setzen.
 Solche Konzepte hat Kuball bereits in verschiedenen Städten im In- und Ausland realisiert, unter anderem in der Caserma Cornoldi in Venedig die Arbeit „INTERVENTO“ sowie im texanischen Marfa „Marfa Floater, silver / gold“, „GhostTram“ in Katowice, Polen und aktuell mit seinem Beitrag „solidarity grid“ in der neuseeländischen Stadt Christchurch im Rahmen der SCAPE Christchurch Biennial 2013 und 2015. Insgesamt sollen über 15 vergleichbare Projekte in einem Buch veröffentlicht werden und der Marler Eingriff würde somit im internationalem Kontext stehen.

 

 

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Dauer:  23.03.2014 – Ende 2014    /  Skulpturenmuseum Glaskasten Marl

Mischa Kuball. Photo: Daniel Biskup, Wittenberg

Weiterführend →

Zuvor betrachtete Stefan Oehm für KUNO Kuballs Lichtinstallation res·o·nant. Lesen Sie im Rahmen der public preposition ein Gespräch zwischen Vanessa Joan Müller und Mischa Kuball über öffentliche Beziehungen. Gleichfalls empfehlenswert das Ateliergespräch von Prof. Dr. Matei Chihaia mit Mischa Kuball.

Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt. Mit dem Künstler Mischa Kuball teilt der Romancier den Dauerlauf.