Das Tagebuch sei »diskreditiert«, schrieb Roland Barthes und hatte dennoch den Mut, zu Lebzeiten seine Incidents zu veröffentlichen.
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Nicht nur die Spieler, höre ich, auch die Schiedsrichter unterliegen dem Limit des Alters.
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Ich will behalten, was Hans Erich Nossack gern weitererzählte: Alfred Döblin, in den ersten Jahren Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, habe ab und zu gesagt: Deshalb verstünden sich die versammelten Autoren so gut, weil keiner die Bücher des anderen gelesen habe. Auch deshalb behalte ich Döblins Bemerkung, weil sie bis heute gilt – und nicht nur für das Zusammensein von Autoren bei Tagungen in Mainz.
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Die Fernsehprogramme, die Sendezeiten, die Einschaltquoten beweisen: Die Zuschauer können sich an den abscheulichen Verbrechern der NS-Diktatur noch immer nicht sattsehen.
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Ein Pappel-Fund für meine Sammlung, wo er nicht zu erwarten war: auf den letzten Seiten von Alexander Watts Jenseits von Wahrheit und Lüge. Keine Gedicht-, sondern Prosazeilen, die neben den lyrischen Vergleichen bestehen: »Es war Winter. Diese zauberhaften Pappeln von Alma Ata, vor allem die jungen, sahen aus wie die Zöpfe junger Mädchen. Natürlich voller Rauhreif …, als seien sie mit Brillanten übersät.«
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Der junge Referent, der im Domforum über Leben und Werk Peter Huchels sprach, erwähnte gegen Ende »die zahllosen Preise«, die man ihm in den letzten Lebensjahren zugesprochen hat. Er nannte weder die Namen der Stifter noch der Juroren, nicht die Geldsummen. Der junge Referent, der Huchel persönlich nie begegnete, weiß nicht, was die Preise und die Honorierung ihm bedeutet haben. Das Gleiche gilt für andere Autoren, die ich kannte und die es ebenso schwer hatten, die letzten Lebensjahre zu bestehen.
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»Ich sagte«, »Ich sagte«, »Ich sagte«, so beginnt Montesquieu viele seiner Pensées. Nicht allein, was ihm am Schreibtisch einfiel, auch was er gestern oder vorgestern im Gespräch gesagt hatte, war ihm wert, behalten zu werden. Keiner seiner kostbaren Gedanken durfte verlorengehen. Nun, 350 Jahre später, überschüttet uns die Neuausgabe mit einer Überfülle von Gedanken. Zudem bezeugen sie, wie geistreich in seiner Epoche Unterhaltungen verliefen.
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→ In loser Folge bringt KUNO sämtliche nach 2000 entstandenen Aufzeichnungen Hans Benders (*1919), die erstmals in Matrix 29. Jeder auf seine Art für Hans Bender veröffentlicht werden.
Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.