Es fiel ihm schwer, die Kontrolle über seine Füße zu behalten. Kaum setzte er einen Fuß vor den anderen, winkelte der Boden schroff ab, um sich bald schon zu beugen biegen kanten krümmen neigen senken falten fügen.
So ging es Schritt für Schritt. Alles war Fläche, der keinen Raum duldete. Kein Boden war ein Boden. Keine Wand eine Wand. Keine Decke eine Decke. Alles war weder dieses noch jenes, ihre Namen waren flüchtig, ohne Sinn. Wo sich Fläche an Fläche legte, wusste er nicht, wohin sie führte und was sie war.
Was hieß ihm schon oben, wo es kein unten gab? Was vorne hinten heute morgen? Kommen war Gehen, Gewissheit Taumel, Vertrauen Angst.
Er hatte keine Perspektive mehr, sie war ihm ein Gewirr unsäglicher Fluchtpunkte, die enden nie
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Freilauf, Miniaturen von Stefan Oehm, KUNO 2018
Die Miniaturen von Stefan Oehm sind eine Reihe von Short-Shorts, kurze Kurzgeschichten. Diese konzentrierten Prosastücke sind fast alle hintersinnig und mindestens doppelbödig. Einige bringen im Kopf des Lesers eine – kleinere oder größere – Welt zum Erblühen. Oder auch zum Verwelken.