Hüttenleben im Walde

 

Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.

Henry David Thoreau

Photo: Ulrich Bergmann

 

 

Das Sauerland betrachte ich als Rückzugsraum. Im Rheinland kann man experimentieren, man kann sich irren, doch niemand will Fehler machen, niemand will sich hier irren, alle wollen Sieger der Geschichte sein; auch ihrer eigenen Lebensgeschichte, über die sie keinesfalls die Deutungshoheit verlieren wollen. Alles Neue beginnt als ein Fehler; auch im Land der tausend Berge.

 A.J. Weigoni

 

 

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Henry David Thoreau gilt als Schriftsteller auch in formaler Hinsicht als eine der markantesten Gestalten der klassischen amerikanischen Literatur. Eine Einführung in Leben und Werk von Gerhard Gutherz findet sich hier. Als sorgfältig feilender Stilist, als hervorragender Sprachkünstler hat er durch die für ihn charakteristische Essayform auf Generationen von Schriftstellern anregend gewirkt. Wir begreifen die Gattung des Essays auf KUNO als eine Versuchsanordnung, undogmatisch, subjektiv, experimentell, ergebnisoffen.

Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.