Fraglos Leben

 
Tom de Toys wurde inspiriert von Autoren, die Risiken eingegangen sind, die sich immer wieder erneuert haben und nicht nur harmlose Variationen ihrer selbst anboten wie etwa Rolf Dieter Brinkmann, Enno Stahl, Hadayatullah Hübsch, Stan Lafleur und Thomas Kling. Toys verzichtet bei den meisten seiner Gedichte auf traditionelle Metren oder Reime, stattdessen sind sie in Versgruppen unterschiedlicher Länge arrangiert. Häufig findet man Staccatosätze, Enjambements und Wortwiederholungen – Alliteration, Reim und Tautologie, die wahlweise als rhetorisch, topisch oder poetisch verwendet werden, viele seiner Gedichte verweisen auf eine Mündlichkeit, die meist erst später verschriftlicht wurde.
Unabhängige Literatur lebt auch von ihren Mißverständnissen. Und das ist gut so. Ein geistvoller Irrtum bewirkt oft mehr als eine belanglose Richtigkeit. Mit der Energie von Tom de Toys könnte man eine mittelgroße deutsche Kleinstadt versorgen, Beleuchtung, Nahverkehr und alle Kneipen inklusive. Seine Texte in seinem wahrscheinlich wuchtigstem Band METAMOTIVATION IST MÖGLICH besitzen einen rasenden Pulsschlag (dazu mehr auf KUNO an anderer Stelle), auch wenn sie mal danebengehen – und von wie vielen deutschen Off-Autoren kann man das behaupten?

 

 

***

Fraglos LEBEN: 55 Großartige Gedichte von Tom de Toys, 2015-2019

Weiterführend → 

KUNO verlieh dem Autor für den Band Das Gespür für die Welt den Twitteraturpreis 2015.

Post navigation