Das ist etwas anderes

 

Da ist der Vater.
Dort ist der Sohn.
Sie sind miteinander verwandt.
Sonst haben sie nichts miteinander zu tun.
Die Schwester sagt
Er ist auch mein Vater.
Ja, sagt der Sohn, aber das ist etwas anderes.
Der Sohn schreibt einen Brief.
Der Sohn schreibt einen Brief an den Vater.
Der Brief wird gedruckt.
Alle Welt liest den Brief.
Alle Welt sagt
Was für ein verlorener Sohn.
Was für ein trauriger Brief.
Der Vater hält seinen Sohn für einen Käfer.
Er ist auch dein Kind sagt die Schwester.
Ja, sagt der Vater, aber das ist etwas anderes.

 

 

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Die Redaktion empfiehlt den Band: Bis der Schnee Gewicht hat: Märchenmotive (Lyrik) von Elke Engelhardt, Pop-Verlag, Ludwigsburg.

Der Anfang waren die Märchen der Brüder Grimm und Hans Christian Andersens, die mir, wie wohl den meisten anderen Kindern auch, erzählt wurden. Später dieselben Märchen, diesmal mit mir als Erzählerin und Anne Sexton, die mir beim Vorlesen über die Schulter sah, und nach und nach immer mehr neue Fäden in meine Gedanken und in die alten Geschichten spann. So sind über die Jahre Gedichte und kurze Geschichten entstanden, die ihren Ursprung nicht verleugnen, sondern versuchen, diese Quelle zum Ausgangspunkt eines eigenen Weges zu machen. Die hier zusammengestellten Texte vollziehen den Weg zwischen dem Versuch, eine eigene Form zu finden, und dem spielerischen Rückgriff auf die Traditionen nach.

 

Weiterführend →

Lesen Sie zum Themenfeld Märchenmotive auch einen Essay von Holger Benkel über die Brüder Grimm.