Leben in Möglichkeitsfloskeln XI

 

Merkwürdig, wie manch ein Tag einen drückt, obwohl keine erkennbare, bewußte oder bekannte Bedrohung über ihm lastet. Als gäbe es einen Grundeindruck des unangenehmen Gefühls, das sich mit einem Mal und völlig ungerufen einstellt, aus seinem latenten Vorhandensein, seinem Versteck sich also plötzlich bemerkbar macht. Als hätte es einen grundsätzlichen Willen, unser Wohlfühlen behindern zu wollen.

Und: Als müßte jeder Tag neu erobert werden und nur dieses Bemühen uns die Zufriedenheit schenkt, mit der wir dann zur Ruhe gehen. Um in einem Kampf aufzuwachen.

Das plötzliche leichte Durchatmen, wenn man ein Stück des blauen Himmels gewahrt und die gespürte Leichtigkeit, die unseren Blick nach oben hebt, das lächelende Blinzeln, als wäre man gerade in diesen Augenblick hineingeboren, der mit einem Mal wahrgenommene Duft der Erde und dann, wenn sich gleich einem Schleier das Bedrückende, auf uns Lastende,  leicht in die Lüfte hebt und für die Augenblicke des Wahrnehmens davonsegelt – dann sind wir wohl glücklich bei uns und unangestrengt leicht.

So hebt man aber auch leicht ab – wir brauchen Erdung.

 

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