Für die linke Spur zu langsam


Seit Jahren sitzt Du und feilst an
Deinem Geschenk für die Welt
Es kommt nur noch auf Details an
und muß, damit es ihr gefällt
noch großartiger werden –
Du hast noch nicht alles versucht
Bist längst besser als die andern
die ander’n war’n nicht gut genug
Für die linke Spur zu langsam
Für die rechte Spur zu schnell
Entlang den immergleichen
Leitplanken, Schildern und Zeichen
Und die Frau, die ihr Leben
mit Dir teilt und Dich liebt –
manchmal ist sie Dir peinlich
& dann denkst Du es gibt
eine bessere Liebe für Dich
& dann fühlst Du Dich schlecht
& hoffst, daß sie es nicht merken wird
doch klar sie merkt es erst recht
Für die linke Spur zu langsam
Für die rechte Spur zu schnell
Entlang den immergleichen
Leitplanken, Schildern und Zeichen
Und dann fahr ich ans Meer raus,
so wie ich’s immer mach
wenn ich allem entfliehn will,
das ich nicht mehr ertrag,
park den Bus in den Dünen
und setz mich irgendwo hin,
seh rauf aufs Wasser und warte bis ich jemand anders bin
Für die linke Spur zu langsam
Für die rechte Spur zu schnell
Entlang den immergleichen
Leitplanken, Schildern und Zeichen
der Mittelstreifen wird niemals für uns beide reichen ?

***

„Liwas Songs besitzen die Kraft, als Aussage stehen zu bleiben, ohne irgendwann umzufallen. Worte, gleichsam aus dem Leben gegriffen und nicht aus der Luft geholt, Worte voll von Echtheit und Eigentlichkeit; Worte von Dringlichkeit und Sehnsuchtshaftigkeit.“, hies es in der Begründung zum Hungertuchpreis 2003. Seitdem hat der Meister der kleinen Form die Hoffnung nicht aufgegeben: „Hey“, singt Liwa, „vielleicht ist da ja noch was“