Die Kultivierung des „romantischen“ Araberbildes

 

Das Thema des Essays ist ‚Die Kultivierung des „romantischen“ Araberbildes am Beispiel von ‚Lawrence von Arabien‘ stellt die historische Persönlichkeit T. E. Lawrence, der später unter dem Namen ‚Lawrence von Arabien‘ zur Legende wurde und die Araber in den Mittelpunkt. Es geht um die Araber des Nahen Ostens, also die der heutigen Länder Syrien, Libanon, Irak, Jordanien und Saudi-Arabien.

Das Leben der historischen Person T. E. Lawrence wird an dieser Stelle kurz skizziert werden.

Thomas Edward Lawrence wurde am 18. August 1888 in Tremadoc, Wales geboren. Zusammen mit seinen nicht miteinander verheirateten Eltern und seinen Geschwistern wuchs er in Oxford auf. An der dortigen Universität schrieb T. E. Lawrence sich 1907 für Geschichte ein und bereiste 1909 Syrien und Palästina, um die Architektur von Kreuzfahrerburgen zu erforschen. Nach dem Abschluss des Studiums mit Auszeichnung betätigte sich T. E. Lawrence von 1911 bis 1914 als Archäologe in Karkemisch (Syrien). Diese Jahre sollte er später als die glücklichsten seines Lebens bezeichnen. Nach Ausbruch des Krieges arbeitete T. E. Lawrence als Zivilist in der Geographischen Abteilung des Generalstabs in London und ab Dezember 1914 in Kairo für eine Abteilung des britischen Kriegsministeriums, die für die Erstellung von Landkarten des Vorderen Orients zuständig war. Außerdem war er beim militärischen Nachrichtendienst des Hauptquartiers tätig, schrieb Berichte, kodierte und dekodierte Telegramme, zeichnete Karten, usw. 1916 begann der Arabische Aufstand, in dem T. E. Lawrence aufgrund seiner Sprach- und Landeskenntnisse als Verbindungsoffizier eingesetzt wurde. Eben diese Tätigkeit machte ihn als ‚Lawrence von Arabien‘ zur Legende. 1919 nahm er an der Versailler Friedenskonferenz teil und war an den Beratungen über die Neuordnung des Nahen Ostens beteiligt. Später war er schriftstellerisch tätig und schrieb unter anderem seinen auf Erinnerungen an den Arabischen Aufstand basierten Roman Die sieben Säulen der Weisheit. 1922 trat er unter einem Pseudonym in die britische Armee ein, wo er mit Unterbrechungen bis zu seinem Tod am 19. Mai 1935, verursacht durch einen Motorradunfall, verblieb.

Der Name ‚Lawrence von Arabien‘ klingt wie eine Auszeichnung und ein Adelstitel. Auch heute noch wird dieser klangvolle Name mit dem Unabhängigkeitskampf der Araber gegen die Türken während des I. Weltkrieges in Zusammenhang gebracht, angeführt von einem britischen Offizier, der völlig selbstlos mit den Beduinen in den Kampf zieht. Sofort tauchen Bilder auf: von der Wüste, der Sonne, von einem strahlenden Helden in weißen Gewändern und von freiheitsliebenden Beduinen.

In diesem Essay soll der Fragestellung nachgegangen werden, wie dieses Narrativ entstanden ist, wie es ein „romantisches“ Bild des Arabers evoziert hat und inwiefern die historische Person T. E. Lawrence und auch die (Helden-)Figur des Lawrence von Arabien dazu beigetragen haben. Um diese Frage zu erörtern, soll die Orientalismus-These von Edward Said zunächst allgemein skizziert werden, um dann den Bezug zu T. E. Lawrence herzustellen, auf den Edward Said im Zusammenhang von Imperialismus und Kolonialismus in seinem Buch ‚Orientalismus‘ explizit eingeht. Die These Saids dient als wissenschaftliche Perspektive, um ‚orientalistisches‘ Denken bei T. E. Lawrence, wie es sich in den Sieben Säulen der Weisheit darstellt, wie es entstanden ist und wie es nachwirkt, zu betrachten.

Im nächsten Kapitel wird zunächst der Aufstand der Araber skizziert, um die notwendige Hintergrundfolie zu entwickeln, die es ermöglicht, folgenden Aspekt zu bearbeiten: Es soll die Entstehung des politischen Diskurses zur Rechtfertigung des Krieges in Arabien zur Zeit des I. Weltkrieges dargestellt werden, um aufzuzeigen inwiefern T. E. Lawrence in diesen verstrickt war. Die Frage, ob der Diskurs zur Romantisierung des Araberbildes beigetragen hat, ist dabei zentral.

Das darauffolgende Kapitel stellt die Rezeption der (Kunst-)Figur des ‚Lawrence von Arabien‘ und das bekannte Filmepos in den Vordergrund. Es soll zunächst die Entstehung der (Helden-)Figur ‚Lawrence von Arabien‘ durch die Vortragsreihe des amerikanischen Journalisten Lowell Thomas aufgezeigt werden. Nachgegangen wird dabei der Frage, inwieweit T. E. Lawrence diese Entwicklung noch selbst bestimmt und somit zu einem „romantischen“ Araberbild beigetragen hat. Der Film jedoch ist nach den Lebzeiten von T. E. Lawrence gedreht worden und der irische Schauspieler Peter O’Toole[1]verkörpert bis heute für viele Menschen den Helden ‚Lawrence von Arabien‘. Die Fragestellung nach der Romantisierung des Araberbildes wird nun auf das Filmepos bezogen und fortgeführt. Besonderes Augenmerk gilt der Verschränkung des einmal entwickelten Bildes des Helden „Lawrence von Arabien“ und dem damit einhergehenden Bild des „romantischen“ Arabers.

Im Fazit werden die verschiedenen Diskursstränge dann zu der These verknüpft, dass sowohl das ‚romantische‘ Araberbild, wie auch das Bild des Helden ‚Lawrence von Arabien‘ an sich orientalistisch sind, da sich beide Bilder gegenseitig bedingen.

E. Lawrence und der Orientalismus

Nasir lag auf dem Rücken und betrachtete durch mein Fernglas die Sterne; er nannte der Reihe nach alle bekannten Sternbilder und ließ jedesmal einen überraschten Ruf hören, wenn er ein neues Lichtpünktchen entdeckt hatte, das dem unbewaffneten Auge nicht sichtbar war. Auda kam auf Fernrohre zu sprechen – auf die ganz großen – und wie der Mensch seit dem ersten Versuch vor dreihundert Jahren so weit fortgeschritten war, daß er jetzt Rohre baute, so hoch wie ein Zelt, durch die er Tausende von unbekannten Sternen entdecken konnte. „Und die Sterne was sind sie?“ Und darauf sprachen wir von Sonnen und immer neuen Sonnenwelten dahinter, von Zeiten und Räumen jenseits der menschlichen Vorstellung. „Und was soll uns dieses Wissen nützen?“ fragte Mohammed. „Wir werden immer weiter forschen und immer mehr erkennen. Und kluge Männer werden kommen und neue Fernrohre bauen, an Größe und Wirksamkeit die jetzigen um so vieles übertreffend, wie unsere das Fernrohr Galileis; und trotzdem werden immer noch Hunderte von Astronomen kommen und Tausende von neuen, ungekannten Sternen entdecken und sie aufzeichnen und jedem seinen Namen geben. Und wenn wir dann alles entdeckt haben, dann wird es keine Nacht mehr geben am Himmel.“ „Warum wollt ihr Westländer immer alles wissen?“ sagte Auda. „Wir können hinter unsern wenigen Sternen Gott sehen, der nicht hinter euren Millionen ist. [2]

Dieses Zitat aus den Sieben Säulen der Weisheit lässt Rückschlüsse darauf zu, wie der Ich-Erzähler, T. E. Lawrence, Araber darstellt, wobei anzumerken ist, dass es sich um arabische Beduinen handelt.[3] Ins Auge fällt die dargestellte technische Überlegenheit des Westens und die Skepsis der Beduinen gegenüber der Technik. Der Ich-Erzähler gehört zwar zur Gruppe und steht doch über ihr, weil er der Überlegene ist, der den Unwissenden erklärt, wie Wissen generiert wird und sich technischer Fortschritt entwickelt. Gleichzeitig wirkt die Szene nicht nur sehr romantisch, sondern lässt auch offen, wer der wirklich Weise ist. Ist es derjenige mit dem Wissen um die Technik oder derjenige mit dem Wissen um Gott? Nach Edward Said dürfte dieses Zitat aufgrund seiner Darstellung eines Orientalen, der sich wie ein kleines Kind über jedes neu entdeckte Lichtpünktchen freut, eine von vielen orientalistischen Darstellungen sein – nicht nur in den Sieben Säulen der Weisheit, sondern in der gesamten modernen Literatur seit der ägyptischen Expedition Napoleons.[4]Der von Edward Said geprägte Begriff des Orientalismus ist inhalts- und facettenreich und muss zunächst betrachtet werden, bevor er im Folgenden auf das Leben und Werk des T. E. Lawrence bezogen wird.

Nach Said ist Orientalismus eine Konstruktion, die den Orient nicht einfach als eine gegebene Entität und Realität versteht, vielmehr wird der Orient durch einen Diskurs[5] innerhalb verschiedener Interessensphären wie beispielsweise Literatur und Wissenschaft erst erschaffen und durch diesen ständigen Re-Produktionsprozess repräsentiert sowie begreif- und beherrschbar gemacht:

Ich behaupte nämlich, dass man den Orientalismus als Diskurs auffassen muss, um wirklich nachvollziehen zu können, mit welcher enorm systematischen Disziplin es der europäischen Kultur in nachaufklärerischer Zeit gelang, den Orient gesellschaftlich, ideologisch, wissenschaftlich und künstlerisch zu vereinnahmen – ja, sogar erst zu schaffen. [6]

Der Orientalismus stellt sich so zwischen den westlichen Betrachter und den Orient als eine Art Bewusstsein der westlichen Welt über das „Wesen des Orients“[7], das sich vor allem in der wissenschaftlichen und literarischen Textproduktion niederschlägt, die den Orient nicht zeigt wie er ist, sondern wie der Westen ihn konstituiert:

Deshalb betone ich in meiner Analyse des orientalistischen Textes die keineswegs unsichtbaren Belege für die Darstellung als Darstellung und nicht als naturgetreues Abbild des Orients. Solche Belege finden sich in den sogenannten wissenschaftlichen (historischen, philologischen oder politischen) Texten ebenso ausgeprägt wie in den erklärtermaßen künstlerischen (das heißt offen fiktiven).[8]

Um sich dem Orientalismus mit einem anderen Begriff zu nähern, kann man dieses Bewusstsein auch als eine unausgesprochene Verabredung der westlichen Gesellschaft darüber verstehen, was der Orient ist. Said knüpft gedanklich an Antonio Gramsci an, der diese sogenannte Verabredung mit dem Begriffspaar ‚kulturelle Hegemonie‘[9] belegt:

Dabei gehört die Kultur selbstverständlich der Zivilgesellschaft an, in der Ideen, Institutionen und Menschen laut Gramsci nicht durch Zwang, sondern durch Konsens wirken. So können sich in allen nichttotalitären Gesellschaften gewisse Kulturformen und Ideen gegenüber anderen durchsetzen, was Gramsci als Hegemonie bezeichnet und womit er einen für das Verständnis des Kulturgeschehens im industrialisierten Westen unverzichtbaren Begriff geprägt hat. [10]

Wie in dem Zitat deutlich wird, hat der Begriff ‚Hegemonie‘ bei Gramsci eine Machtkomponente, die durch Konsens – oder eben die Verabredung – erzeugt wird. Die Repräsentationen des Orients werden deshalb so wirkmächtig, weil sie durch die Hegemonie ununterscheidbar von dem realen Orient werden und der Westen nutzt und erzeugt diese Wirkmächtigkeit, um Macht und Einfluss in Arabien zu gewinnen und zu etablieren.

Die Entstehung und Aufrechterhaltung des Orientalismus erklärt Said als historisches Phänomen mit einer langen Tradition. Der Westen nimmt dabei für sich in Anspruch, den Orient besser zu verstehen und zu kennen als der Orientale selbst, was dem Westen die Deutungshoheit über den Orient verleiht. Umgekehrt braucht der Westen die ‚kulturelle Hegemonie‘, um sich immer wieder seine Souveränität zu attestieren und seine Machtposition zu rechtfertigen. Der Orient wird so zum unverzichtbaren Gegenüber des Okzidents:

Die Strategie des Orientalismus fußt durchgängig auf einer so flexibel angelegten Position der Überlegenheit, dass sie es dem Westler erlaubt, in allen möglichen Beziehungen zum Orient stets die Oberhand zu behalten.[11]

Das System Orientalismus funktioniert auf verschiedenen Ebenen. So unterscheidet Said den latenten und manifesten Orientalismus. Der latente Orientalismus ist als Einstellung gegenüber dem Orient aufzufassen, die sich unumstößlich und meist unbewusst – eben weil die Bilder und Repräsentationen so verinnerlicht sind – des Orients bemächtigt. Der manifeste Orientalismus steht sowohl für den akademischen Diskurs und seinen Äußerungen über den Orient als auch für konkrete Handlungen in Bezug auf den Orient. Said stellt diesbezüglich fest:

Doch niemals kam es zu einer frappanteren Verschmelzung des latenten Orientalismus mit der manifesten Realität bei der Zerstückelung der asiatischen Türkei durch die Briten und Franzosen infolge des Ersten Weltkriegs. Dort lag der    Kranke Mann am Bosporus auf dem Operationstisch, in seiner ganzen Schwäche, seinen Eigenschaften und seiner topographischen Silhouette offengelegt. Bei dem fälligen Eingriff spielte der Orientalist mit seinem Fachwissen eine unschätzbar wichtige Rolle […] Und es war auch kein Zufall, dass man Orientexperten wie Gertrude Bell, T. E. Lawrence und St. John Philby zugleich als Vertreter des Empire, Freunde des Orients und Botschafter politischer Alternativen vor Ort stationierte.[12]

Said zieht auf der einen Seite die Verbindung zwischen Orientalismus und Kolonialismus[13] und stellt damit die handfeste und reale Machtkomponente von Orientalismus heraus. Auf der anderen Seite attestiert er den genannten Personen und damit auch T. E. Lawrence eine orientalistische Haltung. Said entkoppelte Leben und wissenschaftliches Arbeiten nicht und gestand Wissenschaftlern und sich selbst zu, einer sogenannten worldliness verhaftet zu sein und zu akzeptieren, dass Aussagen unter bestimmten sozialen, kulturellen und politischen Bedingungen getroffen werden.[14]Demgegenüber sieht er T. E. Lawrence (und mit ihm viele andere Autoren) unentrinnbar im diskursiven Netz des Orientalismus gefangen. Said meint genau diese Unentrinnbarkeit, als er sich auf einen Brief des Jahres 1918 von T. E. Lawrence an V. W. Richards bezieht.[15] Er schreibt:

Lawrence hatte die Klarheit der Araber beeindruckt – sowohl auf das Äußere als auch auf die Lebensphilosophie (oder -einstellung) bezogen. In beiden Fällen verlässt er sich ganz auf die Fremdperspektive, so als ob nur der Beobachter, hier also der Weiße, jene ihrer selbst nicht bewusste primitive Schlichtheit des Arabers erkennen könne.[16]

Das Beduinenbild des T. E. Lawrence war zwar durch persönliche Erfahrung[17] geprägt, aber eben auch stark aus einer Tradition heraus, so dass er gar keine andere als die Fremdperspektive einnehmen konnte. Nicht nur Said verweist auf Orientreisende wie beispielsweise Richard Burton[18]und Charles Montagu Doughty[19], auch Kathryn Tidrick diagnostiziert in ihrer Analyse eine lang andauernde „english romance with arabia“ und widmet den Beiden jeweils ein Kapitel.[20] Lawrence ist in einer Zeit aufgewachsen und ausgebildet worden, in der das britische Weltreich auf dem Zenit seiner Macht war. Während seiner Studienzeit in Oxford lernt er den Direktor des Ashmolean Museums, David George Hogarth, kennen. D.G. Hogarth, ein anerkannter Archäologe, hatte Reisen im Orient und Osmanischen Reich unternommen und einen Reisebericht mit dem vielsagenden Titel „The penetration of Arabia“[21] veröffentlicht. Hogarth, der Lawrence protegiert und später zum Leiter des Arabischen Büros[22] in Kairo ernannt wird und den Said offen einen Orientalisten nennt[23], rät dem jungen Lawrence sich bezüglich einer Forschungsreise an C. M. Doughty[24] zu wenden. Lawrence war also bei Ausbruch des I. Weltkrieges nicht nur mit der gängigen Lehrmeinung seiner Zeit und ihrer Diktion bestens vertraut, sondern war als Akademiker und Orientkenner Teil der Schicht, die Kathryn Tidrick folgendermaßen beschreibt:

The Round Table group’s exalted notion of an empire held together less by force than by the British genius for understanding and subtly controlling native races (while  working unobtrusively in their best interests) had an inevitable appeal for those who  saw themselves as following in the footsteps of Doughty and Burton. […] Though neither of them was in a real sense a member of the group, both Gertrude Bell and T. E. Lawrence contributed to The Round table.[25]

Persönliche Erfahrungen mit der einheimischen Bevölkerung Palästinas und Syriens sammelte Lawrence schon vor dem Krieg, sowohl während seiner Forschungsreise 1909 als auch in der Zeit seiner Tätigkeit als Archäologe unter der Leitung von D. G. Hogarth in Karkemisch. Während dieser Zeit trug Lawrence zeitweise arabische Kleidung – wie später im Krieg – und ihn verband eine enge Freundschaft mit einem jungen Syrer namens Dahoum, über die Jeremy Wilson folgendermaßen urteilt:

Lawrence brachte Dahoum zwar ein väterliches Interesse entgegen, aber ihre Beziehhung entsprach der zwischen Lehrer und Schüler beziehungsweise zwischen Meister und vertrautem Assistenten. Eben die geistige Einstellung, die Lawrence die Schlichtheit eines jungen Arabers respektieren ließ, bewirkte zugleich, daß er Dahoum niemals als Gleichgestellten würde behandeln können.[26]

Bemerkenswert ist, dass Lawrence sich überhaupt auf Teile der arabischen Kultur – die Kleidung – und ihre Menschen einließ. Das Urteil, das Wilson fällt, spricht daher eher für dessen eigene orientalistische Sichtweise, die es nicht zulassen kann, dass Lawrence sich auf Augenhöhe mit einem Orientalen abgibt. In den Sieben Säulen der Weisheit schreibt Lawrence manchmal mit Humor über die vermeintlichen Eigenschaften der Orientalen[27], tatsächlich aber auch mit völliger Herablassung: „Sie waren ein geistig engbegrenztes Volk, dessen unentwickelte Verstandeskräfte in sorglosem Gleichmut brachlagen.“ [28], aber ebenso oft romantisierend:

Die Sonne war in prachtvollem Abendglühen untergegangen; und nach dem Fest lagerte die ganze Gesellschaft draußen um den Kaffeeherd unter dem glitzerndenden Sternenhimmel, während Auda und andere Geschichten erzählten. […] Alles grunzte vor Vergnügen, jede Unterhaltung hörte auf, und man streckte sich bequem auf dem Boden zurecht, das Kinn in die Hand gestützt, um sich keine der Pointen der Geschichte, die man wohl an die zwanzigmal gehört hatte, entgehen zu lassen.[29]

Seine Darstellung ist meist nicht vordergründig abwertend, spiegelt aber immer das Bewusstsein der Überlegenheit. Sein Buch Die sieben Säulen der Weisheit zählt heute zur Weltliteratur und die Kurzfassung Aufstand in der Wüste war sowohl in England als auch in den USA ein Bestseller. Seine literarische Darstellung der Beduinen – untrennbar verbunden mit der Selbstinszenierung als Befreier des arabischen Volkes – hat das Bild der arabischen Nomaden bis heute wesentlich geprägt:

These are the pronouncements of someone writing within a conscious tradition, though the most readers of Seven Pillars of Wisdom are probably unaware of the fact. For a large part of the educated public the third chapter of Seven Pillars of Wisdom, fashioned by Lawrence with such rhetorical brillance, is the only source of    informed opinion on the character of the Arabs.[30]

 

E. Lawrence und der Aufstand der Araber

 

Bisher stand T. E. Lawrence, seine orientalistische Gesinnung gegenüber den Arabern und seine Darstellung derselben im Fokus der Betrachtung, nun soll der Blick auf den größeren Rahmen gerichtet werden, in dem Lawrence tätig war: den Arabischen Aufstand.[31]

Schon vor dem I. Weltkrieg war das ehemals mächtige Osmanische Reich deutlich geschwächt und hatte vor allem in Europa massive Gebietsverluste hinnehmen müssen. Frankreich und England auf der einen Seite und Russland auf der anderen Seite konkurrierten um Einfluss im niedergehenden Osmanischen Reich, welches seinerseits enge Beziehungen zum Deutschen Reich pflegte. Innenpolitisch führte diese Entwicklung zu einer stärkeren Fokussierung auf die arabischen Provinzen und zu einem Modernisierungsschub, der dem Machterhalt dienen sollte. Vielen Beduinen und damit auch dem Scherifen von Mekka, Husayn, waren Modernisierungsmaßnahmen wie der Bau[32] und weitere Ausbau der Hedschasbahn von Medina nach Mekka ein Dorn im Auge:

Vor allem viele Beduinen waren dagegen, weil sie wirtschaftliche Einbußen befürchteten – sei es, weil sie dann nicht mehr wie bisher Reit- und Laststiere an die Pilger vermieten konnten, sei es, weil ihnen dadurch die Möglichkeit genommen wurde, die Pilgerkarawanen gegebenenfalls zu überfallen und auszuplündern.[33]

Außerdem fürchtete Husayn um seine Unabhängigkeit (er teilte sich die Macht mit einem von Konstantinopel eingesetztem Statthalter), sollte die Hedschasbahn doch „eine straffere Zentralregierung der ziemlich selbstständigen Hedschasprovinz vom Bosporus aus ermöglichen […]“[34]Auf die Initiative von Scherif Husayn kam es bereits 1912 zu einem ersten Kontakt zwischen dessen Sohn Abdallah und Lord Kitchener[35]. Als die Lage sich 1914 zuspitzte und England befürchtete, dass das Osmanische Reich seine bisherige Neutralität ablegen würde, nahm Lord Kitchener im September Kontakt zum Scherifen von Mekka auf und garantierte den Arabern volle Unterstützung bei Angriffen von außen[36]. Das Osmanische Reich, welches immer weiter unter Druck geriet und einen starken europäischen Verbündeten suchte, unterzeichnete im August 1914 ein Geheimabkommen mit Berlin und trat im Oktober 1914 an der Seite der Mittelmeermächte in den I. Weltkrieg ein. Nachdem England im Nahen Osten in die Defensive geriet[37], setzte es auf die Unterstützung des Scherifen und ging auf seinen Wunsch nach einem arabischen Reich unter seiner Herrschaft ein. Die Strategie dahinter war „[…] das Osmanische Reich als Bündnispartner Deutschlands in diesem Krieg zu schlagen und anschließend aufzuteilen.“[38] In der Folge wurden in dem als McMahon-Korrespondenz[39] bekannten Briefwechsel und in dem sogenannten Sykes-Picot-Abkommen[40] die zukünftigen Grenzziehungen und Einflussgebiete in Absprache mit Frankreich festgelegt. Am 05. Juni 1916 begann auf Veranlassung Husayns die Arabische Revolte[41]. Weil die Briten aber über den Fortgang des Aufstandes im Unklaren waren, trat T. E. Lawrence am 21. Oktober im Auftrag des britischen Nahost-Beauftragten Ronald Storrs seine Reise zu Faisal[42] mit der Aufgabe an: „ein umfassendes Bild der Lage zu geben, und zwar im militärischen wie politischen Bereich.“[43] Fortan war Lawrence als Verbindungsoffizier im Arabischen Aufstand tätig, lebte mit den Beduinen, war mehr oder weniger erfolgreich an der Sprengung von Bahngleisen sowie an der Eroberung von Wedsch, Akaba und letztendlich Damaskus beteiligt. Entschieden wurde der Krieg aber nicht von den aufständischen Beduinen, sondern in dem von General Allenby[44] geführten symmetrischen Krieg in Arabien. Der I. Weltkrieg veränderte die Landkarte des Nahen Ostens vollständig. Das Osmanische Reich wurde aus Arabien verdrängt und Engländer und Franzosen teilten die eroberten Gebiete untereinander auf, die zu Mandaten erklärt wurden.[45] Um diesen Krieg und die anschließende Etablierung der Macht zu rechtfertigen, brauchte man ein gutes Narrativ, welches bewusst konstruiert wurde:

This new discourse was constructed by the British government through a largely overlooked, but far-reaching, propaganda campaign designed to generate support for the war effort and Britain’s imperial move into the Near East.[46]

Dieses Narrativ war von drei Motiven bestimmt, die unmittelbar miteinander verzahnt waren: das arabische Volk kann nur an seine ehemals ruhmreiche Vergangenheit anknüpfen, wenn es – mit Hilfe der Briten (und Franzosen) – vom türkischen Despotismus befreit wird und so zur nationalen Selbstbestimmung findet. Despotismus, Rückständigkeit sowie die glorifizierte Vergangenheit sind orientalistische Konzepte, die Said ausdrücklich benennt[47] und Asli Cirakman , Professorin an der Middle East Technology University in Ankara, auf die Darstellung der Türken bezieht:

This depiction of despotism in Turkey established such an insurmountable structure that it simultaneously presented two different portraits-that of the Turks as stagnant and backward, and that of the European identity as very different and superior. [48]

Das Osmanische Reich wurde in England von vielen Menschen mit dem Orient gleichgesetzt[49] und die Verankerung eines bereits vorhandenen negativen Türkenbildes im kollektiven Bewusstsein war deshalb in zweierlei Hinsicht nützlich. Es trennte das Stereotyp des Arabers, das fortan positiv besetzt war, von dem des Türken und rechtfertigte ein Vorgehen gegen das Osmanische Reich:

To this end, Lloyd George instructed the new head of the Department of Information, John Buchan, in February 1917 to initate a propaganda campaign in Britain and across Allied and neutral Countries under the banner ‚The Turk Must Go‘. This propaganda was to convey two principal messages: the immutable barbarism of the Turk and the illegitimate and destructive nature of his empire. [50]

Das vorgegebene (oder vorgegauktelte) Ziel der nationalen Selbstbestimmung war ein Zugeständnis an den amerikanischen Präsidenten Wilson, der eben dieses Recht auf Friedensverhandlungen nach dem Krieg zugrunde legte, und letztendlich Beweggrund dafür, dass man von einer offenen Annexion der Gebiete absah:

The British empire, or more accurately Great Britain, was repackaged as the foremost agent of national self-determination. Although this narrative drew on longstanding ideas of imperial trusteeship, it constituted a new defintion of Britain’s mission in the world, […][51]

Wie tief Lawrence in den politischen Diskurs verstrickt ist, zeigt sich in den in den Sieben Säulen der Weisheit, denn alle genannten Motive tauchen dort auf: die Türkenfeindlichkeit, die Darstellung der Araber als einstmals großen Volkes – welches durch die Befreiung wieder groß werden kann – und ebenso der Gedanke des Nationalismus. Allerdings lässt das folgende Zitat erkennen, dass Lawrence genau wusste, dass der arabische Begriff von Nation ein anderer war als der britische:

Die semitische Idee des Nationalismus hieß: Unabhängigkeit der Clans und Dörfer, und ihr Ideal der nationalen Einheit war nur der vorübergehende Zusammenschluss gegen den Eindringling. Aufbauende Politik, staatliche Organisation, ein umfassendes Reich waren nicht so sehr außerhalb ihrer Sicht, als hassenswert an sich.[52]

Lawrence Rolle in dem Aufstand ist indes umstritten. Er selbst stilisiert sich in den Sieben Säulen der Weisheit zum Kopf der Revolte, der – um ein Beispiel zu nennen – die Idee zur Eroberung Akabas entwickelte.[53] Dies bestätigt Jeremy Wilson in seiner Lawrence-Biographie[54], während Konrad Morsey darauf hin- weist, dass die Aktenlage auf keinen Plan Akaba zu erobern schließen lässt, sondern „[…], daß den Arabern, […], die restlichen Posten an der Straße nach Akaba mehr oder weniger widerstandslos in die Hände fielen und Akaba selbst schließlich verlassen vorfanden.“[55]Thorau stellt denn auch fest, dass Lawrence Rolle – gerade vor dem Hintergrund, dass der eigentliche Krieg von regulären Truppen geführt wurde – eher unbedeutend war.[56] Morsey zieht einen anderen Schluss: „Diese zeitgenössischen Quellen beweisen, daß Lawrence im arabischen Aufstand, ganz unabhängig von der Bedeutung, die man der Revolte ansonsten beimessen mag, eine Ausnahmeerscheinung gewesen ist.“ [57] Im öffentlichen Bewusstsein jedoch ist der Aufstand bis heute als Unabhängigkeitskampf eines von den Türken unterjochten Volkes, die sich ohne Hilfe einer fremden Nation nicht hätten befreien können, verankert.

Lawrence von Arabien in der filmischen Rezeption

Bisher wurde aufgezeigt, dass T. E. Lawrence selbst dazu beigetragen hat ein romantisches Bild der Beduinen zu konstituieren und wie bewusst von der britischen Regierung zur Zeit des I. Weltkrieges ein Narrativ zur Rechtfertigung des Krieges in Arabien komponiert wurde. Nun soll in den Blick genommen werden, wie aus der Erzählung ein Mythos wurde.

Lowell Thomas, ein amerikanischer Journalist, der Lawrence 1918 in Akaba kennengelernt und Film- und Fotoaufnahmen von ihm gemacht hatte, wollte nach dem Krieg Profit aus dem Material schlagen und konzipierte eine Vortragsreihe, die zunächst in den USA aufgeführt, in London ein Riesenerfolg[58] wurde:

Es waren indes nicht allein die Art der Aufführung und das Genre, die begeisterten, sondern auch die Protagonisten – die wilden, bärtigen Beduinen, verschleierte Araberinnen und der siegreiche General Allenby, der Jerusalem erobert hatte. Vor allem aber hatte es dem Publikum ein junger englischer Offizier angetan, der sich wie ein braver  Robin Hood zum Verteidiger der von den bösen Türken unterdrückten Araber auschwang.[59]

Thomas nimmt die Narration auf und formt sie so um, dass sie durch Licht, Technik und Kostüme zur Unterhaltung wird und erschafft aus der historischen Figur T. E. Lawrence die ‚mythische‘ Heldenfigur Lawrence von Arabien: „Der Mythos bedarf einerseits eines Objektes, eines Themas, andererseits der Bereitschaft einer Sozietät, mit diesem Objekt in projektiver Weise umzugehen.“[60] Die Sozietät ist in diesem Fall das Publikum, das sich nach dem Krieg gerne in die exotische Welt des Orients entführen lässt. Der mythische Held Lawrence braucht aber nicht nur das Publikum – er braucht auch die „wilden, bärtigen Beduinen“, die es lohnt zu befreien. Lawrence selber steht der Show ambivalent gegenüber. Einerseits besucht er sie heimlich, um sich im Anschluss über Lowell Thomas zu entrüsten und sich angewidert zu zeigen ob der Darstellung seiner Person.[61] Andererseits unterstützt er Thomas und trägt auf diese Weise zur Mystifizierung seiner Person und der Geschichte des Arabischen Aufstandes bei:

In diesen Zusammenhang gehört auch, daß Lawrence sich von Thomas‘ Kameraman Chase immer wieder photographieren ließ. Er posierte dabei in verschiedenen Gewändern und mit unterschiedlichen Accessoires, um auf den Aufnahmen einen möglichst authentischen-arabischen Eindruck zu vermitteln. […] Indem Lawrence so bereitwillig in die Rolle eines „Fürsten von Mekka“ schlüpfte, muss er das sehr wohl im Wissen um die zu erwartende Faszination auf die Öffentlichkeit getan haben. [62]

Vermutlich wäre die Show von Lowell Thomas heute nahezu vergessen und auch das Buch Die sieben Säulen der Weisheit nur noch einem kleinen interessierten Kreis von Lesern bekannt, wäre die Geschichte des Arabischen Aufstandes mit T. E. Lawrence als zentraler Figur nicht von David Lean[63] verfilmt worden. 1962 erschien das große Leinwandepos Lawrence von Arabien in den Kinos. Der Film wurde vielfach ausgezeichnet – u. a. mit sieben Oscars und vier Golden Globes – und wird heute noch als Meilenstein der Kinogeschichte gesehen: auf der aktuellen Liste des Amerikanischen Filminstituts ist er auf Platz eins der zehn besten Leinwandepen.[64] An dieser Stelle sei nur eine Filmkritik beispeilhaft zitiert:

Es ist das Epos schlechthin. Ein Werk der Superlative. Eine meisterliche Leistung seinesgleichen. Die großspurige Rede ist vom abenteuerlichen Wüstenklassiker „Lawrence von Arabien“. Ein mit Huldigungen überhäufter Meilenstein seines Genres. [65]

Der Film arbeitet mit Pathos und großen Bildern, die von der Wüste und den Beduinen dominiert werden, und gibt vor ein historisches Ereignis auf der Grundlage der Sieben Säulen der Weisheit zu erzählen. Die Frage, ob Lawrence von Arabien ein historischer Spielfilm ist, beantwortet der Historiker Hans Henning Hain folgendermaßen:

Ein historischer Spielfilm definiert sich vor allem dadurch, dass seine Handlung in der Vergangenheit spielt, also vorgibt, vergangenes Geschehen als fiktionale Darstellung wiederzugeben, und gerade dadurch Geschichtsbilder produziert. […] Nicht die faktische Richtigkeit in den Details bestimmt darüber, ob ein Film ein historischer Spielfilm ist, sondern ob er Geschichtsbilder produziert, bestätigt oder verändert. Lawrence of Arabia ist zweifellos ein historischer Spielfilm, […].[66]

Der Film nimmt die bisherige Narration auf und bedient sich aller bisher genannten Motive: das arabische Volk kann nur an seine ehemals ruhmreiche Vergangenheit anknüpfen, wenn es – mit Hilfe der Briten (und Franzosen) – vom türkischen Despotismus befreit wird und so zur nationalen Selbstbestimmung findet (s.o.), erweitert um die zentrale Rolle des Helden ‚Lawrence von Arabien‘.„Der Film lebt u. a. von der Spannung: wilde Beduinen – zivilisierte Europäer. Die Funktion dieser Konstruktion für die Selbstversicherung des westlich-europäischen Autostereotyps liegt auf der Hand.“[67] Die Dichotomie Beduinen vs. Europäer entspricht der von Orient und Okzident, wie sie von Said diagnostiziert wurde (s.o.). Immer wieder wird dies im Film thematisiert und besonders hervorgehoben wie beispielsweise in der Szene am Mastura-Brunnen, als Lawrence meint den stolzen Scherifen Ali belehren zu müssen[68]. Lean geht aber noch darüber hinaus und stellt Lawrence als den ‚besseren‘ Beduinen dar:

Viel eindringlicher als das Buch beschreibt Lean in „Lawrence von Arabien“, wie sich der Protagonist den Beduinen überlegen zeigt. Selbst die zögern, die schreckliche Nefud [Wüste in Arabien; Anm. J. L.] zu durchqueren. Doch das Beispiel des „Inglis“ reißt sie mit. Und dann überhöht Lean das Ganze: Nachdem man diesen „Glutofen der Sonne“ durchlitten hat, reitet Lawrence zurück, um einen vom Kamel gestürzten Gefährten zu retten.[69]

Wenn Faisal die große Vergangenheit seines Volkes bei seinem ersten Gespräch mit Lawrence beschwört[70], impliziert das auch, dass das Volk jetzt klein ist (weil es von den Türken unterjocht wird) und dass es wieder groß werden möchte. Dies kann es aber nur mit Unterstützung der Engländer werden. Am Ende des Films jedoch, als die Araber Damaskus vor den Engländern eingenommen haben[71], ergibt sich die Chance wieder groß zu werden. Das Filmende ist jedoch ein anderes. Dargestellt wird, dass die Beduinen nicht in der Lage sind die Verwaltung der Stadt zu übernehmen. Damaskus versinkt im Chaos[72] und so „bekommt das Beduinen-Stereotyp eine politische Dimension, indem es angereichert wird mit dem Stereotyp der staats- und modernisierungsunfähigen Barbaren.“[73]

Auch das Motiv der Ahnungslosigkeit und Skepsis gegenüber moderner Technik taucht mehrfach auf und imaginiert die Dichotomie von Beduinen und Europäern: Faisal sitzt stolz auf seinem Pferd und ruft sein Volk mit gezücktem Schwert auf zu kämpfen, als sein Lager von Flugzeugen angegriffen wird[74], Auda[75] hat Angst, von dem Journalisten Bentley[76] fotografiert zu werden[77] und freut sich über eine große Uhr, die er beim Plündern eines Zuges erbeutet hat.[78] Diese Haltung gegenüber Technik wirkt nicht nur rückständig und naiv – eines der orientalistischen Konzepte Saids – sondern erzeugt auch einen romantischen Effekt. Die Rückständigkeit repräsentiert gleichzeitig die Ursprünglichkeit der Beduinen, die beim westlichen Zuschauer Bilder eines einfacheren, glücklicheren Lebens als das in der modernen Welt erzeugt:

Die Romantisierung außereuropäischer, ‚primitiver‘ Kulturen und Lebensformen, wie sie in den Beduinenbeschreibungen zum Ausdruck kommt, folgt zweifellos dem Muster des immer schon zur europäischen Zivilisationskritik gehörenden Topos des ‚edlen Wilden‘.[79]

An dieser Stelle bietet sich ein Vergleich zu Karl May an, der genau mit diesem Topos arbeitet: „Es gehört zu den bereits analysierten Spezifika deutschen Orientalisierens, dass Wild-West- und Wüstenabenteuer miteinander korrespondierten.“[80] Auch Karl May arbeitet mit dem ‚edlen Wilden‘ (Winnetou) und dem ‚besseren‘ Indigenen (Old Shatterhand): gerade Auda bietet ein gutes Bild des ‚edlen Wilden‘, während man bei Faisal fast von einer ‚Selbstorientalisierung‘ sprechen kann, denn er wird als geschickter Taktiker gezeigt, der mit allen ‚westlichen‘ Winkelzügen der Politik vertraut ist.[81] Trotz aller gängigen Orientalismen und Stereotype hat der Film kritische Bezüge und stellt den Imperialismus gerade an den Stellen in Frage, wo der britische Verrat an den Arabern, denen man eine Nation versprochen hatte, thematisiert wird. Auch die Darstellung von Lawrence als zutiefst gespaltener Figur, der zwischen den Kulturen zerrieben wird, bricht das Narrativ:

„Die romantische Konstruktion einer heroischen beduinischen Männlichkeit ließ die Wüstenabenteurer zunehmend auf Distanz zum Bestreben ihrer europäsichen Heimatländer treten, die letzten scheinbar archaischen Welten zu unterwerfen und damit zu zerstören – eine Position, die sich als ‚romantischer Antikolonialismus‘ charakterisieren lässt und mit ethischer Kritik an kolonialen Herrschaftsverhältnissen nur bedingt einherging.“[82]

1962 gedreht, spiegelt der Film einerseits die beginnende Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus wider, aber auf der anderen Seite ist er noch so im kolonialen Diskurs verhaftet, dass er ohne orientalistische Bilder und Stereotype nicht auskommt. Die Sympathie des Zuschauers ist letztendlich bei den Beduinen und bei der zerrissenen Heldenfigur des Lawrence von Arabien und ohne diese Sympathie wird weder der Mythos noch das Beduinenbild validiert und transportiert.

 

Fazit

 

Betrachtet man das Narrativ des Arabischen Aufstandes aus der Vogelperspektive, so sieht man, dass es sich wie ein Schneeball unaufhaltsam entwickelt hat und immer ‚größer‘ geworden ist. T. E. Lawrence selber ist durch den kulturellen und politischen Diskurs seiner Zeit geprägt und transportiert diese Prägung durch sein Buch Die sieben Säulen der Weisheit. Die britische Regierung komponiert aus orientalistischen Bildern und dem politischen Diskurs der Zeit eine Geschichte, die den Krieg in Arabien rechtfertigt. Der Film ‚Lawrence von Arabien‘ romantisiert den Helden des Films, eben Lawrence, die Beduinen und damit schlussendlich auch den Krieg. Geblieben sind die anfangs beschriebenen Bilder von der Wüste, der Sonne, von einem strahlenden Helden in weißen Gewändern und von freiheitsliebenden Beduinen. Dieses Narrativ funktioniert, weil es nützlich ist: es nützt allen, die es konstruieren, aber auch allen, die daran glauben. Das ‚Empire‘ kann sein Einflussgebiet vergrößern, T. E. Lawrence kann sich zum Helden stilisieren und an einem erfolgreichen Film lässt sich nicht nur gut verdienen, auch die Akteure des Films tragen einen persönlichen Erfolg davon. Und der Zuschauer fühlt sich als Teil der Welt, der den freiheitsliebenden Beduinen ‚geholfen‘ hat. Risse in der Geschichte, wie die des gebrochenen Helden, der unter dem Verrat leidet, scheinen die Attraktivität der Erzählung noch zu erhöhen. Das System ist in sich geschlossen, weil jeder Akteur, jeder Teil sich gegenseitig bedingt und stützt. So braucht beispielsweise der Held die Beduinen und die Beduinen den Helden, aber auch Held und Zuschauer bedingen sich gegenseitig. Insofern wird nicht nur die Orientalismus-These von Said durch das Narrativ bestätigt, sondern auch die Macht der ‚kulturellen Hegemonie‘ nach Gramsci wird evident.

Viele Aspekte dieses umfangreichen und interessanten Themas ließen sich noch untersuchen. Anbieten würde es sich den Blick intensiver auf T. E. Lawrence zu richten und seine innere Zerrissenheit oder seine Rolle in dem Arabischen Aufstand noch stärker zu analysieren. Spannend wäre es auch die Beduinen in den Fokus zu nehmen und zu untersuchen wie der Arabische Aufstand sich aus ihrer Perspektive darstellt und wie das Leben der Beduinen jenseits aller romantischen Verklärung aussieht. Auch dem Begriff des ‚Romantischen‘ hätte man sich nach Jürgen Osterhammel nähern können, der ‚romantische Missverständnisse‘ „nicht erst im situativen Handlungsvollzug, sondern bereits in den Tiefenkodierungen der einzelnen Kulturen“[83] sieht. Diese Ansätze weiter zu verfolgen, würde den Rahmen des Essays allerdings sprengen.

 

 

***

Obwohl die englische Originalversion schon 1989 wieder vervollständigt und restauriert auf den Markt kam, konnte die deutsche Version des Films in voller Länge erst im Jahr 2001 als DVD erworben werden, allerdings waren die neu eingefügten Szenen nur mit deutschen Untertiteln versehen.

 

 

 

 

 

 

Literaturverzeichnis

  1. Quellen
  • Garnett, David (Hg.): The Letters of T. E. Lawrence of Arabia (1938), Nachdruck London: Spring Books 1964.
  • Lawrence, Thomas Edward : Die sieben Säulen der Weisheit. Berlin : Ullstein 2019.
  • Lawrence von Arabien. Regie: David Lean. Drehbuch: Robert Bold / Michael Wilson. GB: Columbia Pictures 1962. DVD (Award Winner Collection) 2008. 16:9 Widescreen. DVD 1: TC 0:00:01- 2.13.46/DVD 2 TC 0:00:01- 1.25.01.

 

  1. Literatur
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  • Hain, H.H.: Lawrence of Arabia – ein Mythos auf Zelluloid und die Geschichte. In: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos. Begleitband zur Sonderausstellung „Lawrence von Arabien“. In: Dies. (Hg.): Schriftenreihe des Landesmuseums Natur und Mensch, Heft 78. Niedersächsisches Landesmuseum, Landesmuseum Natur und Mensch Oldenbourg. Mainz am Rhein : Verlag Philipp von Zabern 2011.
  • Hoffmann, D.: Die Genese des Mythos Lawrence von Arabien. In: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos. Begleitband zur Sonderausstellung „Lawrence von Arabien“. In: Dies. (Hg.): Schriftenreihe des Landesmuseums Natur und Mensch, Heft 78. Niedersächsisches Landesmuseum, Landesmuseum Natur und Mensch Oldenbourg. Mainz am Rhein : Verlag Philipp von Zabern 2011.
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  • Ziad, Elmarsafy: Edward W. Said: Worldliness and Performance. In Sociétés & Représentations, 2014/1 (No 37), p. 53-67. (https://www.cairn.info/journal-societes-et-representations-2014-1-page-53.htm, letzter Abruf: 09.10.2020).
  1. Internetseiten

[1] Peter O‘ Toole (1932-2013), war ein irischer Schauspieler, der in über neunzig Fernseh- und Filmproduktionen zu sehen war. Lawrence von Arabien war die Rolle seines Lebens. Er wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, u. a. bekam er acht Oskarnominierungen, vier Golden Globes, ein Emmy und 2003 den Ehrenoskar für sein Lebenswerk.

[2] Lawrence, T. E., Die sieben Säulen der Weisheit, S. 333f.

[3] T. E. Lawrence kämpfte im Wesentlichen mit Beduinen, sesshafte Araber werden in den Sieben Säulen der Weisheit nur am Rande erwähnt.

[4] Napoleon nahm auf seinen Ägyptenfeldzug eine große Gruppe unterschiedlichster Wissenschaftler mit – die ‚Commission des sciences et des arts‘, die das Land wissenschaftlich erforschen sollten. Die Ergebnisse wurden schriftlich in der ‚Description de l’Égypte‘ festgehalten. Dies war der Beginn der modernen Ägyptologie und nach E. Said der Beginn des modernen Orientalismus: Vgl. Said, E.: Orientalismus, S. 33, 56, 407.

[5] Said nutzt den Diskursbegriff in Anlehnung an Foucault und seine Diskurstheorie. In einem Punkt unterscheidet sich Said allerdings, im Gegensatz zu Foucault bezieht Said individuelle Autoren in seine Analyse ein: Vgl. Said, E.: Orientalismus, S. 34: „Doch im Unterschied zu Michel Foucault, dessen Werk ich sehr viel verdanke, glaube ich an den prägenden Einfluss einzelner Schriftsteller auf den ansonsten anonymen kollektiven Fundes von Texten, die eine Diskursformation wie jene des Orientalismus begründen.“

[6] Said, E.: Orientalismus, S. 11f.

[7] Said kritisiert den Begriffskomplex ‚Wesen des Orients‘. Vgl. Osterhammel, J.: Edward Said und die Orientalismus-Debatte, S. 600: „Der orientalistische Diskurs beruht […] auf der Vorstellung, es gebe ein zeitloses „Wesen“ des Orients, das ihn von Europa unterscheide. […] Dieses verdinglichende Substanzdenken, oft auch als „Essentialismus“ bezeichnet, schließe, so Said, von vorneherein die Wahrnehmung möglicher Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zwischen den Zivilisationen aus.“

[8] Vgl. Said, E.: Orientalismus, S. 32. Said geht in seinem Werk ‚Orientalismus‘ auf unzählige Autoren ein, wie beispielsweise Richard Burton, Karl Marx, Edward William Lane, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schlegel, William Shakespeare und viele mehr.

[9] Antonio Gramsci (1891-1937), führender marxistischer Theoretiker Italiens, begründete die Theorie der ‚kulturelle Hegemonie‘. Vgl. Bates, Thomas R.: Gamsci and the theory of hegmony. p. 351: „The basic premise of the theory of hegemony is one with which few would disagree: that man is not ruled by force alone, but also by ideas.“

[10] Said, E.: Orientalismus, S.15f.

[11] Ebd., S.16.

[12] Said, E.: Orientalismus, S. 255f.

[13] Vgl. Ebd., S. 262.

[14] Vgl.: Ziad, E.: Edward W. Said: Worldliness and Performance, pp. 53-67.

[15] Garnett, D.: (Hg.), The Letters of T. E. Lawrence of Arabia (1938), S. 244.

[16] Said, E.: Orientalismus, S. 263.

[17] Für Said trägt die persönliche Erfahrung nicht dazu bei, dass die Genannten ihre Verstrickung im diskursiven Netz des Orientalismus erkennen, eher im Gegenteil. Vgl. Said, E.: Orientalismus, S. 256: „Sie alle (Gertrude Bell, T. E. Lawrence und St. John Philby Anm.J.L.) setzten den Orient mit ihren direkten, eigentümlichen Erlebnissen gleich, […].“

[18] Richard Burton (1821-1890) reiste als muslimischer Pilger nach Mekka und Medina. Seine Erlebnisse fasste er in dem Reisebericht „Personal narrative of a pilgrimage to El Medinah and Meccah „ (London 1855) zusammen. Said geht vielfach auf Burton ein: Vgl.: Said, E.: Orientalismus, passim.

[19] Charles Montagu Doughty (1843-1926), Schriftsteller und Forschungsreisender, bereiste1876 und 1878 Mittel- und Nordarabien. Seine Forschungsergebnisse hielt er in dem zweibändigen Werk „Travels in Arabia Deserta“ (Cambridge 1888) fest. Said geht mehrfach auf Doughty ein: Vgl.: Said, E.: Orientalismus, S.120, passim.

[20] Vgl. Tidrick, K.: Heart Beguiling Araby, The English romance with Arabia.

[21] Hogarth, D. G. The penetration of Arabia, A Record of the Development of Western Knowledge Concerning the Arabian Peninsula.

[22] Das arabische Büro war von 1916 -1920 eine Unterabteilung des Kairoer Geheimdienstes und zuständig für die Sammlung und Verbreitung von Propaganda und geheimdienstlichen Nachrichten über den Nahen Osten.

[23] Said, E.: Orientalismus, S. 255.

[24] Doughty rät Lawrence von der Reise zu der Jahreszeit wegen der zu großen Hitze ab, aber Lawrence lässt sich nicht davon abbringen. Zur Vorbereitung auf die Reise, auf der er Kreuzfahrerburgen besichtigte, arbeitete er sich durch Doughtys Reisebericht „Travels in Arabia“. Vgl. Thoureau, P.: Lawrence von Arabien, ein Mann und seine Zeit, S.29f.

[25] Tidrick, K.: Heart Beguiling Araby. The Englisch romance with Arabia, S. 164.

[26] Wilson, J.: Lawrence von Arabien, Die Biographie, S. 120.

[27] Vgl. Lawrence, T. E.: Die sieben Säulen der Weisheit, S. 306 ff: „Wir waren in der Tat dieses Wadi Sirhan überdrüssig, […], wo wir uns Medizinen verschaffen und die Krankheit nachdrücklich bekämpfen könnten.“

[28] Ebd., S. 13.

[29] Ebd., S. 328.

[30] Tidrick, K.: Heart beguiling Araby. The english romance with Arabia., S. 174.

[31] P. Thorau weist darauf hin, dass es eher ein Aufstand der Beduinen war als der Araber, weil diese maßgeblich beteiligt waren. Vgl.: Thoreau, P.: Nur Nadelstiche in der Wüste? T. E. Lawrence und die Arabische Revolte in: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos, S.177f.

[32] Die Bahn von Damaskus nach Medina über eine Strecke von 1300 Kilometern ist 1908 fertiggestellt worden.

[33] Thoreau, P.: Nur Nadelstiche in der Wüste? T. E. Lawrence und die Arabische Revolte in: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos, S.175

[34] Morsey, K.: T. E. Lawrence und der arabische Aufstand, S. 55.

[35] Lord Kitchener (1850-1916) war britischer Feldmarschall und Politiker. Vor dem 1. Weltkrieg war er Hochkommissar für Ägypten. Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurde er Kriegsminister.

[36] Vgl. Morsey, K.: T. E. Lawrence und der arabische Aufstand, S. 56f.

[37] England verlor die Schlacht um die Dardanellen und der Vormarsch im Nahen Osten wurde durch die Niederlage bei Kut al‘ Amara gestoppt. Vgl.: Thoreau, P.: Lawrence von Arabien, Ein Mann und seine Zeit, S. 74.

[38] Thoreau, P.: Lawrence von Arabien, Ein Mann und seine Zeit, S. 127.

[39] Die Husayn-McMahon–Korrespondenz war ein Briefwechsel zwischen dem Hochkommissar für Ägypten und Scherif Husayn, der für die Zeit nach dem Krieg einen unabhängigen arabischen Staat forderte und das Einverständnis zur Gründung eines Kalifats. Der Briefwechsel war wegen McMahons unklaren Aussagen bezüglich der territorialen Aufteilung umstritten.

[40] Das Sykes-Picot-Abkommen, geschlossen am 16. Mai 1916, war ein geheimes Abkommen zwischen England und Frankreich über die Aufteilung der Gebiete des Nahen Ostens nach dem I. Weltkrieg.

[41] Vgl. Morsey, K.: T. E. Lawrence und der arabische Aufstand, S. 84: „Als die Truppen nun Anfang Juni 1916 in Medina eintrafen, glaubte Hussein irrtümerlicherweise, die Türken hätten von seiner Kontaktaufnahme zu Engländern Kenntnis erhalten und das Truppenaufgebot sei gegen ihn gerichtet.“

[42] Faisal (1883-1933), Sohn Husayns, des Scherifen von Mekka, war militärischer Anführer des Arabischen Aufstandes. Nach dem Krieg wurde er zunächst König von Syrien (1920) und später König des Irak (1921-1933).

[43] Morsey, K.: T. E. Lawrence und der arabische Aufstand, S. 118.

[44] Edmund Allenby (1861-1936), britischer Feldmarschall, war im I. Weltkrieg Kommandeur der alliierten Truppen auf dem Sinai und in Palästina.

[45] Mit dem Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920 erhielt Großbritannien das Mandat über den Irak, Jordanien und Palästina, Frankreich über Syrien und den Libanon.

[46] Renton, J.: Changing Languages of Empire and the Orient: Britain and the Invention of the Middle East, 1917-1918, S. 646.

[47] Vgl.Said, E.: Orientalismus, S. 235, 236f.

[48] Cirakman, A.: From Tyranny to Despotism: The Enlightenment’s Unenlightened Image of the Turks, S. 17.

[49] Vgl. Renton, J.: Changing Languages of Empire and the Orient: Britain and the Invention of the Middle East, 1917-1918, S. 648.

[50] Ebd., S. 648.

[51] Vgl. Renton, J.: Changing Languages of Empire and the Orient: Britain and the Invention of the Middle East, 1917-1918, S. 653.

[52] T. E. Lawrence: Die Sieben Säulen der Weisheit, S. 94.

[53] Vgl. Ebd.: S. 260f.

[54] Wilson, J.: Lawrence von Arabien, Die Biographie, S. 286.

[55] Morsey, K.: T. E. Lawrence und der arabische Aufstand, S. 186.

[56] Vgl.: Thoureau, P.: Lawrence von Arabien, ein Mann und seine Zeit, S. 135.

[57] Morsey, K.: T. E. Lawrence und der arabische Aufstand, S. 272.

[58] Vgl. Wilson, J.: Lawrence von Arabien, eine Biographie, S. 475: „Nach über vier Monaten in London ging Thomas mit seiner Vortragsreihe auf Tournee durch die Provinzen und später durch das ganze britische Reich. In den darauffolgenden Jahren lauschten über vier Millionen Menschen seiner epischen Schilderung von Lawrence‘ Abenteuern in Arabien.“

[59] Thoreau, P.: Lawrence von Arabien, Ein Mann und seine Zeit, S. 179.

[60] Hoffmann, D.: Die Genese des Mythos Lawrence von Arabien. In: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos, S. 39.

[61] Vgl. Wilson, J.: Lawrence von Arabien, Eine Biographie, S. 472ff.

[62] Thoreau, P.: Lawrence von Arabien, Ein Mann und seine Zeit, S. 179.

[63] David Lean (1908-1991), britischer Filmregisseur, der u.a. durch seine Filme Die Brücke am Kwai (1957) und Doktor Schiwago (1965) bekannt geworden ist.

[64] https://www.listchallenges.com/american-film-institute-top-10-epic-movies, abgerufen am 10.10.2020.

[65] http://www.filmstarts.de/kritiken/4749/kritik.html, abgerufen am 11.10.2020.

[66] Hain, H.H.: Lawrence of Arabia – ein Mythos auf Zelluloid und die Geschichte. In: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos, S. 284.

[67] Hain, H.H.: Lawrence of Arabia – ein Mythos auf Zelluloid und die Geschichte. In: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos, S. 289.

[68] Lawrence von Arabien, DVD 1,TC 0:32:15- 0.32.31.

[69] Kramer, T.: Der Orient-Komplex, Das Nahost-Bild in Geschichte und Gegenwart, S. 193.

[70] Lawrence von Arabien, DVD 1,TC 0:48:58- 0.49.32.

[71] Die Engländer haben den Beduinen bewusst den Vortritt gelassen. Vgl. Thorau, P., Lawrence von Arabien. Ein Mann und seine Zeit, S. 153: „Indem Allenby den Anhängern des Scherifen gestatte, vor den regulären Truppen die Stadt zu betreten, zeigte er sich für die Leistungen der Beduinen im gemeinsamen Kampf gegen die Osmanen erkenntlich.“

[72] Lawrence von Arabien, DVD 2,TC 1:04:37- 1.10.27.

[73] Hain, H.H.: Lawrence of Arabia – ein Mythos auf Zelluloid und die Geschichte. In: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos, S. 290.

[74] Lawrence von Arabien, DVD 1,TC 0:37:45- 0.37.54.

[75] Auda abu Tayi (1874-1924) war Anführer des Beduinenstammes der Howeitat.

[76] Vgl. Hain, H.H.: Lawrence of Arabia – ein Mythos auf Zelluloid und die Geschichte. In: Fansa, Mamoum / Hoffmann, Detlef (Hg.): Lawrence von Arabien. Genese eines Mythos, S. 287: „Bentley steht im Film für den amerikanischen Journalisten Lowell Thomas, dessen Rolle für die Mythisierung Lawrence‘ in den 1920er-Jahren kaum zu überschätzen ist, der aber hier zur Unkenntlichkeit verzerrt ist.“

[77] Lawrence von Arabien. Regie: David Lean. Drehbuch: Robert Bold / Michael Wilson. GB: Columbia Pictures 1962. DVD (Award Winner Collection) 2008. 16:9 Widescreen. DVD 2, TC 0:15:00- 0:15:26.

[78] Lawrence von Arabien, DVD 2, TC 0:19:37- 0:19:58.

[79] Wiedemann, F.: Männlichkeitskult und romantischer Antikolonialismus im europäischen Beduinenbild des 19. und frühen 20. Jahrhundert, S. 64.

[80] Kramer, T.: Der Orient-Komplex, Das Nahost-Bild in Geschichte und Gegenwart, S. 193.

[81] Vgl: Lawrence von Arabien, DVD 2,TC 1:19:00- 1.25.01: So sagt Faisal am Ende, als es darum geht Verhandlungen um die Nachkriegsregelungen aufzunehmen, zu General Allenby: „ Wir sind doch beide erleichtert, daß wir ihn [Lawrence, Anm. J.L.] los sind, nicht wahr?“ und zeigt damit eine Härte und Skrupellosigkeit, die über die der westlichen Protagonisten hinausgeht. So antwortet Allenby: „Ich dachte, ich wäre ein harter Mensch, Sir.“

[82] Wiedemann, F.: Männlichkeitskult und romantischer Antikolonialismus im europäischen Beduinenbild des 19. und frühen 20. Jahrhundert, S. 62.

[83] Osterhammel, J.: Wissen als Macht: Deutungen interkulturellen Nichtverstehens bei Tzvetan Todorov und Edward Said, S. 148.