Das Filmbild muss Grafik werden

 

Vor 100 Jahren wurde Dr. Caligari uraufgeführt, dank des Kinos wurde er unsterblich

Das Filmbild muss Grafik werden

Hermann Warm

Er zählt zu den einflußreichsten Spielfilmen der Filmgeschichte: Das Cabinet des Dr. Caligari feierte am 26. Februar 1920 im Berliner Kino Marmorhaus Premiere. Die Binnenhandlung dieses expressionistischen Stummfilmklassikers erzählt die Geschichte des Dr. Caligari, der mit Hilfe des Somnambulen Cesare eine norddeutsche Kleinstadt in Panik versetzt. Tagsüber präsentiert Dr. Caligari den an einer tranceartigen Krankheit leidenden Cesare auf dem Jahrmarkt. Dort sagt der hochgewachsene, dürre und blasse Somnambule den Schaulustigen die Zukunft voraus. Nachts jedoch schleicht der Scherge von Dr. Caligari durch die Stadt und begeht unter dem Einfluss seines Herrn furchtbare Morde. Als eines Nachts ein junger Mann ermordet wird, dem Cesare den nahen Tod prophezeit hatte, ahnt Francis, ein Freund des Toten, daß Dr. Caligari mit der Sache zu tun hat. Und als Francis′ Freundin Jane von Cesare entführt wird, wird diese Ahnung zur Gewissheit. Eine aufgebrachte Menge macht sich auf die Jagd nach dem flüchtenden Doktor. In einem Irrenhaus scheint Francis den Schausteller in die Enge getrieben zu haben, doch da macht er eine furchtbare Entdeckung: Der wahnsinnige Dr. Caligari ist Direktor der Anstalt… Diese dramaturgische Klammer schafft die Doppelbödigkeit des Films, denn Francis, der die Geschichte von Dr. Caligari erzählte, ist selbst Insasse der Nervenheilanstalt.

 

 

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Kurt Tucholsky über die Premiere von Dr. Caligari.

Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Daher sei sei Enno Stahls fulminantes Zeitdokument Deutscher Trash ebenso eindrücklich empfohlen wie Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Ebenso verwiesen sei auf Trash-Lyrik.