REBELLION DES LICHTES IN DER FINSTERNIS

 

was weiß ich
wie die welt geht
ich seh bloß zu
dass ich noch zu mir steh…
erst gewachsen im schmerz
dann gedroschen
unter diesem freien himmel
leer & mutig
stroh auf dem feld
& wandel oben so tief

der genagelte
im verließ der kirche…
ansonsten alles im netz
im wertfreien raum
wo das sein summt
sagt mir einer:
so tief wie du fühlst
können die nicht einmal pissen
ich weiß
das ist kein trost
aber ein kreuz
ich sag dem gekreuzigten
pass auf
wir lassen den glauben
all den paulussen
aber das licht bleibt hier
: ja klar meint er:
nicht unter den scheffel…

 

 

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aus: vor den toren von tag & nacht, Gedichte von Günter Abramowski,, elbaol verlag, Hamburg 2014

Günter Abramowskis Gedichte treffen den Leser. Aber nicht mit jener billigen Theatralik, die es allenthalben als wohlfeile Lyrikware zu kaufen gibt. Nein, hier dichtet einer, der nicht anders kann und, das ist ja wichtig, der es auch vermag. Die Gedichte sind verdichtete Wirklichkeiten. Die Qualität der Komposition ist hoch, die Wahl der Worte wohl erwogen. Und der Dichter beschränkt sich nicht auf den inneren Kontinent, nein, immer, auch in der Innenbetrachtung, spiegelt sich das Äußere. Das ist jene Dialektik, die man in allen großen Gedichten finden kann und in vielen kleinen. So auch hier. Damit erst wird die Verdichtung zur Dichtung: In dem sich nicht abschneidet, sondern mehr bietet, in dem sie sich ihrer Sprache sicher ist und damit mit dem Verstand und dem Herzen verständlich wird.

Leander Sukov