Wortler

ist der Name eines Wortes männlichen Geschlechts. Wortler wirft ohne erkennbaren Sinn Geld in Spielautomaten und wartet nicht ab. Wortler besäuft sich ohne zu bezahlen. Wortler schläft in Freudenhäusern im Klo oder in besonderen Fällen und tagsüber in der Besenkammer. Wortler hütet weder Wölfe noch Schafe. Wenn Wortler Landarbeiter ist, bearbeitet er das Land mit nachempfundenen Sprüchen aus einem neu überarbeiteten Sprachfehlerlexikon. Wortler wirft Angeln aus, wenn er Fische sieht, wo niemand Fische sieht. Wenn alle Fische sehen, wirft er die Angel in entgegengesetzter Richtung. Wenn er Füße sieht, wirft Wortler keine Angeln aus. Wortler sammelt niemals seltene Schmetterlinge. Wortler erhebt sich auf Erhebungen und sieht übers Land, vertieft sich, wenn er Vertiefungen sieht, in Vertiefungen. Wortler ist der Gründer eines Anglerkollektivs. Wortler ist der Gründer eines Gegenvereins. Wortler setzt mit Gleichgesinnten verlassene Windmühlen instand und in Gang. Wortler bringt ausgediente Lokomotiven auf Hochglanz. Wortlers Kuh ist – Wortler hätte, wenn er Bauer wäre, eine Kuh – die magerste auf der Weide. Wortler rührt nicht den Zink für gezinkte Karten. Wortler würfelt mit Maulwürfen um sein Vermögen. Wortler hat noch keiner, während es regnet, weinen gesehen. Wortler verdient einiges Geld mit kleinen Arbeiten in der Mittagszeit. Wortler ist nicht verwitwet. Wortler will heiraten, sobald es Abend wird

 

 

***

Vom Raben was, von Arthur Breinlinger, KUNO 2018

Arthur Breinlinger versucht das Vergehen der Zeit mit den Mitteln der Kunst zu vergegenwärtigen. Er beschreibt die Komplexität angenehm schlicht, ohne sie zu reduzieren. Dieser Autor hat die Lizenz zum Fiktiven, das Ausfantasieren und Tagträumen, und sich die Freiheit genommen mit Vom Raben was in einem Zyklus von Prosakunststückchen zu erzählen. Annäherung an die Poesie ist bei ihm mehr als eine literarische Technik, es ist eine Grundbewegung des Lebens.

Weiterführend → Eine Einführung von Ulrich Bergmann zum Zyklus Vom Raben was lesen Sie hier.