Vertrauen

 

Was machst du, wenn du jedes Mal enttäuscht wirst? …wenn bei jedem Versuch ein anderes Ergebnis herauskommt, als dies erwartet wird? …wenn die Aussagen sich von Tag zu Tag wider- sprechen? …wenn Handlung und Reden nicht auf einen Nenner zu bringen sind? …wenn die Gespräche zu keinem Ziel führen? …wenn Versprechungen nicht erfüllt werden? …wenn, wenn, wenn. Es gibt drei grobe Möglichkeiten der Reaktion, vielleicht auch mehr, die hier allerdings nicht dargestellt werden:

Entweder man verliert jedes Vertrauen und wird irgendwann verbittert aufgeben, das ist fatal. Für einen selbst oder für den anderen, eventuell wird sich daraus eine gesellschaftliche Agonie ent- wickeln, wie sie in den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zu verspüren war.

Man kann die Situation auch ignorieren, was sicherlich irgend- wann zu letztlich erster Möglichkeit führen wird, da das Ignorieren hier als aktiver Prozess viel Energie verbraucht, die irgendwann nicht mehr aufgebracht werden kann. Diese Situation ist heute in vielen Fällen gegeben, meist überdeckt von einer oberflächlichen Zuversicht, da es wirtschaftlich zumindest bergauf geht.

Oder aber man behält sich ein Vertrauen in die Wandlungsfähigkeit von Situationen, Prozessen und Menschen vor. Dann wird man die größeren und kleineren Ankündigungen als Wunsch er- kennen, eine neue semantische Füllung vornehmen. Dann muss neu bewertet werden. Dann wird man die Lügen als Wunschwelt entblößen, eine Welt, in der sich trefflich leben lässt, solange man nicht aufgerüttelt wird. Dann wird man immer wieder versuchen, durch Gespräche und Interventionen die Situation aktiv zu verändern. Dann muss man an sich selber arbeiten, nicht das grundsätzliche Vertrauen in die gesellschaftliche und soziale Umwelt zu verlieren.

 

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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, KUNO 1994 – 2019

Die unerhörten Geschichten von Herrn Nipp sind glossierende Anmerkungen die sich schnoddrig mit dem Zeitgeist auseinandersetzen. Oft wird in diesen Kolportagen ein Konflikt zwischen Ordnung und Chaos beschrieben. Wir lesen sowohl überraschendes und unerwartetes, potentiell ungewöhnliches, das Geschehen verweist auf einen sich real ereigneten (oder wenigstens möglichen) Ursprung des Erzählten.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Papier ist autonomes Kunstmaterial, daher ein vertiefendes Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421