Die Jagd nach Dr. U.

Er war mir Anschauung, Beweis, dass die Existenz des Dichters möglich ist.

Konrad Bayer

Die Werke von H.C. Artmann sind nur scheinbar von volkstümlichem Charakter. Hier lassen sich Traditionen der europäischen Poesie vom Barock bis ins 20. Jahrhundert erkennen. Er befreite den Dialekt von der nationalistischen Vereinnahmung, indem er österreichische Mundart-Experimente veröffentlichte. Damit zeigte er, wie besinnlich Volkssprache sein kann, auch wenn er sich von dieser in späteren Jahren wieder entfernte und auf subtilere Sprachspiele zurückgriff. Trotzdem nahmen sich viele Autoren seines Stils an, besonders im deutschsprachigen Raum fungierte er als Vorbild. In seine Dialektlyrik integrierte Artmann schwarzen Humor. Die Jagd nach Dr. U. ist ein Meisterwerk des Trash.

 

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Die Jagd nach Dr. U. oder Ein einsamer Spiegel, in dem sich der Tag reflektiert, von H.C. Artmann. Salzburg, Residenz 1977

KUNO hat ein Faible für Trash. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Daher sei sei Enno Stahls fulminantes Zeitdokument Deutscher Trash ebenso eindrücklich empfohlen wie Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Ebenso verwiesen sei auf Trash-Lyrik.