Wasserkur

Als Schirmherr wird eine Persönlichkeit oder eine Organisation bezeichnet, die mit ihrem Namen eine Veranstaltung oder eine gemeinnützige Organisation unterstützt. Wenn jedoch Schirmfrauen die tragbare Bedachung in die Hand nehmen, kommt etwas gänzlich anderes dabei heraus.

Die raumbezogene Videoinstallation von Katja Butt verwandelte die statische Architektur des Ausstellungsraums im Rheintor in ein dynamisches mediales Gefüge, in dem Außen und Innen, Oben und Unten, Gestern und Heute zu einer Einheit wurden. Ein eindringliches minimalistisches Videobild wurde zu rhythmisch strukturierten Sequenzen komponiert, die sich über einen Monitor hinweg zu einem geschlossenen Ablauf verbinden. Der Monitor funktioniert als gestalterisches Element und jenseits einer untergeordneten Funktion als neutraler Rahmen der Begrenzung eines Bildfeldes. In der Präsentation verschmelzen Raum, Bild und pointiert gesetzte Akustik zu einer neuen Dimension, zu einem eigenständigen Körper, dessen einzelne Bestandteile voneinander abhängig sind und sich gegenseitig beeinflussen. Am Ende bleibt die Kamera im wahrsten Sinne des Wortes ein Werkzeug, ein Instrument, das man beherrschen muß, um mit ihm Sinnlichkeit darzustellen.

Butts Kunst fordert den Betrachter heraus, mehr von dem, was er sieht, auch ernst zu nehmen. Wir leben in einer bilderreichen Zeit und lassen uns von einer Pixelflut durch die Tage schwemmen. Die Skulpturistin, Videokünstlerin, Zeichnerin und Photographin Butt befragt die umbaute Bewegung in einem Akt der Dissidenz und bringt damit Bewegung in die starre Architektur. Transformation, lautet das Stichwort. Der Eros der Kunst von Butt liegt in der Biologie der Existenz: der puren Freude und der Lust an Fleisch und Geist. Es verbleiben Pfeile mit Widerhaken, die im Gedächtnis des Betrachters verankern.

 

***

 

Wasserkur von Katja Butt und Heidrun Grote

Rheintor, Linz – Anno Domini 2011, Edition Das Labor 2011. – Limitierte und handsignierte Auflage von 100 Exemplaren. – Dem Exemplar 1 – 50 liegt ein Holzschnitt von Haimo Hieronymus bei.

Rheintor, Photo: Klaus Krumscheid

Weiterführend →

Bei KUNO präsentieren wir Essays über den Zwischenraum von Denken und Dichten, wobei das Denken von der Sprache kaum zu lösen ist. Einen Essay zur Rheintorreihe finden Sie hier.

Lesen Sie auch KUNOs Hommage an die Gattung des Essays.